Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wechsel-Wind

Titel: Wechsel-Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
das!«
    Damit allerdings hatte sie recht. Nimby roch nach verwesten Eingeweiden.
    »Läßt sich nicht ändern«, kommentierte Jim den Sachverhalt und ließ den Motor an.
    »Komm nach hinten«, sagte Mary zu Nimby. »Mal sehen, ob ich dich nicht sauberbekomme.« Sie verspürte ein gewisses Schuldgefühl, weil er nur dadurch so verschmutzt worden war, daß er ihnen einen Gefallen erwiesen hatte.
    Nimby kletterte in den hinteren Teil des Wohnmobils. Die Kinder wichen vor seinem Anblick und seinem Geruch zurück, aber Mary war schon mit ganz anderen Bescherungen fertig geworden. »Wir müssen dich waschen und frische Kleidung für dich suchen«, sagte sie mütterlich. »Weißt du, wie man ein Badezimmer benutzt?«
    Nimby nickte.
    »Dann tu das als erstes. Reich mir deine Kleidung nach draußen, und ich reiche dir frische Sachen hinein.«
    Das tat er. Erleichtert machte Mary sich an die Suche nach Kleidungsstücken. »Er muß etwas von dir anziehen«, sagte sie zu Sean. »Er hat ungefähr deine Größe, und es ist ja für einen guten Zweck.«
    »Sicher doch«, antwortete Sean mit einem schiefen Lächeln.
    Mary holte ein Hemd, Jeans, Unterwäsche und ein Paar alte Turnschuhe hervor. Als die Tür des Waschraums sich öffnete, tauschte sie sie gegen die triefenden Lumpen ein, die Nimby ihr anreichte. Der Geruch verschlug ihr den Atem. Sie machte ein Bündel daraus und warf sie in einen Wäschekorb.
    Währenddessen steuerte Jim das Wohnmobil durch die Blobbahn zurück auf die Trollstraße. Diesmal fiel es ihm leichter; der Fleischschauer ließ nach, und die Blobs schrumpften zusammen. Anscheinend gab es auf Xanth auch Dinge, die zu schlimm waren, um von Dauer zu sein. Schon bald war die Fahrbahn wieder frei, und sie gelangten zurück auf die Hauptstraße. Auch das trug zur allgemeinen Erleichterung bei.
    Nimby kam korrekt gekleidet aus dem kleinen Badezimmer. Seans Kleiderstücke paßten ihm hinlänglich, und nun sah er aus, als wäre er gerade dem Teenageralter entwachsen.
    »Ich will noch dein Haar in Ordnung bringen«, sagte Mary. Sie nahm eine Bürste und kämmte ihm damit das nasse Haar nach hinten.
    »Mann, jetzt könnte man ihn glatt für einen von uns halten«, rief David. »Ich meine, für einen aus der Familie.«
    »Ja, sag mal, willst du vielleicht mein Bruder sein?« fragte Karen.
    Nimby sah sie verdutzt an. »Sie machen sich über dich lustig«, erklärte Mary. »Du brauchst dich keiner Familie anzuschließen.« Während sie sprach, bemerkte sie, daß ihre Einstellung gegenüber dem jungen Mann eine große Veränderung durchgemacht hatte: Sie war vor ihm auf der Hut gewesen, weil sie ihn nicht verstand; nun, da sie seine natürliche Gestalt gesehen hatte, verstand sie ihn besser. In Gesellschaft menschlicher Wesen fühlte er sich anscheinend ein wenig unsicher, und diese Unsicherheit wollte Mary abschwächen, denn er half ihnen so sehr und so bereitwillig. Mary war sich im klaren darüber, daß er sie unterstützte, weil er Chlorines Begleiter und Chlorine mit dem sicheren Geleit der Familie durch Xanth betraut war. Dennoch verspürte Mary Dankbarkeit.
    Sie legte die Bürste beiseite und richtete den Kragen des Hemdes. Da bemerkte sie, daß er sie erstaunt anstarrte. »Oh, Entschuldigung«, sagte sie, peinlich berührt, »ich bin so daran gewöhnt, mich um meine Familie zu kümmern, daß ich das ganz automatisch tue. Ich weiß, daß du kein Kind bist.«
    Nimby lächelte. Dann griff er nach seinem Block – tatsächlich erschien er, genau wie der Stift, offenbar einfach in seiner Hand – und schrieb eine Nachricht. Mary bemerkte zu ihrer Überraschung, daß Nimby dazu den Stift festhielt und den Block daran entlangbewegte. Dann riß er das Blatt ab und reichte es ihr.
    ›Ich danke dir für deine Aufmerksamkeit. Außer Chlorine hat mich bisher niemand wie einen Menschen behandelt. Mich freut die Vorstellung, daß du von mir als Teil deiner Familie gedacht hast.‹
    »Oh, ich danke dir, Nimby«, antwortete Mary zufrieden. Sie drückte ihm leicht die Hand. Dann setzte sie sich wieder auf ihren Platz.
    »Wenn du zur Familie gehören willst«, sagte Karen, »dann mußt du die Jüngste unterhalten. Komm zu mir an den Tisch, Nimby, und spiel mit mir Patience.«
    »Nein, das mußt du nicht tun«, wandte Sean ein. »Laß dich bloß nicht von ihr herumschubsen.«
    »Was ist denn Patience?« fragte Chlorine.
    »Ein Kartenspiel«, antwortete Karen. »Eigentlich mehrere verschiedene Kartenspiele, und einige davon kann man zu

Weitere Kostenlose Bücher