Way Out
sagte er.
Nachdem sie beide einen Schluck getrunken hatten, gingen sie zurück ins Wohnzimmer und nahmen dicht nebeneinander auf dem Sofa Platz. Er fragte: »Haben Sie beim FBI wegen Anne Lane gekündigt?«
»Nicht direkt. Ich meine, nicht sofort. Aber letzten Endes doch. Sie wissen, wie so etwas abläuft. Ein passendes Bild dafür wäre ein Flottenverband, in dem ein Schlachtschiff unter der Wasserlinie von einer Mine getroffen wird. Es hat keine sichtbaren Schäden, aber es fällt etwas zurück, kommt ein wenig vom Kurs ab, und beim nächsten großen Seegefecht ist es völlig außer Sicht. Das war ich.«
Er schwieg.
Sie sagte: »Aber vielleicht war ich beruflich ohnehin am Ende. Ich liebe New York und wollte nicht von hier weg, und das hiesige Büro wird von einem stellvertretenden Direktor geleitet. Wer weiß, ob ich das jemals geschafft hätte.«
Sie nahm noch einen Schluck Wein, schlug die Beine unter und wandte sich ihm etwas zu, um ihn besser sehen zu können. Auch er drehte sich ein wenig zur Seite, sodass sie sich jetzt mit kaum einem halben Meter Abstand mehr oder weniger gegenübersaßen.
»Wieso sind Sie gegangen?«, fragte sie ihn.
»Weil sie mir gesagt haben, dass ich’s könnte,« antwortete er.
»Sie wollten ohnehin gehen?« »Nein, ich wollte bleiben. Aber als es hieß, ich könnte auf Wunsch auch gehen, hat das irgendwie den Bann gebrochen. Ich habe erkannt, dass ich persönlich für ihre weitere Planung nicht wichtig war. Wahrscheinlich wäre es ihnen recht gewesen, wenn ich geblieben wäre, aber offenbar würde ihnen nicht das Herz brechen, wenn ich ginge.«
»Sie hatten das Bedürfnis, gebraucht zu werden?«
»Eigentlich nicht. Irgendwie war der Bann gebrochen, das war alles. Genauer kann ich’s nicht erklären.« Er verstummte und betrachtete sie schweigend. Im Kerzenschein sah sie wundervoll aus. Glänzende Augen, weiche Haut. Reacher mochte Frauen, wie jeder Mann, sogar mehr als die meisten, aber er war immer darauf gefasst, etwas Störendes an ihnen zu entdecken. Die Form eines Ohrs, dicke Fußknöchel, Größe, Konfektionsgröße, Gewicht... irgendwelche Zufälligkeiten konnten ihm die Laune verderben. Aber an Lauren Pauling war alles, wie es sein sollte. Wirklich alles. Das stand für ihn fest.
»Jedenfalls gratuliere ich Ihnen«, sagte er. »Sie werden heute Nacht gut schlafen.«
»Vielleicht«, erwiderte sie. »Vielleicht bekomme ich keine Gelegenheit dazu.«
Er konnte ihren Duft riechen. Dezentes Parfüm, teure Seife, saubere Haut, saubere Baumwolle. Ihr Haar fiel in sanften Wellen bis zu den Schultern hinab. Die Schulternähte ihres T-Shirts standen etwas hoch und bildeten verlockende schattige Tunnel. Sie war schlank und durchtrainiert, aber trotzdem wohlgeformt.
Er fragte: »Weshalb?«
Sie antwortete: »Vielleicht arbeiten wir die Nacht durch.«
Er sagte: »Lauter Arbeit und kein Spiel bringen Jack als Langweiler ins Ziel.«
»Du bist kein Langweiler«, meinte sie.
»Danke«, sagte er und küsste sie sanft auf den Mund. Ihre Lippen waren etwas geöffnet und vom Wein kühl und süß. Er ließ seine freie Hand unter ihr Haar gleiten und umfasste sanft ihren Nacken. Zog sie zu sich heran, küsste sie heftiger. Sie benutzte ihre freie Hand auf die gleiche Weise. So verharrten sie eine volle Minute lang, küssten sich und hielten dabei ihre Weingläser fest. Dann ließen sie voneinander und stellten ihre Gläser ab. Pauling fragte: »Wie spät ist es jetzt?«
»Neun Minuten vor zehn.«
»Wie machst du das?«
»Keine Ahnung.«
Sie ließ die Pause noch einen Moment andauern, dann beugte sie sich vor und küsste ihn wieder. Benutzte diesmal beide Hände: eine in seinem Nacken, eine auf seinem Rücken. Er tat es ihr gleich, nur spiegelverkehrt. Ihre Zunge fühlte sich kühl und flink an. Ihr Rücken war schmal, ihre Haut warm. Er ließ seine Hand unter ihr T-Shirt gleiten. Spürte dann, wie ihre Hand sein Hemd aus dem Hosenbund zog. Spürte ihre Fingernägel auf seiner Haut.
»Das mache ich normalerweise nicht«, erklärte sie, ohne ihre Lippen von den seinen zu lösen. »Nicht mit Leuten, mit denen ich arbeite.«
»Wir arbeiten nicht«, sagte er. »Wir machen eine Pause.«
»Wir feiern.«
»Allerdings!«
Sie fragte: »Wir feiern die Tatsache, dass wir nicht Hobart sind, stimmt’s? Oder Kate Lane.«
»Ich feiere die Tatsache, dass du du bist.«
Sie streckte die Arme über den Kopf und blieb in dieser Haltung, damit er ihr das T-Shirt ausziehen konnte. Sie trug
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