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Wechsel-Wind

Titel: Wechsel-Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
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besondere Vertrautheit von Karens Rotschopf, aber trotzdem fühlte er sich darin verhältnismäßig wohl.
    »Hoffentlich habt ihr schnell Erfolg«, hauchte Mom, als die Expedition in den heulenden Wind hinaustrat. »Wir warten auf euch.«
    »Einen Anker. Ein Königreich für einen guten Anker«, sagte Sean, als eine neue Bö versuchte, das Wohnmobil umzuwerfen.
    Als sie draußen waren, nahm Nimby Drachengestalt an, und Chlorine saß auf. »Haben wir es weit?« fragte sie durch die Haarsträhnen, die ihr ins Gesicht geweht wurden. Tweeter bemühte sich indes hastig um besseren Halt, denn fast wäre er davongewirbelt worden. Das war ein wilder widriger Wind hier draußen!
    Der Drache zuckte die Achseln, denn antworten konnte er in dieser Gestalt nicht. Tweeter vermutete, daß ihr Ziel nicht allzu weit entfernt liegen würde, denn sonst würden sie den neuen Faden wohl kaum rechtzeitig beschaffen können. Was auch immer damit gemeint war…
    Vor ihnen stieg wirbelnd Zauberstaub auf, und Nimby stürzte sich hinein. Tweeter spürte einen Orientierungsverlust – furchtbares Zeug: es bedeckte einem nicht nur Flügel und Schnabel, es beeinträchtigte auch das Innenleben.
    »Wohin geht es eigentlich?« wollte Chlorine wissen, der mindestens ebenso unbehaglich zumute war wie Tweeter. Aber in Drachengestalt konnte Nimby nun einmal nicht schreiben. Als der Staubwirbel sich setzte, verwandelte Nimby sich deswegen wieder in einen Menschen und kritzelte eilig auf einen Zettel. Währenddessen folgte Chlorine einem Weg, der zu einem Strauch führte, auf dem verlockend aussehende Beeren wuchsen. Auch Tweeter verspürte Appetit, deshalb blieb er bei ihr.
    Chlorine pflückte die erste verlockend aussehende Beere und steckte sie sich in den Mund. Plötzlich erschien ein ausgesprochen unverlockend aussehender Mann. »Du hast mir eine Beere gestohlen!« brüllte er. »Jetzt stehle ich dir etwas, das dir etwas bedeutet.« Damit stapfte er auf sie zu und wirkte, als dächte er gerade konzentriert an den gröbsten, häßlichsten Storch.
    »Bleib stehen, oder ich vergifte dir dein Wasser«, warnte Chlorine.
    »Du kannst überhaupt nichts vergiften, nachdem du eine Lockbeere gegessen hast«, höhnte er und griff nach ihr. Anscheinend sprach er die Wahrheit, denn er brach nicht zusammen oder wand sich in Krämpfen.
    Chlorine wollte fliehen, aber der Weg hinter ihr war plötzlich mit dichten, stachelbewehrten Brombeersträuchern überwuchert. Also schrie Chlorine laut. Aber selbst das klang recht verlockend, als wäre sie es ihr damit nicht wirklich ernst.
    »Das rettet dich nicht, du verlockendes Geschöpf«, sagte der Mann. »Du sitzt in der Falle. Nichts Geringeres als ein Drache könnte dich jetzt noch retten – und warum sollte sich ein Drache schon um dich scheren? Drachen sind schließlich überhaupt nicht verlockend.« Und wieder griff er nach ihr.
    Da tat es einen dumpfen Schlag, und es krachte, und dann kam Nimby herbeigestürmt. Er sah nicht im geringsten verlockend aus; ein wenig komisch vielleicht, aber jedenfalls nicht verlockend. Der Mann warf einen flüchtigen Blick auf den riesig sich auftürmenden Drachenleib und floh Hals über Kopf. Tweeter war froh, daß der Mann nicht statt dessen einen prüfenden Blick auf Nimbys Kopf geworfen hatte, sonst hätte er vielleicht geglaubt, daß dieser Drache selbst weit von einem Lockbeerenstrauch entfernt keine große Bedrohung darstellte.
    Nimby blieb gerade lange genug stehen, daß Chlorine aufsteigen konnte, dann eilte er weiter.
    »Du hast mich gerettet, Nimby!« rief Chlorine zutiefst erleichtert. »Eine hilflose junge Maid benötigte einen Drachen, und du warst mein Drache.« Sie zögerte. »Aber ich fürchte, du hast die Mitteilung verloren, die du gerade schreiben wolltest.«
    Nimby nickte und blickte verlegen drein.
    »Also, ich wäre nicht in Schwierigkeiten geraten, wenn ich dir keine dumme Frage gestellt und dich dazu gebracht hätte, dich wieder in einen Menschen zu verwandeln, und dann nicht weggegangen wäre, seichtes, flatterhaftes Geschöpf, das ich bin«, sagte sie. »Bleibe nur so, wie du bist, Nimby; ich bin sicher, daß du weißt, wohin es geht, und daß du uns sicher dahin bringst.«
    Aber trotzdem wirkte Nimbys Eselsmaul, als wolle er einen Einwand erheben, und das beunruhigte Tweeter. Plötzlich regte sich in ihm der Verdacht, daß sich ihre Aufgabe vielleicht nicht so einfach oder gefahrlos bewältigen ließ, wie sie bisher angenommen hatten.
    »Ich will dir nicht

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