Weihnachtszauber 02
er auf den ersten Blick, dass sein Cousin sich bereits große Selbstvorwürfe machte. Zusammengesunken saß er im Sessel vor dem Kamin, sein Haar und seine Kleidung waren in Unordnung, die Hände hatte er vor das Gesicht geschlagen.
„Nun“, sagte Dominick und warf die Tür hinter sich ins Schloss, um Arthur aus seiner Starre zu reißen. „Da hast du uns ja in eine schöne Lage gebracht, Arthur Heelis.“
„Dominick!“ Arthur sprang auf. „Was tust du denn hier?“
Dominick verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich an die Tür, um jeglichen Fluchtversuch zu verhindern, obwohl Arthur ganz und gar nicht in der Verfassung zu sein schien, überhaupt einen solchen zu versuchen. Sein Cousin sah blass und gehetzt aus. Auf Wangen und Kinn zeichnete sich ein Bartschatten ab, und sein Haar war zerzaust. Ein dunkler Bluterguss prangte auf einer Wange, wahrscheinlich rührte dieser von der Gasthofschlägerei, die Ginny erwähnt hatte.
„Ich bin natürlich hier, weil ich auf der Suche nach dir war. Warum sonst sollte ich mein warmes Haus in dieser Eiseskälte kurz vor Weihnachten verlassen?“
„Ich ... Woher wusstest du, wo wir uns aufhalten?“
„Das wusste ich nicht. Lady Derrington und ich suchten bei Tante Beatrice lediglich Schutz vor dem Sturm. Wir haben gehofft, sie hätte vielleicht etwas von euch gehört.
Dass wir Miss Smythe Pianoforte spielend im Salon antrafen, war ein schierer Glücksfall. Wenigstens hast du etwas Hirn gezeigt, indem du sie hierher brachtest.“
„Lady Derrington begleitet dich?“ Aufstöhnend sank Arthur in den Sessel zurück.
„Natürlich. Sie ist sehr besorgt um das Wohlergehen ihrer Schwester – im Gegensatz zu anderen Menschen, die ich benennen könnte.“
„Das ist ungerecht, Dominick! Ich liebe Ginny. Sie bedeutet mir alles.“
„Und weil du sie so sehr liebst, hast du sie gebeten, mit dir durchzubrennen und das Risiko einzugehen, ihre Familie zu verlieren, ihren guten Ruf, ja sogar ihr Leben.“
Dominick schüttelte den Kopf. „Das klingt mir nicht nach wahrer Liebe, Arthur.“
Arthur rieb sich das Gesicht. „Der Vorschlag kam von ihr. Ich konnte sie nicht davon abbringen.“
Oh, das wird ja immer schöner, dachte Dominick sarkastisch. Sein Cousin war nicht nur hirnverbrannt, wie seine Tante es ausgedrückt hatte, sondern obendrein ein Schwächling, der sich geweigert hatte, Ginnys Wohlergehen über das eigene zu stellen.
Es sah ganz danach aus, als würde es ein langer Abend werden.
8. KAPITEL
Mary nahm zögerlich einen Bissen ihres Kuchens und warf dabei Dominick unauffällig einen Blick zu. Lady Amesby hatte während der Mahlzeit unablässig geplaudert, sich nach ihren Freunden in London erkundigt und den neuesten Nachbarschaftsklatsch ausgetauscht. Selbst Ginny war wieder fröhlicher geworden und hatte sich an der Unterhaltung beteiligt. Captain Heelis indes, der an ihrer Seite saß, hüllte sich in bedrücktes Schweigen.
Dominick beantwortete zwar lächelnd die Fragen seiner Tante, doch er wirkte zerstreut. Offenbar war er in Gedanken weit entfernt von dem warmen, von Kerzen erleuchteten Salon. Alles würde sie geben, um seine Gedanken lesen zu können.
Möglicherweise vermisste er die Vergnügungen der Stadt, die er hinter sich gelassen hatte, um sie bei dieser abenteuerlichen Suche zu unterstützen. Vielleicht bereute er den Anfall von Ritterlichkeit bereits, der ihn veranlasst hatte, ihr zu helfen.
„Wie ich wohl weiß, sind wir unter nicht gerade glücklichen Umständen zusammengekommen“, sagte Lady Amesby. „Dennoch bin ich überaus froh, dass meine beiden Neffen die Weihnachtsfeiertage mit mir verbringen werden. Und auch über Ihren Besuch, Lady Derrington und Miss Smythe, freue ich mich sehr. Wir werden eine wunderbare Zeit miteinander haben.“
Mary lächelte ihr zu. In der kurzen Zeit, die sie hier in Rose Cottage weilten, war ihr Dominicks Tante bereits sehr ans Herz gewachsen. Lady Amesbys herzliche Gastfreundschaft und ihre munteren Plaudereien ließen selbst die frostige Kälte vergessen. „Das ist sehr freundlich von Ihnen, Lady Amesby, doch das Weihnachtsfest sollte wohl der Familie vorbehalten sein. Mir scheint, der Sturm lässt allmählich nach. Gewiss können Ginny und ich morgen die Rückreise nach London antreten.“
„Sie wollen abreisen?“, rief Lady Amesby. „Das kann ich nicht zulassen. Das Weihnachtsfest sollte im großen Kreis gefeiert werden, und ich genieße es, viele Gäste um mich zu haben. Außerdem
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