Way Out
Theke.
»Elfter Stock«, erklärte der Portier. »Sie gehen nach links bis zur letzten Tür rechts. Ich schicke Ihnen den Haustechniker.« Er deutete zu den Aufzügen und griff nach einem Funkgerät, um den Mann anzufordern. Reacher und Pauling gingen zu einem Aufzug und drückten auf den nach oben zeigenden Pfeil. Eine Kabinentür glitt zur Seite, als hätte der Aufzug auf sie gewartet.
»Du schuldest mir einen Haufen Geld«, meinte Pauling.
»Keine Sorge«, sagte Reacher. »Heute Abend bin ich reich.«
»Hoffentlich ist das Personal in meinem Gebäude besser.«
»Träum nur weiter. Dienstlich war ich in jeder Menge Gebäuden.«
»Du hattest ein Budget für Bestechungen?«
»Nicht zu knapp. Aber das war vor der Friedensdividende. Die hat viele Budgetposten plattgemacht.«
Der Aufzug hielt im elften Stock, und die Tür ging auf. Die untere Hälfte des Korridors bestand aus Sichtmauerwerk; darüber war die Wand verputzt und weiß gestrichen. Das einzige Licht strahlten hüfthoch in die Wand eingelassene Bildschirme ab. Alle glühten in einem sanften Purpurrot.
»Nett«, sagte Pauling.
»Dein Gebäude gefällt mir besser«, bemerkte Reacher.
Sie gingen nach links und fanden die letzte Tür rechts. In Augenhöhe saß eine integrierte Metallbox mit dem Objektiv eines Spions und der Apartmentnummer sowie einer Halterung, in der ein geprägtes Namensschild mit Taylor steckte. Die etwas abgestandene Luft auf dem stillen Korridor roch schwach nach Raumspray oder Teppichreiniger.
Reacher fragte: »Was zahlt er in dieser Umgebung?«
»Miete?«, sagte Pauling. Sie warf einen Blick auf die Abstände zwischen den Türen, um die Größe der Apartments abzuschätzen. »Kleine Dreizimmerwohnung, ungefähr vier Riesen im Monat. In einem Gebäude dieser Art vielleicht sogar viereinviertel.«
»Das ist viel.«
»Nicht wenn man fünfundzwanzig verdient.«
Rechts hinter ihnen ertönte das Klingelzeichen des Aufzugs, und ein Mann in einem grünen Overall, zu dem er einen beigen Werkzeuggürtel trug, trat aus der Kabine. Der Haustechniker. Während er auf sie zukam, zog er einen Schlüsselring aus der Tasche. Stellte keine Fragen. Sperrte nur Taylors Wohnungstür auf, öffnete sie und trat zur Seite.
Reacher ging voraus. Das Apartment fühlte sich leer an. Die Luft in seinem Inneren war stickig. Hinter der Tür lag ein Vorraum von der Größe einer Telefonzelle, dann folgten links eine Edelstahlküche und rechts ein Garderobenschrank. Geradeaus befand sich das Wohnzimmer, links lagen zwei unterschiedlich große Schlafzimmer nebeneinander. Küche und Wohnzimmer wirkten makellos sauber und tadellos aufgeräumt. Die Einrichtung war modern, dezent, geschmackvoll, maskulin. Dunkles Parkett, helle Wände, hochflorige Wollteppiche. Der Schreibtisch bestand aus Ahorn. Dazu kamen ein Klubsessel von Eames und eine Ottomane gegenüber einem Sofa von Florence Knoll. Ein Sessel von Le Corbusier und ein Couchtisch von Noguchi. Elegant. Nicht billig. Klassische Stücke. Reacher erkannte sie aus Zeitschriftenartikeln, die er gelesen hatte. An einer Wand hing ein Gemälde, ein Original. Eine Großstadtszene, geschäftig, grell, lebendig, Acryl auf Leinwand. Regale voller Bücher, die alphabetisch geordnet waren. Ein kleiner Fernseher. Jede Menge CDs und eine hochwertige Stereoanlage mit Kopfhörern. Keine Lautsprecher. Ein rücksichtsvoller Mensch. Ein guter Nachbar.
»Sehr elegant«, stellte Pauling fest.
»Ein Engländer in New York«, sagte Reacher. »Wahrscheinlich hat er Tee getrunken.«
Das größere Schlafzimmer war einfach, fast mönchisch karg eingerichtet. Weiße Wände, ein großes französisches Bett, grau-weiß gestreifte Bettwäsche, auf dem Nachttisch eine italienische Schreibtischlampe, an der Wand ein weiteres Gemälde desselben Künstlers. Der Einbaukleiderschrank verfügte über eine Kleiderstange und übereinander angeordnete Regalfächer. Die Stange hing voller Anzüge, Sakkos, Hosen und Hemden, sorgfältig in Gruppen angeordnet. Alle Kleidungsstücke waren frisch gereinigt oder gewaschen und gebügelt. Alle Kleiderbügel hatten exakt zweieinhalb Zentimeter Abstand. In den Fächern stapelten sich T-Shirts, Unterwäsche und Socken. Jeder Stapel war genau senkrecht ausgerichtet und so hoch wie seine Nachbarn. Im untersten Regalfach standen Schuhe. Solide englische Schuhe, wie Reacher sie auch trug, schwarz und braun, auf Hochglanz poliert. In allen steckten Schuhspanner aus Zedernholz.
»Unglaublich!«, fand Pauling.
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