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Weiberregiment

Weiberregiment

Titel: Weiberregiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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sie
    hörte von oben ein Geräusch, wie »Woppwoppwopp«.
    Dann war es vorbei.
    Die Hal uzinationen von Vampiren sind ansteckend, dachte Pol y.
    Was geht in seinem Kopf vor? Sie eilte mit Igorina nach vorn, und
    dann marschierten sie durch den Wald.
    Vögel zwitscherten. Es hörte sich friedlich an, wenn man den Gesang
    von Vögeln nicht deuten konnte, aber Pol y erkannte die Warnrufe in
    der Nähe und die Revierbedrohungen in der Ferne und den
    al gegenwärtigen Sex. Deshalb konnte sie das Gezwitscher kaum
    genießen.*
    »Polly?«, fragte Igorina.
    »Hmm?«

    * Es ist schwer, als Ornithologe durch einen Wald zu gehen und zu hören,
    wie die Welt um einen herum ruft: »Hau ab, dies ist mein Busch! Aargh, der
    Nestdieb! Schlaf mit mir, ich kann meine Brust schön groß und rot
    aufplustern!«
    »Könntest du jemanden umbringen, wenn du müsstest?«
    Pol y kehrte abrupt ins Hier und Jetzt zurück. »Was ist das denn für
    eine Frage?«
    »Ich glaube, es ist die Art von Frage, die man einem Foldaten stellen
    follte«, sagte Igorina.
    »Ich weiß nicht. Vielleicht ja, wenn ich angegriffen werde. Ich würde
    versuchen, einem Angreifer so wehzutun, dass er auf dem Boden liegen
    bleibt. Und du?«
    »Wir haben großen Respekt vor dem Leben, Pol y«, sagte Igorina
    ernst. »Es ist leicht, jemanden zu töten, und faft unmöglich, eine Person
    ins Leben zurückzuholen.«
    »Fast?«
    »Wenn man keinen wirklich guten Blitzableiter hat. Und selbst wenn
    man darüber verfügt… Die Zurückgeholten sind nie so wie vorher. Oft
    klebt Besteck an ihnen fest.«
    »Warum bist du hier, Igorina?«
    »Der Clan… hält nicht viel von Mädchen, die sich zu sehr mit der
    Großen Arbeit beschäftigen«, erwiderte Igorina niedergeschlagen.
    »›Bleib bei deinen Nähereien‹, sagte meine Mutter immer wieder. Das
    ist ja alles ganz schön, aber ich komme auch gut mit den Schnitten
    zurecht, selbst mit den kniffligen. Und ich glaube, eine Frau auf dem
    Leichentisch würde sich viel besser fühlen, wenn sie wüsste, dass die
    Hand einer Frau den Schalter umlegt. Ich dachte, Erfahrungen vom
    Schlachtfeld könnten meinen Vater viel eicht überzeugen. Soldaten sind
    nicht wählerisch in Hinsicht auf die Leute, die ihnen das Leben retten.«
    »Ich schätze, Männer sind überal gleich«, sagte Pol y.
    »Im Innern zweifellos.«
    »Und… äh… du kannst dir tatsächlich das Haar wieder auf den Kopf
    setzen?« Pol y hatte beim Abbrechen des Lagers gesehen, wie es sich
    langsam in einem mit grüner Flüssigkeit gefül ten Glas drehte, wie ein
    ganz besonderer Algenfladen.
    »O ja. Kopfhauttransplantationen sind einfach. Es brennt einige
    Minuten, das ist alles…«
    Etwas bewegte sich zwischen den Bäumen, und aus dem Schemen
    wurde Maladikt. Er hob einen Finger an die Lippen, als er näher kam,
    und flüsterte: »Charlie verfolgt uns!«
    Polly und Igorina wechselten einen Blick. »Wer ist Charlie ?«
    Maladikt starrte sie an und rieb sich dann geistesabwesend das
    Gesicht. »Ich… äh, tut mir Leid…Jemand folgt uns! Ich weiß es!«

    Die Sonne ging unter. Pol y blickte über den Felsrand hinweg in die
    Richtung, aus der sie kamen. Sie sah den Weg golden und rot im Licht
    des späten Nachmittags. Nichts regte sich. Die Felsnase befand sich auf
    der Kuppe eines Hügels, und dahinter erstreckte sich eine Mulde, von
    Gebüsch gesäumt. Eine gute Stel e für Leute, die sehen wol ten, ohne
    selbst gesehen zu werden. Und diesem Zweck hatte sie in jüngster
    Vergangenheit mehrfach gedient, nach der Asche alter Lagerfeuer zu
    urteilen.
    Maladikt saß da und hielt sich den Kopf mit beiden Händen. Jackrum
    und Bluse hockten rechts und links neben ihm. Sie versuchten zu
    verstehen und kamen dabei kaum voran.
    »Du hörst also nichts?«, fragte Bluse.
    »Nein.«
    »Und du siehst und riechst auch nichts?«, fragte Jackrum.
    » Nein ! Ich habe es euch doch gesagt ! Aber etwas folgt und beobachtet uns.«
    »Aber wenn du nicht…«, begann Bluse.
    »Ich bin ein Vampir«, keuchte Maladikt. » Vertraut mir einfach.«
    »Daf follten wir, Feldwebel«, sagte Igorina hinter Jackrum. »Wir Igorf
    haben ef oft mit Vampiren zu tun. In Feiten von Streff dehnt fich ihre
    perfönliche Fphäre bif zu fehn Meilen weit um ihrem Körper auf.«
    Es kam zu der ungewöhnlichen Pause, die einem längeren Lispeln
    folgt. Die Zuhörer brauchten Zeit zum Nachdenken.
    »Streff?«, wiederholte Bluse.
    »Hast du nicht manchmal das Gefühl, dass dich jemand ansieht?«,
    brummte Maladikt.

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