Weg des Unheils, Band 1-4 (Western-Sammelband) (German Edition)
Witwe des Ranchers und sein Sohn hielten Totenwache. Auch in der Mannschaftsunterkunft war nicht an Schlaf zu denken. Die Ereignisse hatten sich in dieser unseligen Nacht überschlagen, die Gewalt war eskaliert, die Nerven waren aufgepeitscht.
Als der Bandit die Tür der Mannschaftsunterkunft öffnete, wurde er vom Lichtschein geblendet. Die nervösen Männer griffen nach den Waffen. Im nächsten Moment aber erkannten sie Lewis und starrten ihn an wie einen Geist.
Er warf sich auf einen Stuhl und knallte das Gewehr auf den Tisch. „O verdammt!“, keuchte er. „Ich musste den ganzen Weg von Bradford Well bis zur Ranch laufen. Es war die Hölle. Die Pest an Warren Elliotts Hals. – Was ist vorgefallen? Ein Bote brachte die Nachricht in die Stadt, dass Big Charles ermordet worden sei.“
„So ist es“, antwortete einer der Männer. „Floyd Summer hat ihn umgebracht. Der Juniorboss hat Summer hinter dem Haus aufhängen lassen. Jesse Willard ist weggeritten. Keiner von uns hat eine Ahnung, was die nächsten Tage bringen werden. Die Siedler wollen den County Sheriff und auch den U.S. Marshal einschalten. Was wir jetzt erleben, ist Krieg.“
„Es sieht nicht gut aus“, murmelte Lewis. „Darum habe ich mich entschlossen, zu verschwinden. Mein Pferd habe ich im Dienst der C.W. verloren. Der junge Woodward wird es mir ersetzen müssen.“
Dave Lewis erhob sich und verzog das Gesicht, weil sofort wieder das Brennen seiner Füße einsetzte. Er hatte sich die Fersen und die Zehen wund gelaufen. Sekundenlang stand er etwas krumm da, es war, als wagte er nicht, einen Schritt zu machen. Dann aber schnappte er sich die Winchester und verließ die Unterkunft. Mit schleppenden Schritten überquerte er den Hof und betrat gleich darauf das Ranchhaus. Moira und Charles Woodward junior saßen an der Bahre des toten Ranchers. Kerzen flackerten. Licht- und Schattenreflexe huschten über sie und den Leichnam hinweg. Der junge Woodward starrte den Banditen durchdringend an.
„Ich musste aus der Stadt fliehen“, berichtete Lewis. „Wahrscheinlich sitzen die Männer, die mit mir vor dem Office zurückgeblieben sind, im Jail. Ich denke, die Ereignisse der letzten Tage haben der C.W. den Todesstoß versetzt. Ich habe mich entschlossen, zu verschwinden. Allerdings habe ich in Bradford Well mein Pferd und meinen Sattel verloren.“
„Ich halte dich nicht, Lewis“, knurrte Charly Woodward. „Als ich hörte, dass sich mein Vater entschlossen hat, dich und deine Bande ins Land zu holen, war ich dagegen. Solltest du noch Lohn bekommen, dann nenn mir den Betrag. Ich werde ihn dir auszahlen.“
Ein böses Grinsen verzerrte den Mund des Banditen. Unvermittelt zog er den Colt, richtete ihn auf Charles Woodward und spannte den Hahn. „Ja, ich habe Anspruch auf Entschädigung. Und ich nehme alles, was ihr im Haus habt. Mach keine Zicken, Junge. Rück das Geld heraus.“
Charles Woodward riss es regelrecht in die Höhe. Einen Moment lang sah es so aus, als wollte er sich auf den Banditen stürzen. In seinem Gesicht arbeitete es krampfhaft. Seine Augen flackerten. „Du elender …“
Dave Lewis schlug zu. Wie vom Blitz getroffen brach der junge Rancher zusammen. Sofort schlug der Bandit den Revolver auf Moira Woodward an. „Dann gibst eben du mir die Bucks, Lady. Ein wenig plötzlich bitte. Oder muss ich deinem geliebten Sohn ein Stück Blei in die Birne jagen?“
Wie von Schnüren gezogen erhob sich die Witwe von dem Stuhl, auf dem sie saß. Sie starrte den Banditen an, als hätte sie den Sinn seiner Worte nicht begriffen. Lewis belauerte sie. Plötzlich richtete er den Revolver auf Charles Woodward.
„Nicht schießen, bitte …“, entrang es sich Moira Woodward. „Sie – Sie kriegen das Geld.“ Mit müden Schritten ging sie zu einem Schrank, öffnete ihn, und die Tür eines kleinen Safes wurde sichtbar. Moira kannte die Kombination. Die dicke Stahltür schwang auf. In dem Tresor lagen einige kleine Banknotenbündel.
Dave Lewis war hinter die Frau getreten und konnte über ihre Schulter hinweg das Geld sehen. Den jähen Ausdruck von Habgier in den Augen stieß er Moira Woodward brutal zur Seite. Sie taumelte und stürzte zu Boden. Lewis nahm das Geld und stopfte es in die Taschen seiner Weste. Dann trat er vor die Frau hin, die sich halb erhoben hatte. „Du hast sicher nichts dagegen, dass ich mir auch ein Pferd aus eurem Stall hole. Meines habe ich bei meinem letzten Einsatz für diese verdammte Ranch verloren.“
Nach
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