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Wehe wenn der Wind weht

Wehe wenn der Wind weht

Titel: Wehe wenn der Wind weht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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sah Christie im Spiegel Diana bei der Arbeit zu.
    Nachdem die Zöpfe fertig waren, begann Diana, sie zusammenzudrehen und sie auf Christies Kopf hochzustecken. Sie befestigte sie mit langen Haarnadeln.
    »So«, sagte sie schließlich und trat zurück. »Wie gefällt dir das?«
    Christie starrte sich im Spiegel an. Die Frisur war eine genaue Kopie von Dianas eigener.
    »Ich weiß nicht«, sagte sie leise. »Mir hat's besser gefallen, als die Zöpfe herabhingen.«
    »Aber die meisten kleinen Mädchen wollen ihr Haar so tragen, wie's ihre Mütter tun«, erwiderte Diana.
    Christie wollte schon protestieren, daß Diana nicht ihre Mutter sei, doch bevor sie sprechen konnte, erhaschte sie kurz einen Blick von Dianas Gesicht im Spiegel.
    Da war etwas in Dianas Augen, das Christie davor warnte, etwas zu sagen.
    »Na gut«, sagte sie.
    Während Diana sich ankleidete, ging Christie nach unten ins Wohnzimmer, wo Edna Amber saß und in einem Magazin blätterte. Ihre verletzte Hand ruhte auf ihrem Schoß. Als das kleine Mädchen das Zimmer betrat, blickte Edna auf. Ihre Augen weiteten sich, und sie legte das Magazin beiseite.
    »Gott im Himmel, Kind«, sagte sie. »Was hast du denn mit dir gemacht?«
    Christie wand sich vor Verlegenheit.
    »Tante Diana war das«, flüsterte sie.
    »Aber das sieht ja schrecklich aus. Komm her.« Gehorsam durchquerte Christie das Zimmer und stellte sich vor Edna. Die alte Dame zog die Nadeln aus ihrem Haar und ließ die Zöpfe auf die Schultern fallen. »Das ist besser. Warum hast du sie das tun lassen?«
    »Sie wollte es gern«, war alles, was Christie sagen konnte.
    »Und warum bist du so angezogen?« fragte Edna plötzlich mißtrauisch.
    »Ich gehe mit Tante Diana und Dr. Henry zum Abendessen aus.«
    »Ach, ja wirklich«, erwiderte Edna. »Wo ist Diana?«
    »Oben«, sagte Christie, die plötzlich nervös war. Edna überlegte einen Augenblick und sprach dann.
    »Du gehst hoch auf dein Zimmer. Bleib dort, bis ich dich rufe. Verstehst du mich?«
    Christie nickte und wollte schon das Zimmer verlassen, als Edna plötzlich ihre Hand ergriff.
    »Hat sie dich gebadet?« fragte sie.
    Wieder nickte Christie.
    »Nun gut«, sagte Edna und ließ ihre Hand los. »Nun geh hoch und bleibe dort.«
    Christie drehte sich um und verließ das Zimmer.
    Nachdem sie fort war, saß Edna einen Augenblick ganz still und ging dann zum Treppenfuß. »Diana? Diana!«
    »Noch eine Minute, Mutter«, kam Dianas Stimme die Treppe hinunter. Ungeduldig pochte Edna mit ihrem Stock auf die unterste Stufe.
    »Sofort!«
    Einen Augenblick darauf eilte Diana die Treppen herunter. Edna schaute ihre Tochter an, und ihre blauen Augen glänzten.
    »Was hast du eigentlich vor?« fragte sie. Diana schaute sie an und Edna sah den seltsam leeren Ausdruck in ihren Augen.
    »Ich habe mich zum Abendessen fertiggemacht«, sagte Diana und ihre Stimme klang eigenartig kindisch.
    »Mit diesem jungen Mann?«
    »Das habe ich dir doch gesagt, Mutter.«
    Ednas Augen verengten sich. »Du hast mir nichts gesagt«, sagte sie. »Seit dieses Kind hier ist, ignorierst du mich. Das kannst du nicht tun, Diana.«
    »Mama, ich weiß nicht, wovon du redest.« Sie blickte auf die Uhr in der Halle. »Mama, können wir nicht ein andermal darüber reden? Bill wird jede Minute hier sein.«
    Ednas Stimme troff von Sarkasmus, als sie sprach. »Und dann kannst du dieses kleine Mädchen nehmen und deinen Freund, und so tun, als wärt ihr eine Familie. Ist das nicht so?« Als Diana nicht antwortete, wiederholte Edna ihre letzten Worte. »Ist das nicht so?«
    »Nein, Mama«, wimmerte Diana.
    »Hör auf zu heulen und sieh mich an«, schnappte Edna. Diana hob ihren Blick und schaute ihre Mutter an. »Sie ist nicht dein kleines Mädchen, Diana. Du hast kein kleines Mädchen. Verstehst du mich?«
    »Mama ...«
    »Verstehst du mich?« Ihre linke Hand schlug auf Dianas Wange.
    Diana schien in sich zusammenzusinken. »Ja, Mama«, sagte sie leise.
    »Also gut«, sagte Edna. Ihre Stimme wurde plötzlich zärtlich. »Nun geh hoch und zieh dich fertig an.«
    Dianas Augen leuchteten ein wenig. »Heißt das, ich kann gehen?« fragte sie.
    »Du kannst gehen«, antwortete Edna. »Du kannst mit deinem jungen Mann ausgehen, aber du mußt mir versprechen, um elf daheim zu sein. Einverstanden?«
    Diana neigte ihren Kopf. »Ja, Mama.«
    Als Bill Henry um sechs eintraf, war Diana im Wohnzimmer und saß steif auf einem hochlehnigen Stuhl. Es war Edna, die ihm die Tür öffnete.
    »Dr. Henry«,

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