Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weiberregiment

Weiberregiment

Titel: Weiberregiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
Äh…«
    Was nicht erklärt, warum meine Stimme kein Echo hat…
    »Rei… ich meine, Alice?«, fragte sie nachdenklich.
    »Ja, Polly?«
    »Ich halte es für eine gute Idee, den anderen nichts von dieser Sache
    zu sagen«, meinte Polly. »Die Leute glauben gern an Götter und so,
    aber sie werden nervös, wenn man ihnen sagt, dass sie erscheinen.
    Sie… wird doch nicht erscheinen, oder?«
    »Die Person, an die du nicht glaubst?«, fragte Reißer und zeigte ein
    wenig Humor.
    »Ich… behaupte nicht, dass sie nicht existiert«, sagte Pol y. »Ich
    glaube nur nicht an sie, das ist alles.«
    »Sie ist sehr schwach«, sagte Reißer. »Nachts höre ich sie weinen.«
    Pol y suchte in dem abgehärmten Gesicht nach weiteren
    Informationen und hoffte, dass sich Reißer auf ihre eigene Art und
    Weise einen Scherz mit ihr erlaubte. Aber sie sah nur verwirrte
    Unschuld.
    »Warum weint sie?«, fragte Polly.
    »Wegen der Gebete. Sie tun ihr weh.«
    Pol y wirbelte herum, als sie etwas an der Schulter berührte. Es war
    Toller.
    »Frau Enid meint, wir sollten uns an die Arbeit machen«, sagte sie.
    »Sie meint, die Wächter kommen gelegentlich und kontrollieren…«

    Es war Frauenarbeit, was Monotonie, zermürbende Schufterei und
    Geselligkeit bedeutete. Polly hatte ihre Hände schon seit einer ganzen
    Weile nicht mehr in eine Waschwanne getaucht, und diese Holzwannen
    waren so groß, dass zwanzig Frauen gleichzeitig an ihnen arbeiten
    konnten. Zu beiden Seiten drückten und schlugen Arme, wrangen
    Wäschestücke aus und klatschten sie in die Spülwannen hinter ihnen.
    Pol y arbeitete wie die anderen Frauen und lauschte dem
    Stimmengewirr um sie herum.
    In dem Tratsch schwammen Informationsbrocken wie die
    Seifenblasen in der Wanne. Zwei Wächter hatten sich »Freiheiten
    herausgenommen« – noch größere Freiheiten als bisher – und waren
    dafür bestraft worden. Dies zog reichlich Kommentare an der großen
    Waschwanne nach sich. Irgendein hohes Tier aus Ankh-Morpork
    schien sich um die Dinge zu kümmern und hatte einen entsprechenden
    Befehl erteilt. Er war eine Art Zauberer, meinte die Frau auf der
    anderen Seite. Angeblich konnte er sehen, was überall geschah, und es
    hieß, dass er sich von rohem Fleisch ernährte. Geheime Augen sol te er
    haben. Natürlich wussten al e, dass jene Stadt vol er Abscheulichkeiten
    war. Pol y rieb eifrig ein Hemd an einem Waschbrett und dachte
    darüber nach. Sie dachte an einen Bussard aus dem Tiefland, der über
    den Bergen flog, und an ein so schnel es und verstohlenes Geschöpf,
    dass nur die Andeutung eines Schattens von ihm zu sehen war…
    Sie arbeitete auch an einem der Kupferkessel, stieß Wäsche ins
    kochende Wasser und bemerkte, dass sie an diesem Ort ohne Waffen
    mit einer fast einen Meter langen Stange hantierte.
    Die Arbeit gefiel ihr, auf eine dumpfe Art. Ihre Muskeln dachten
    automatisch und hielten so ihr Gehirn frei. Niemand wusste genau, ob
    die Herzogin tot war. Es spielte im Grunde keine Rolle. Aber an einem
    Punkt zweifelte Pol y nicht: Die Herzogin war eine Frau gewesen. Nur
    eine Frau, keine Göttin. Sicher, die Leute beteten zu ihr in der
    Hoffnung, dass ihre Gebete schön eingepackt und an Nuggan
    weitergereicht wurden, aber das gab ihr kein Recht, mit den Köpfen
    von Menschen wie Reißer herumzupfuschen, die auch so schon genug
    Probleme hatte. Götter konnten Wunder geschehen lassen.
    Herzoginnen posierten für Bilder.
    Aus dem Augenwinkel sah Pol y einige Frauen, die große Körbe von
    einer Plattform am Ende des Raums nahmen und damit durch eine Tür
    gingen. Sie zog Igorina von der Waschwanne fort und wies sie an, sich
    diesen Frauen hinzuzugesellen. »Sieh dich aufmerksam um!«, fügte sie
    hinzu.
    »Ja, Korporal«, sagte Igorina.
    »Denn eins ist klar.« Polly deutete auf die großen Haufen aus nasser
    Wäsche. »Diese Sachen müssen irgendwo trocknen…«
    Sie setzte die Arbeit fort und beteiligte sich gelegentlich an den
    Gesprächen, um nicht aufzufallen. Es war nicht schwierig. Die
    Waschfrauen mieden gewisse Themen, insbesondere solche, die
    »Ehemänner« und »Söhne« betrafen. Aber Pol y entdeckte einige
    Hinweise. Einige Ehemänner und Söhne befanden sich in der Festung.
    Andere waren wahrscheinlich tot. Wieder andere waren irgendwo dort
    draußen. Manche der älteren Frauen trugen die Mutterschaftsmedaille,
    die den Frauen verliehen wurde, deren Söhne ihr Leben für
    Borograwien gelassen hatten. Das Blech rostete in der feuchten Luft,
    und

Weitere Kostenlose Bücher