Weiberregiment
»Es ist so ähnlich, nur tausendmal stärker. Und es
ist kein… Gefühl, sondern etwas, das ich weiß. «
»Viele Leute suchen nach uns, Korporal«, sagte Bluse und klopfte ihm
freundlich auf die Schulter. »Es bedeutet nicht, dass sie uns finden.«
Pol y blickte auf den Wald hinab und öffnete den Mund, um etwas zu
sagen. Er war trocken. Kein Laut kam heraus.
Maladikt schüttelte die Hand des Leutnants ab. »Diese… Person
sucht nicht nach uns! Sie weiß genau, wo wir sind!«
Pol y sammelte Speichel und versuchte es erneut. »Bewegung!«
Und dann war es nicht mehr da. Sie hätte schwören können, dass sie
auf dem Weg etwas gesehen hatte, etwas, das mit dem Licht verschmolz
und sich nur mit flackernden Schattenmustern verriet, wenn es sich
bewegte.
»Äh… oder vielleicht nicht«, murmelte sie.
»Uns al en fehlt Schlaf, und wir sind ziemlich ›geschafft‹«, sagte Bluse.
»Wir sol ten ruhig bleiben.«
»Ich brauche Kaffee!«, stöhnte Maladikt und schaukelte vor und
zurück.
Pol y spähte zum fernen Weg. Leichter Wind schüttelte die Wipfel;
rote und goldene Blätter fielen. Für einen Moment zeigte sich nur eine
Andeutung… Sie stand auf. Wenn man Schatten und schaukelnde
Zweige lange genug betrachtete, konnte man al es sehen, wie Bilder in
Flammen.
»Na schön«, sagte Knal er, die am Feuer gearbeitet hatte. »Viel eicht
klappt dies. Es riecht wenigstens wie Kaffee. Nun, fast wie Kaffee. Äh,
so wie Kaffee aus Eicheln riechen würde.«
Sie hatte Eicheln geröstet. Zu dieser Zeit des Jahres gab es im Wald
jede Menge davon, und es war al gemein bekannt, dass geröstete und
gemahlene Eicheln Kaffee ersetzen konnten. Pol y fand, dass es einen
Versuch wert war, obwohl sie sich an niemanden erinnern konnte, der
die Wahl gehabt und gesagt hatte: »Nein, ich werde nie wieder
grässlichen Kaffee anrühren! Von jetzt an trinke ich nur noch wässrigen
Eichel-Ersatzkaffee mit darin schwimmenden sandigen Dingen!«
Sie nahm den Becher von Knal er entgegen und trug ihn zum
Vampir. Als sie sich bückte… veränderte sich die Welt.
… Woppwoppwopp…
Staubiger Dunst hing am Himmel und verwandelte die Sonne in eine
blutrote Scheibe. Für einen Moment sah Pol y am Himmel große dicke
Schrauben, die sich in der Luft drehten und sich ihr näherten…
»Er hat Seitenblenden«, flüsterte Igorina neben ihr.
»Seitenblenden?«
»Wie…, Rückblenden, nur von woanders. Wir wissen nichts von
ihnen. Sie könnten von überall kommen. In einem solchen Zustand
reagiert er auf alle Arten von Einflüssen! Bitte gib ihm den Kaffee!«
Maladikt ergriff den Becher und versuchte, den Inhalt so schnel zu
schlucken, dass ihm ein Teil davon übers Kinn rann. Die anderen
beobachteten, wie er trank.
»Schmeckt wie Schlamm«, sagte er und setzte den Becher ab.
»Ja, aber wirkt es?«
Maladikt sah auf und blinzelte. »Bei den Göttern, das Zeug ist
schrecklich. «
»Sind wir in einem Wald oder in einem Dschungel?«, fragte Igorina.
»Siehst du irgendwelche fliegenden Schrauben? Wie viele Finger halte
ich hoch?«
»Meine Güte, so etwas sollte ein Igor nie fragen«, brachte Maladikt hervor und verzog das Gesicht. »Aber… die… Gefühle sind jetzt nicht
mehr so stark. Ich kann es unter Kontrolle halten. Ja, ich stopfe es nach
unten und vergrabe es dort!«
Polly sah Igorina an, die mit den Schultern zuckte und sagte: »Das ist
gut.« Dann nahm sie Pol y beiseite.
»Er, oder vielleicht sie, steht kurz vor dem Zusammenbruch«, sagte
sie.
»Wir sind alle nervös«, erwiderte Polly. »Wir bekommen kaum
Schlaf.«
»Du weißt, was ich meine. Ich… äh… habe mir die Freiheit
genommen, gewisse Vorbereitungen zu treffen.« Igorina öffnete kurz
ihre Jacke. An der Innenseite, in sauber angenähten Taschen, sah Pol y:
ein Messer, einen Holzpflock und einen Hammer.
»Das wird doch nicht nötig sein, oder?«
»Ich hoffe nicht«, sagte Igorina. »Aber wenn doch, kann ich das Herz
am besten finden. Die Leute glauben immer, dass es weiter links
liegt…«
»Es wird nicht so weit kommen«, sagte Polly mit fester Stimme.
Der Himmel glühte rot. Der Krieg war noch einen Tag entfernt.
Dicht unterhalb der Kammlinie schlich Pol y mit der Teekanne dahin.
Tee hielt die Truppe auf den Beinen. Denk an das, was real ist… Das
war nicht ganz einfach. Zum Beispiel Tol er und Stecher. Es spielte
keine Rol e, wer von ihnen Wachdienst hatte, sie waren immer
zusammen. Und dort saßen sie nebeneinander
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