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Weg des Zorns 02 - Der Zorn der Gerechten

Weg des Zorns 02 - Der Zorn der Gerechten

Titel: Weg des Zorns 02 - Der Zorn der Gerechten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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untersucht hatte.
    Alicia konnte kaum glauben, was sie hier sah. Sie hatte sich zwar darauf verlassen, dass es genau so ablaufen würde, doch es nun tatsächlich miterleben zu müssen, erschien ihr unwirklich und kam ihr beinahe schon unheimlich vor. Sie spürte, dass es Megaira ebenso erging. Tisiphone hingegen hielt es offensichtlich für völlig selbstverständlich, auch wenn sie ganz eindeutig den Willen dieses Lieutenants beeinflussen musste, um es geschehen zu lassen.
    Giolitti schloss auch die zweite Untersuchung ab und wandte sich dem Captain des Schiffes zu.
    »Wer ist der Nächste?«, fragte er fröhlich.
    »Mein Astrogator«, erwiderte Alicia und führte ihn wieder auf den Korridor hinaus.
    Giolitti nahm seine letzten Eintragungen vor und wünschte sich, alle Inspektionen würden so reibungslos vonstattengehen wie diese hier. Captain Mainwaring führte ihr Schiff äußerst effizient. Selbst ihr Frachtraum war völlig tadellos, und die Star Runner war eines der wenigen Freihandelsschiffe, in denen die Mannschaft wirklich überhaupt keine illegalen - oder zumindest sehr strengen Regeln unterworfenen - Waren offen herumliegen ließ, bloß damit er sie auch wirklich finden würde. Also waren die Leute hier entweder ganz furchtbar gesetzestreu oder geradezu teuflisch gerissen, wenn es darum ging, ihre persönlichen Verstecke zu pflegen. Nach dem Eindruck, den Giolitti von Mainwarings Leuten mittlerweile hatte, vermutete er, Letzteres sei der Fall - und er wünschte ihnen viel Erfolg.
    Aber es war schon komisch. Die Kompetenz dieser Mannschaft hatte ihn wirklich beeindruckt, doch von den Leuten selbst hatte er deutlich weniger im Gedächtnis behalten, als das sonst der Fall war. Vielleicht, weil ich mich so sehr auf diese Captain Mainwaring konzentriert habe, ging es Giolitti durch den Kopf, und er fühlte sich ein wenig schuldig dabei, sie aus dem Augenwinkel erneut anzublicken, während sie ihn zurück zur Schleuse führte. Es war ungewöhnlich, dass sich der Captain persönlich die Zeit nahm, jemanden von den Zollbehörden durch das Schiff zu führen. Selbst die besten und freundlichsten Captains schienen Zoll-Inspektoren immer noch für weniger angenehm zu halten als einen Rish. Es waren Eindringlinge - schlimmer noch: offizielle Eindringlinge! -, die sich unverschämterweise in das Revier des Captains wagten. Eigentlich konnte Giolitti ihnen das auch nicht verübeln, doch er empfand es wirklich als immense Erleichterung, endlich einmal einen wirklich netten Captain kennen zu lernen.
    Und wenn er so recht darüber nachdachte, war es vielleicht gar nicht so sonderbar, dass neben diesem Captain hier die Erinnerungen an die restliche Mannschaft immer weiter zu verblassen schienen. Noch nie hatte er jemanden kennen gelernt, der eine ähnlich starke Ausstrahlung gehabt hatte, wie diese Theodosia Mainwaring. Sie war wirklich bemerkenswert: freundlich und offensichtlich gänzlich entspannt - und doch wurde Giolitti das Gefühl nicht los, diese Frau könne immens gefährlich werden, wenn sie es darauf anlegte. Natürlich würde kein schüchternes Mauerblümchen jemals Skipper eines Freihandelsschiffs werden, schon gar nicht in diesem relativ jungen Alter, aber da war noch mehr als das. Er erinnerte sich an den grauhaarigen Petty Officer, der beim Schulungsprogramm für Offiziersanwärter die Ausbildung der ›jungen Gentlemen‹ im waffenlosen Kampf geleitet hatte. Er hatte sich in genau der gleichen Art und Weise bewegt wie Captain Mainwaring, und dieser Mann war wirklich ein wandelndes Mordinstrument gewesen.
    Der Lieutenant verdrängte diesen Gedanken wieder und ließ sein Notepad den Chip auswerfen, auf dem die Freigabe für dieses Schiff abgespeichert war. Er reichte ihn dem Captain und streckte der Frau dann die Hand entgegen.
    »Es war mir eine Freude, Captain Mainwaring. Ich wünschte, alle Schiffe wären so tadellos wie das Ihre. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg.«
    »Danke, Lieutenant.« Fest umfasste sie seine Hand, und einen winzigen Moment lang glaubte Giolitti in ihrer Handfläche irgendetwas sonderbar Festes, Kantiges zu ertasten, doch sofort verschwand das Gefühl wieder. Einen Moment später erinnerte er sich nicht einmal mehr daran, es überhaupt gespürt zu haben. »Ich hoffe, wir sehen einander wieder«, sprach der Captain weiter.
    »Ja, vielleicht.« Giolitti ließ Mainwarings Hand los und trat einen Schritt zurück. Dann hob er mahnend einen Finger. »Vergessen Sie nicht, sämtliche Mitglieder

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