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Weihnachtsbote auf vier Pfoten

Weihnachtsbote auf vier Pfoten

Titel: Weihnachtsbote auf vier Pfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheila Roberts
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blätterte zu einer neuen Seite um, und da war das Foto von Zach und David und ihren Freunden Henry und Anna, auf dem sie mit Tante Leslie auf der vorderen Veranda saßen.
    Mom drehte die Seite schnell um, aber Zach streckte die Hand danach aus und blätterte zurück. »Was ist eigentlich aus Tante Leslie geworden?«
    Â»Sie ist weggezogen«, antwortete Mom in nüchternem Ton.
    Â»Warum?«
    Â»Zach, die Leute ziehen hin und wieder um.«
    Er runzelte die Stirn. Ich habe nicht nach dem Offensichtlichen gefragt, dachte er. »Ihr wart die besten Freundinnen.« Und dann waren sie es plötzlich nicht mehr. »Aber ich erinnere mich auch, dass ihr einmal Streit hattet. Worüber habt ihr euch gestritten?«
    Moms Gesicht war plötzlich wie versteinert. Ȇber nichts, was dich betraf«, erwiderte sie steif.
    Â»Nun, damals betraf es mich sehr wohl, Mom. Immerhin verlor ich meinen besten Kumpel. Eben waren wir alle noch die dicksten Freunde, und ehe ich mich’s versah, zogen sie plötzlich weg.« Das war der Anfang vom Ende gewesen, als der Boden unter ihren Füßen sich verlagerte und aufbrach. Innerhalb von Monaten brach seine perfekte Welt zusammen. Mom hörte auf zu lächeln, verlor schnell die Geduld und explodierte leicht. Vier Monate später war Dad ausgezogen.
    Moment mal …
    Nein, lass es sein!, ermahnte er sich . Dieser Gedanke war völlig abwegig. Es konnte keine Verbindung zwischen Leslies plötzlichem Wegziehen und Dads Auszug bestehen. Zach wollte nicht, dass es hier eine Verbindung gab, und sein Verstand scheute vor der hässlichen Idee zurück.
    Aber sein Bauch blieb hartnäckig. »Ich bekomme allmählich das Gefühl, dass es mich noch immer betrifft. Was ist damals wirklich passiert?« Er wollte es doch gar nicht wissen. Warum fragte er dann, verdammt noch mal?
    Weil er es wissen musste . Es war wahrscheinlich ohnehin nicht, was er glaubte. Wenn ja, hätte er schon vor langer Zeit darauf kommen müssen.
    Oder auch nicht. Vielleicht hatte er das Rätsel des plötzlichen Auszugs seines Vaters ja nie lösen wollen. Weil es zu schmerzlich gewesen wäre. Und es leichter gewesen war, Mom die ganze Schuld zu geben.
    Â»Zach, das ist Geschichte«, sagte sie, klappte das Album zu und wollte sich erheben.
    Er hielt sie am Arm zurück. »Das mag sein, aber es ist unsere Geschichte. Mom …« Er wollte es nicht aussprechen, doch jetzt blieb ihm nichts anderes mehr übrig. »Hatten Tante Leslie und Dad …«
    Seine Mutter biss sich auf die Lippe und senkte den Blick.
    Â»O Gott.« Übelkeit stieg plötzlich in Zach hoch.
    Â»Kinder müssen nicht alles wissen, was zwischen Erwachsenen geschieht«, sagte Mom.
    Â»Ich dachte, du hättest ihn verlassen. All diese Jahre hast du dir von mir die Schuld anlasten lassen und dich zur Bösen machen lassen. Warum?«
    Sie brachte ein kleines Schulterzucken zustande. »Weil es in gewisser Weise wirklich meine Schuld war.«
    Â»Deine Schuld?!«
    Â»Dein Vater fühlte sich schrecklich hinterher. Er wollte, dass wir versuchten, alles hinter uns zu lassen, um einen Neuanfang zu machen. Ich auch. Deshalb bemühte ich mich, aber ich kam einfach nicht darüber hinweg.« Tom gesellte sich zu ihr, und sie kraulte ihn hinterm Ohr. »Ich sah keinen Sinn darin, es euch Jungen zu erzählen. Ihr solltet nichts Schlechtes von mir über euren Vater hören. Unsere Beziehung war zerstört, aber ich wollte nicht auch die eure noch vergiften.«
    Zach fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Mein Gott, all diese Zeit … Mom, es tut mir leid«, sagte er, den Tränen nahe. Er war ein erwachsener Mann und könnte heulen wie damals, nachdem sein Vater ausgezogen war. So viele Nächte hatte er sein Gesicht im Kissen vergraben, wütende Tränen über die Ungerechtigkeit des Ganzen vergossen und sich den Kopf darüber zerbrochen, was er oder David verbrochen haben könnten, um Dad aus dem Haus zu treiben.
    Mom nahm ihn in die Arme und küsste ihn auf die Wange. »Es ist schon gut, Zach.«
    Â»Nein, das ist es nicht!«, widersprach er heftig und konnte die zornigen Worte nicht mehr zurückhalten. »Gott, Mom! Er hat dich mit deiner besten Freundin betrogen.«
    Â»Er hat einen Fehler gemacht, den er sein ganzes Leben bereut hat. Wir alle machen Fehler, Zach. Ich wünschte, es wäre anders. Dein Vater und

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