Weiberregiment
Äh…«
Was nicht erklärt, warum meine Stimme kein Echo hat…
»Rei… ich meine, Alice?«, fragte sie nachdenklich.
»Ja, Polly?«
»Ich halte es für eine gute Idee, den anderen nichts von dieser Sache
zu sagen«, meinte Polly. »Die Leute glauben gern an Götter und so,
aber sie werden nervös, wenn man ihnen sagt, dass sie erscheinen.
Sie… wird doch nicht erscheinen, oder?«
»Die Person, an die du nicht glaubst?«, fragte Reißer und zeigte ein
wenig Humor.
»Ich… behaupte nicht, dass sie nicht existiert«, sagte Pol y. »Ich
glaube nur nicht an sie, das ist alles.«
»Sie ist sehr schwach«, sagte Reißer. »Nachts höre ich sie weinen.«
Pol y suchte in dem abgehärmten Gesicht nach weiteren
Informationen und hoffte, dass sich Reißer auf ihre eigene Art und
Weise einen Scherz mit ihr erlaubte. Aber sie sah nur verwirrte
Unschuld.
»Warum weint sie?«, fragte Polly.
»Wegen der Gebete. Sie tun ihr weh.«
Pol y wirbelte herum, als sie etwas an der Schulter berührte. Es war
Toller.
»Frau Enid meint, wir sollten uns an die Arbeit machen«, sagte sie.
»Sie meint, die Wächter kommen gelegentlich und kontrollieren…«
Es war Frauenarbeit, was Monotonie, zermürbende Schufterei und
Geselligkeit bedeutete. Polly hatte ihre Hände schon seit einer ganzen
Weile nicht mehr in eine Waschwanne getaucht, und diese Holzwannen
waren so groß, dass zwanzig Frauen gleichzeitig an ihnen arbeiten
konnten. Zu beiden Seiten drückten und schlugen Arme, wrangen
Wäschestücke aus und klatschten sie in die Spülwannen hinter ihnen.
Pol y arbeitete wie die anderen Frauen und lauschte dem
Stimmengewirr um sie herum.
In dem Tratsch schwammen Informationsbrocken wie die
Seifenblasen in der Wanne. Zwei Wächter hatten sich »Freiheiten
herausgenommen« – noch größere Freiheiten als bisher – und waren
dafür bestraft worden. Dies zog reichlich Kommentare an der großen
Waschwanne nach sich. Irgendein hohes Tier aus Ankh-Morpork
schien sich um die Dinge zu kümmern und hatte einen entsprechenden
Befehl erteilt. Er war eine Art Zauberer, meinte die Frau auf der
anderen Seite. Angeblich konnte er sehen, was überall geschah, und es
hieß, dass er sich von rohem Fleisch ernährte. Geheime Augen sol te er
haben. Natürlich wussten al e, dass jene Stadt vol er Abscheulichkeiten
war. Pol y rieb eifrig ein Hemd an einem Waschbrett und dachte
darüber nach. Sie dachte an einen Bussard aus dem Tiefland, der über
den Bergen flog, und an ein so schnel es und verstohlenes Geschöpf,
dass nur die Andeutung eines Schattens von ihm zu sehen war…
Sie arbeitete auch an einem der Kupferkessel, stieß Wäsche ins
kochende Wasser und bemerkte, dass sie an diesem Ort ohne Waffen
mit einer fast einen Meter langen Stange hantierte.
Die Arbeit gefiel ihr, auf eine dumpfe Art. Ihre Muskeln dachten
automatisch und hielten so ihr Gehirn frei. Niemand wusste genau, ob
die Herzogin tot war. Es spielte im Grunde keine Rolle. Aber an einem
Punkt zweifelte Pol y nicht: Die Herzogin war eine Frau gewesen. Nur
eine Frau, keine Göttin. Sicher, die Leute beteten zu ihr in der
Hoffnung, dass ihre Gebete schön eingepackt und an Nuggan
weitergereicht wurden, aber das gab ihr kein Recht, mit den Köpfen
von Menschen wie Reißer herumzupfuschen, die auch so schon genug
Probleme hatte. Götter konnten Wunder geschehen lassen.
Herzoginnen posierten für Bilder.
Aus dem Augenwinkel sah Pol y einige Frauen, die große Körbe von
einer Plattform am Ende des Raums nahmen und damit durch eine Tür
gingen. Sie zog Igorina von der Waschwanne fort und wies sie an, sich
diesen Frauen hinzuzugesellen. »Sieh dich aufmerksam um!«, fügte sie
hinzu.
»Ja, Korporal«, sagte Igorina.
»Denn eins ist klar.« Polly deutete auf die großen Haufen aus nasser
Wäsche. »Diese Sachen müssen irgendwo trocknen…«
Sie setzte die Arbeit fort und beteiligte sich gelegentlich an den
Gesprächen, um nicht aufzufallen. Es war nicht schwierig. Die
Waschfrauen mieden gewisse Themen, insbesondere solche, die
»Ehemänner« und »Söhne« betrafen. Aber Pol y entdeckte einige
Hinweise. Einige Ehemänner und Söhne befanden sich in der Festung.
Andere waren wahrscheinlich tot. Wieder andere waren irgendwo dort
draußen. Manche der älteren Frauen trugen die Mutterschaftsmedaille,
die den Frauen verliehen wurde, deren Söhne ihr Leben für
Borograwien gelassen hatten. Das Blech rostete in der feuchten Luft,
und
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