Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weiberregiment

Weiberregiment

Titel: Weiberregiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
ihren Augen stand nur schreckliche
    Entschlossenheit.
    Jackrum zügelte sein Pferd.
    »Also gut, zwanzig Minuten zum Verschnaufen«, brummte er.
    Igor drehte sich um und nickte in Richtung der Verwundeten, die den
    Weg grimmig fortsetzten. »Bitte um Erlaubnif, ihnen fu helfen, fal f daf
    möglich ift.«
    »Dazu bekommst du bald genug Gelegenheit, Junge«, erwiderte
    Jackrum.
    »Feldwebel?« Igor wirkte verletzt.
    »Oh, na schön. Wenn du unbedingt wil st. Sol dir jemand zur Hand
    gehen?«
    »Die Hände zu klauen«, warf Strappi ein und lachte hässlich.
    »Daf wäre nicht schlecht«, sagte Igor.
    Der Feldwebel sah zur Gruppe und nickte. »Soldat Halter, vortreten!
    Wie gut kennst du dich mit Doktordingen aus?«
    Der rothaarige Toller trat schneidig vor. »Ich habe für meine Mutter
    Schweine geschlachtet, Feldwebel«, sagte er.
    »Großartig! Besser als jeder Militärarzt. Los mit euch. Zwanzig
    Minuten, denkt dran!«
    »Und achte darauf, dass Igor keine Souvenirs mitbringt!«, rief Strappi
    und lachte wieder sein kratzendes Lachen.
    Die anderen Jungs nahmen im Gras am Straßenrand Platz. Ein oder
    zwei von ihnen verschwanden zwischen den Büschen. Pol y brach mit
    der gleichen Absicht auf, ging aber noch tiefer ins Gebüsch und nutzte
    die Gelegenheit, gewisse Socken zurechtzurücken. Sie neigten dazu
    fortzukriechen, wenn man nicht aufpasste.
    Sie erstarrte, als es hinter ihr raschelte, entspannte sich dann aber
    wieder. Sie war vorsichtig gewesen; niemand konnte etwas gesehen
    haben. Vermutlich war jemand in der Nähe und wol te seine Blase
    entleeren. Sie würde einfach zur Straße zurückkehren, ohne ihm
    Beachtung zu schenken…
    Stecher sprang auf, als Polly aus dem Gebüsch kam, die Kniehose um
    den einen Fuß, das Gesicht puterrot.
    Pol y konnte einfach nicht anders. Viel eicht lag es an den Socken
    oder an Stechers flehendem Blick. Wenn jemand »Nicht hinsehen!«
    mitteilt, reagieren die Augen von ganz al ein und richten den Blick
    dorthin, wohin das Gehirn gar nicht sehen will. Stecher zog hastig die
    Hose hoch.
    »Keine Sorge, es ist alles in Ordnung…«, begann Polly, aber es hörte
    sie niemand – das Mädchen war bereits weggelaufen.
    Pol y sah zu den Büschen und dachte: Lieber Himmel! Wir sind zu
    zweit ! Aber was hätte ich als Nächstes sagen sol en? »Schon gut, ich bin ebenfal s ein Mädchen. Du kannst mir vertrauen. Lass uns Freunde
    sein. Und ich kann dir da einen guten Rat über Socken geben.«?

    Igor und Toller kehrten spät zurück, ohne ein Wort. Feldwebel Jackrum
    sagte nichts. Die Truppe brach wieder auf.
    Polly ging hinten, zusammen mit Karborund. Das bedeutete, dass sie
    Stecher im Auge behalten konnte, wer auch immer sie war. Zum ersten
    Mal sah Polly sie richtig an. Sie ließ sich leicht übersehen, denn
    irgendwie blieb sie immer in Tol ers Schatten. Sie war klein, obwohl
    »zierlich« besser auf ein Mädchen passte. Schwarzes Haar umrahmte ihr
    Gesicht, und sie schien immer mit sich selbst beschäftigt zu sein. Nie
    wich sie von Tol ers Seite. Plötzlich fiel Pol y ein, dass sie auch dicht bei ihm schlief.
    Ah, so war das also. Sie folgt ihrem Freund, dachte Polly. Das war
    romantisch, in gewisser Weise, und sehr, sehr dumm. Sie verstand es
    nun, über die Kleidung und den Haarschnitt hinauszusehen, und
    daraufhin erkannte sie al die kleinen Hinweise, die verrieten, dass
    Stecher ein Mädchen war, noch dazu ein Mädchen, das nicht gründlich
    genug geplant hatte.
    Pol y beobachtete, wie Stecher Tol er etwas zuflüsterte, woraufhin
    sich Toller halb umdrehte und Polly mit einem Blick bedachte, in dem
    Hass und auch eine vage Drohung lagen.
    Ich kann es ihr nicht sagen, dachte sie. Sie würde es ihm erzählen, und ich kann es mir nicht leisten, dass die anderen Bescheid wissen. Ich
    habe mich nicht darauf beschränkt, das Haar kurz zu schneiden und
    eine Hose anzuziehen. Ich habe geplant…
    Ja… die Pläne.
    Es hatte mit einer seltsamen Idee begonnen und war dann zu einem
    Plan geworden. Pol y erinnerte sich. Zu Anfang hatte sie Jungen
    aufmerksam beobachtet, was in einigen von ihnen Hoffnung weckte,
    die kurze Zeit später in Enttäuschung mündete. Pol y beobachtete, wie
    sie sich bewegten, und sie lauschte dem Rhythmus dessen, was unter
    Jungen als Konversation galt. Sie sah, wie sie sich zur Begrüßung
    knufften. Es war eine neue Welt für sie.
    Für ein Mädchen hatte sie bereits recht gute Muskeln entwickelt, denn
    bei der Arbeit im Wirtshaus musste sie vor al em schwere

Weitere Kostenlose Bücher