Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weg da, das ist mein Handtuch

Weg da, das ist mein Handtuch

Titel: Weg da, das ist mein Handtuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Spörrle
Vom Netzwerk:
»Champagner.«
    »Oh. Und was ist das für einer? Woher ist er so reich? Und warum wohnt er ausgerechnet in deinem Hotel?«
    »Das ist eine lange Geschichte«, zögerte Susan.
    »Du hast halt das Helfersyndrom«, sagte Christine. »Entschuldige, ich muss weiterarbeiten. Jetzt sitzen da zwei Models, die sind noch unruhiger als die Ziegen. Obwohl, es gibt gewisse Ähnlichkeiten. Erhol dich weiter. Und wenn es geht: Greif Sex ab.«
    Susan lehnte sich zurück. Bis zum Abendessen musste sie irgendetwas tun. Allein um nicht nachdenken zu müssen. Darüber, ob das denn alles wirklich sein konnte. Oder ob sie das nur träumte und bald erwachen und sich zum Beispiel im Wasser wiederfinden würde.
    »Hi!«, sagte eine Frauenstimme. Vor ihr stand Jessica, mit der sie tanzen gewesen war. Sie wirkte jetzt weniger selbstbewusst. Eher wie ein nervöses Mädchen mit Augenringen. Und sie schien erleichtert, Susan zu sehen. »Kommst du mit zum Wellness-Ausflug? Dieser komische Nerv-Mario will auch mit. Irgendjemand muss mir helfen!«
    Susan kicherte. Jessica kicherte ein bisschen mit. Aber irgendwas war mit ihr.
    »Wenn wir zum Abendessen wieder da sind«, antwortete Susan, »warum nicht?«
    MARIO
    Scheiße. Er hatte sich als einer der Ersten mit ausgefahrenen Ellenbogen in den Bus gedrängt und zwei Sitzplätze genau in der Mitte besetzt. Mitte, weil Weibern in Bussen nichts recht ist: hinten wird ihnen schlecht, vorne ist es ihnen zu gefährlich.
    Dann stieg Jessica ein.
    Und das war die Scheiße: Diese Susan, die Parfümschleuder aus dem Flieger, kam genau hinter ihr her. Er hatte sie seit der Disconacht erst einmal gesehen. Sie ihn nicht, denn sie holte am Frühstücksbüfett einen Orangensaft, und er kauerte auf der gegenüberliegenden Tischseite, den Kopf hinter den Brotkörben. Bis Susan weg war. Und eine Oma rief, ob er etwa ein Spanner sei.
    Aber abtauchen ging jetzt nicht mehr. Reflexartig strahlte er auch Susan an.
    Und was machte sie?
    Sie lächelte. Sie LÄCHELTE! Hammer!
    Sie lächelte immer noch, als sie drei Reihen weiter hinten neben Jessica saß. Lächelte und guckte versonnen vor sich hin. Hey! Ihre Tage waren offensichtlich vorbei. Konnte er bei ihr noch einen Versuch wagen?
    Der Bus fuhr los und bog nach ein paar Minuten auf eine kurvige Straße ab, die steil nach oben führte. Als neben dem rechten Straßenrand die Steilküste locker dreißig, vierzig Meter ins Meer abfiel, fand Mario, dass die Zeit günstig war, auf das weibliche Mitgefühl zu setzen. Auf die Krankenschwester in der Frau.
    Er drehte sich um zu Jessica und Susan, ächzte und hielt seinen Kopf.
    »Ist dir schlecht?«, fragte der Typ, der direkt hinter ihm saß.
    Mario beachtete ihn nicht. Er stöhnte weiter, bis Jessica zu ihm guckte.
    »Wisst ihr, was gegen Höhenangst hilft?«, fragte Mario sie laut.
    »Gerade sitzen und zum Horizont sehen«, sagte der Typ hinter ihm. »Und: Nicht umdrehen! Nach vorne gucken!«
    Konnte der nicht mal seine Klappe halten!
    »Mir ist furchtbar schlecht«, rief Mario Jessica zu, auch Susan guckte jetzt. »Ich kann da gar nicht runtergucken. Scheiße, scheiße!«
    Er würde jetzt zu den beiden hinwanken wie das heulende Elend. Eine oder alle beide würden seine Hand nehmen müssen. Der Rest würde sich ergeben.
    Ächzend stand er auf.
    »Ganz ruhig«, sagte der Typ von gerade eben. »Keine Angst, es kann nichts passieren!«
    Was hatte der? Warum ließ der ihn nicht in Ruhe?
    »Komm, setz dich wieder hin, alles ist gut. Und nicht rausgucken, NICHT rausgucken!«
    Und ehe Mario geschnallt hatte, was los war, saß er wieder auf seinem Platz.
    Neben ihm kniete der Ty p – und hielt seine Hand. Ein Typ!!!
    »He! Was soll das!«, Mario versuchte, sich loszumachen.
    Aber der Typ hatte echte Muckis. »Keine Angst, ich bin Sani! Ganz ruhig bleiben! So, jetzt guck geradeaus. Nach vorne! Gut so! Entspann dich. Atme gaaanz ruhig. Alles wird gut!«
    Scheiße. Megascheiße!
    JESSICA
    Der Bus hielt auf einem geteerten Parkplatz. Alle stiegen aus und folgten der Animateurin zu einem kleinen Fußweg, der den Berg weiter nach oben führte. Als Susan und sie den Weg gerade erreicht hatten, surrte ihr Handy. Julian? Kolja. Endlich! Jessica ließ Susan ein Stück vorgehen.
    Kolja hatte nicht viel Zeit und war schlecht zu verstehen, im Hintergrund hörte sie Jazz, Gläserklirren und Champagnerlachen.
    »Was ist das Problem?«, lachte Kolja, als sie ihm die Sache mit der Mail erzählt hatte.
    »Ich erreiche ihn nicht«, sagte Jessica.

Weitere Kostenlose Bücher