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WattenMord (German Edition)

WattenMord (German Edition)

Titel: WattenMord (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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hier los?“ Sie gab sich Mühe, das Zittern in ihrer Stimme zu unterdrücken.
    „Ich habe mit Fedders gesprochen, weil die Bürgerinitiative wieder eine Aktion plant. Er hat mich gebeten, mich aus dem öffentlichen Geschehen fernzuhalten. Als Lehrer habe ich eine Vorbildfunktion meinen Schülern gegenüber – und ich soll Verantwortung übernehmen.“
    „Torben, du bist einer der verantwortungsvollsten Lehrer an dieser Schule. Niemand setzt sich so wie du für den Umweltschutz ein.“
    „Das weiß Fedders auch. Aber er mag es nicht, wenn der Dockkoog zum Politikum wird und ich als Gründer der Bürgerinitiative immer mein dummes Gesicht in die Kameras der Reporter halte.“ Er lächelte. „Und ich kann ihn verstehen. Also werde ich mich ein wenig im Hintergrund halten, wenn wir demonstrieren.“
    „Du kannst nichts gegen das Bauvorhaben tun“, behauptete Levke. „Holger Heiners ist ein mächtiger Mann, und er hat gute Argumente, warum er das Ressort ausgerechnet in Husum errichten will. Vielleicht solltest du das endlich einsehen. Er zerstört keine Umwelt. Nur der Parkplatz, das alte Hotel und der Campingplatz sollen für den Neubau weichen.“ Nun schüttelte sie den Kopf. „Die ganzen Demonstrationen sind völlig überflüssig, und du solltest endlich mit deiner Stimmungsmache gegen ihn aufhören, wenn …“
    Die Tür öffnete sich, und sie fuhren erschrocken auf. Madeleine Oelke blickte in den fensterlosen Raum. Sie sah, dass Schäfer seine Hände auf Levkes Schultern gelegt hatte und sie sich sehr nahe zu sein schienen. Die Störung war ihr unangenehm.
    „Oh“, murmelte sie mit rotem Kopf. „Ich hätte anklopfen sollen. Entschuldigung.“ Ohne eine Antwort von Schäfer und Levke abzuwarten, zog sich Madeleine Oelke zurück.
    Sie waren wieder allein.
    „Jetzt glaubt sie bestimmt, wir hätten was miteinander“, murmelte Levke irritiert und strich sich eine Haarsträhne hinter das Ohr.
    Torben Schäfer lächelte. „Haben wir das denn nicht?“
    Levke schüttelte den Kopf und stemmte energisch die Hände in die Hüften. „Torben, bitte!“ Dann atmete sie ein paar Mal tief durch. Wenn sie jetzt dicht machte, dann würde sie von Schäfer nichts mehr erfahren, so viel stand fest.
    „Also – was wollte die Polizei von dir?“ Sie gab sich Mühe, nicht allzu schnippisch zu klingen.
    „Sie hatten ein paar Fragen an mich. Es hat einen Zwischenfall gegeben, der mir und ,Rettet den Dockkoog‘ zugute kommen könnte.“
    „Was ist das für ein Zwischenfall?“ Levke verengte die Augen zu schmalen Schlitzen.
    „Mein größter Feind lebt nicht mehr.“ Er blickte sie mit ernster Miene an. „Holger Heiners wurde heute Morgen tot im Großbecken des Multimar Wattforums gefunden.“
    Sie glaubte zu fühlen, wie man ihr den Boden unter den Füßen wegzog. „Bitte?“, fragte sie heiser und spürte, wie Tränen in ihre blauen Augen schossen. „Sag, dass das nicht wahr ist!“
    „Ich fürchte, dann müsste ich lügen, Levke. Holger Heiners wurde ermordet.“
    Sie hatte genug gehört. Es klang schlüssig. Plötzlich wusste sie, warum sie ihn telefonisch nicht erreicht hatte. Es war so viel unausgesprochen gewesen, und sie hatte nach einer schlaflosen Nacht das Bedürfnis gehabt, ihm ihre Gedanken mitzuteilen, sich ihm noch weiter zu öffnen, als sie das jemals getan hatte. Doch sie hatte nur seine Mailbox erreicht und ihm natürlich keine Nachricht hinterlassen. Und sie hatte unendlich gelitten und den Moment, mit ihm zu sprechen, mit jeder Sekunde dieses Vormittags herbeigesehnt.
    Und nun war alles vorbei?
    Wenn Schäfer die Wahrheit sagte, dann würde sie nie mehr mit ihm sprechen können.
    Nein, schrie alles in ihr, als sie von der Tischkante glitt und aus dem Raum stürmte, ohne sich ein letztes Mal zu Torben Schäfer umzublicken.
    Husum, Badestrand, 12.15 Uhr
    Sie hatte darauf bestanden, noch einmal zum Dockkoog hinauszufahren. Obwohl Petersen nicht verstand, was Wiebke damit bezweckte, so hatte er es nicht übers Herz gebracht, ihr die Bitte abzuschlagen. Nun standen sie vor der Wachstation der DLRG Husum und blickten hinaus auf das Meer. Die Luft roch würzig, und scheinbar hätte Wiebke den Job am liebsten ausgeblendet.
    Im benachbarten Imbiss herrschte bereits reger Verkehr; und auch die meisten der strahlend weißen Strandkörbe waren belegt. Der Wind trieb Kinderlachen an ihre Ohren. Es war ein sonniger Tag geworden, auch wenn nach Jan Petersens Geschmack noch ein paar Grad bis zu seiner

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