Weg des Unheils, Band 1-4 (Western-Sammelband) (German Edition)
Hals über Kopf aus dem Sattel, überschlug sich am Boden und blieb sekundenlang bewegungslos liegen. Plötzlich aber robbte er auf das tote Tier zu. Er zog die Winchester unter dem Kadaver hervor und benutzte den leblosen Körper als Deckung. Seine Kugel jaulte schräg nach oben, klatschte gegen die Felsnadel und quarrte als Querschläger davon.
Bitterkeit kroch in Warren Elliott hoch. Aber ihm war keine andere Wahl geblieben, als das Pferd zu erschießen. Es war nicht seine Art, einen Mann aus sicherer Entfernung eiskalt aus dem Sattel zu knallen.
Wieder dröhnte Kevin Strothers Gewehr, und für einen Moment tauchte der Kopf des Outlaws über dem Pferdeleib auf. Das Geschoss fand kein Ziel. Warren Elliott machte sich an den Abstieg. Immer wieder nahmen ihm hohe Felsgebilde die Sicht auf Kevin Strother. Warren Elliott rannte, rutschte und sprang von einer Deckung zur nächsten. Als er wieder einmal freies Sichtfeld nach unten hatte, sah er Kevin Strother geduckt in die Richtung des Rotfuchses laufen. Warren Elliott steckte zwei Finger in den Mund und pfiff schrill. Sofort warf sich der Rotfuchs herum und galoppierte mit fliegenden Steigbügeln und wehender Mähne in die Richtung des Felsens.
Kevin Strother erkannte, dass er keine Chance hatte, sich das Tier anzueignen und wechselte die Richtung. Er hetzte auf einen der Felsen westlich zu. Währenddessen vergeudete Warren Elliott keine Zeit. Mit langen Sätzen sprang er einen Geröllhang hinab, strauchelte, fing sich wieder und kam in einer Lawine rutschenden Gerölls unten an. Staub hüllte ihn ein. Mit einigen Sprüngen brachte er sich in Sicherheit.
Der Rotfuchs fegte heran. Bei Warren Elliott stieg er und drehte sich auf der Hinterhand. Der Mann aus Gila Bend warf sich behände in den Sattel. „Lauf!“, peitschte seine Stimme. Der Pferdeleib streckte sich.
Kevin Strother hastete auf den Berg zu. Immer wieder schaute er gehetzt hinter sich. Durch die wabernde Luft sah er schwarz und bedrohlich den Reiter kommen. Die Konturen schienen zu zerfließen. Schweiß rann dem Banditen in die Augen, ließ sie brennen und nahm ihm die Sicht. Er stolperte, brach auf die Knie nieder und schlug sie sich auf dem scharfen Gestein wund. Die Angst riss ihn wieder hoch. Hinkend versuchte er, eine Deckung zu erreichen. Hinter seinem Rücken schwoll der Hufschlag an wie Donnergrollen. Zur Angst gesellte sich die Panik.
Warren Elliott hatte versprochen, ihn zu töten. Und Kevin Strother begriff mit erschreckender Schärfe, dass er seinem Gegner nicht gewachsen war. Verzweiflung, kalt und stürmisch wie ein Blizzard, gesellte sich der Angst hinzu.
Eine Kugel wirbelte zwischen Strothers Stiefeln Staub und Gesteinssplitter hoch. Er hechtete in eine flache Mulde und stieß sich schmerzhaft die Schulter. Sein linker Arm war für kurze Zeit wie gelähmt. Der Selbsterhaltungstrieb brach durch. Er taumelte hoch und wandte sich Warren Elliott zu. Das Gewehr flog an die Hüfte.
Der Rotfuchs sprengte heran. Als bei Kevin Strother das Mündungsfeuer blitzte, sprang Warren Elliott vom Pferd. Der Rotfuchs driftete nach rechts ab. Wirkungslos zischte die Kugel ins Leere. Warren Elliott lief ein paar Schritte, kniete ab und feuerte. Ein harter Schlag traf Kevin Strother gegen die rechte Brustseite. Ein Ächzen platzte aus ihm heraus. In ihm schien unvermittelt ein verzehrendes Feuer zu wühlen. Eine seltsame Leere trat in seinen Blick, und um ihn herum begann sich die Welt zu drehen wie ein Karussell. Er wankte, war noch einmal bemüht, das Gewehr in Anschlag zu bringen, doch jäh verließ ihn die Kraft. Haltlos kippte er über seine Absätze nach hinten und schlug lang hin. Die Winchester rutschte zwischen das Geröll.
Warren Elliott richtete sich auf. Die Mündung auf den reglosen Körper des Banditen gerichtet näherte er sich ihm Schritt für Schritt. Aber von Kevin Strother ging keine Gefahr mehr aus. Der Blutfleck auf seinem Hemd vergrößerte sich schnell. Seine Brust hob und senkte sich unter keuchenden, rasselnden Atemzügen. Er stöhnte lang anhaltend.
Warren Elliotts Schatten fiel über den Verwundeten. Der Mann aus Gila Bend sah den Blutfaden, der aus Kevin Strothers Mundwinkel sickerte. Das Gesicht des Banditen war vom Tod gezeichnet. Scharf sprangen die Wangenknochen daraus hervor, spitz die Nase. Im dunklen Haar Kevin Strothers spielte der Wind. Die bleiche Gesichtsfarbe stand in scharfem Kontrast dazu.
„Du Narr“, stieß Warren Elliott heiser hervor. Er empfand nichts.
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