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Weiberabend: Roman (German Edition)

Weiberabend: Roman (German Edition)

Titel: Weiberabend: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Fedler
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alles mit sich herumgetragen und gehofft hat, die Scham würde irgendwie vergehen, ohne dass ich es herausfinde«, sagt CJ.
    ***
    »Die Geheimnisse, die unsere Kinder vor uns hüten, erlauben ihnen, sich von uns abzunabeln«, sagt Tam. »Es ist völlig in Ordnung, wenn sie dir etwas verheimlicht.« Manchmal ist Tam wirklich klug und tiefsinnig. Ich versuche, mir einzuprägen, was sie gerade gesagt hat, denn ich bin sicher, dass ich es eines Tages brauchen werde.
    »In solchen Momenten trifft es mich besonders hart, wie benachteiligt meine Kinder sind. Durch die Scheidung. Und weil Tom ihnen überhaupt kein Vater ist, verdammt. Und weil ich immer so beschäftigt bin, und abgelenkt durch den Mist meiner Mandanten.«
    »Du tust dein Bestes«, sagt Dooly. »Mehr kannst du gar nicht tun.«
    »Ich habe ihr gesagt, dass sie sich Freundschaft niemals erkaufen kann. Es ist besser, in Würde allein zu sein, als sich Freunde zu kaufen. Und dann habe ich mir das Telefonverzeichnis der Schule geschnappt und die Mutter dieses Jungen angerufen.«
    »Tatsächlich?«, frage ich.
    »Ja, und ich wünschte, ich hätte es gelassen. Sie hat gesagt: ›Ich finde, Sie sollten sich eher Gedanken darüber machen, warum Ihre Tochter so leicht zu beeinflussen ist, als um die Geschäftstüchtigkeit meines Sohnes.‹ Und dann hat sie gesagt: ›Wenn Craig Jorja sagen würde, sie soll von einer Klippe springen, würde sie es dann tun?‹ Das kam mir vor wie eine Kritik an mir als Mutter, dass ich eine Versagerin sei, weil mein Kind so liebesbedürftig ist. Ich wäre beinahe in Tränen ausgebrochen. Ich habe mich so ungerecht behandelt gefühlt und hätte am liebsten zu ihr gesagt: ›Wissen Sie eigentlich, wie das ist, als alleinstehende Mutter? Haben Sie überhaupt eine Ahnung, wie schwer meine Kinder es jeden Tag haben?‹ Aber ich habe nichts gesagt. Ich hätte sie gar nicht erst anrufen sollen. Aber ich habe niemanden, mit dem ich über so etwas reden kann, wisst ihr? Es ist kein Erwachsener da, der mir helfen könnte, mit so etwas besser umzugehen.«
    CJ ist den Tränen nahe. Helen legt ihr einen Arm um die Schultern, und CJ lehnt den Kopf an Helens.
    »Nachdem ich aufgelegt hatte, habe ich laut geschluchzt. Als wäre da ein riesiges Reservoir von Traurigkeit, und Wut, nicht nur auf diese selbstgerechte Kuh, sondern auf alles, darauf, wie alles im Leben für mich gelaufen ist. Und für die Kinder, wisst ihr?«
    »Als alleinerziehende Mutter hast du es bestimmt nicht leicht«, sagt Ereka.
    »Du gibst dein Bestes«, sagt Dooly.
    »Du machst das großartig«, sagt Fiona.
    CJ lächelt. »Und ihr seid beschissene Lügner.«
    »Wir lügen nicht«, sage ich. »Wir stecken alle nicht in deiner Haut, und keine von uns würde auch nur einen Tag lang mit all dem fertig werden, so wie du es tust. Du machst einfach weiter. Deine Kinder können sich glücklich schätzen, dich zu haben.«
    »Liam hat mich gesehen, als ich so geweint habe«, sagt CJ. »Und er ist zu mir gekommen, hat mich in den Arm genommen und gesagt: ›Wein nicht, Mami. Kein Mensch auf der Welt ist eine Träne von dir wert.‹«
    »Also, dein Liam …«, sagt Fiona.
    »Kann ich ihn schon mal für Jamie reservieren?«, frage ich. »Ich bin sicher, dass arrangierte Ehen bald wieder in Mode kommen werden.«
    CJ lächelt. »Er und die Mädchen verdienen so viel mehr – von ihrem Vater, und von mir. Wie konnte ich es nur so komplett verbocken? Mir ein solches Arschloch als Ehemann aussuchen? Meine Kinder wachsen praktisch vaterlos auf.«
    »Aber sie sind nicht mutterlos«, sagt Helen.
    »Und du erziehst sie zu tüchtigen Menschen«, sagt Liz.
    »Und du machst dich für sie stark, kämpfst für sie«, sagt Ereka.
    CJ schnieft. Lächelt unter Tränen. »Du auch«, sagt CJ zu Ereka. »Herrgott, ich brauche eine Zigarette.«
    »Trink noch was«, schlägt Helen vor. Ich sehe sie mit großen Augen an. Ist sie denn verrückt? Das Letzte, was CJ braucht, ist noch mehr Alkohol. Wohl eher einen schwarzen Kaffee.
    »Ich finde, ihr beide seid sehr mutig«, sagt Dooly und nickt Ereka und CJ zu. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich jemals tun könnte, was ihr getan habt … Und nicht, dass ihr glaubt, ich hätte noch nie darüber nachgedacht. Bei einem Fußballspiel vor ein paar Wochen war dieser grässliche Vater, der seinem Sohn zugebrüllt hat ›Du Waschlappen!‹, weil er ein Tor verschenkt hat. Am liebsten wäre ich zu ihm hinübergegangen und hätte ihm gesagt, was für ein Idiot er ist –

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