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Weil Ich Euch Liebte

Weil Ich Euch Liebte

Titel: Weil Ich Euch Liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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gesagt, dass Sommer diese Nummer nicht mehr benutzte.
    Ich nahm einen Stift und einen Zettel und fing an, mir alle Nummern aufzuschreiben, die Sheila am Tag des Unfalls und an den Tagen davor angerufen hatte. Mehrmals hatte sie mein Handy angerufen, zweimal in der Firma, dreimal hier zu Hause. Ich erkannte Belindas Nummer, dann Fionas Festnetznummer in Darien und ihre Handynummer.
    Dann fiel mir noch ein, mir die Liste der eingehenden Anrufe anzusehen. Es gab mehrere von mir – von zu Hause, aus der Firma, vom Handy. Von Fiona. Belinda. Wie nicht anders zu erwarten.
    Und siebzehn Anrufe von einer Nummer, die ich nicht erkannte. Aber nicht die Nummer, von der ich annahm, dass sie einmal Sommer gehört hatte. Keine New Yorker Nummer. Die meisten dieser Anrufe waren als »unbeantwortet« aufgelistet. Das bedeutete, dass Sheila sie entweder nicht gehört hatte oder nicht rangehen wollte.
    Auch diese Nummer schrieb ich mir auf.
    Ein Anruf von dieser Nummer war an dem Tag eingegangen, an dem sie starb, zwei am Tag davor, und täglich mindestens zwei in den sieben Tagen vor ihrem Tod.
    Ich musste es wissen.
    Wieder wählte ich aus dem Festnetz. Es läutete dreimal, dann ging der Anrufbeantworter ran.
    »Hi, hier ist Allan Butterfield. Hinterlassen Sie eine Nachricht.«
    Allan? Welcher Allan? Sheila kannte gar keinen –
    Moment. Allan Butterfield. Sheilas Wirtschaftslehrer. Aus welchem Grund hätte der sie so oft anrufen sollen? Und warum hätte sie seine Anrufe nicht annehmen sollen?
    Ich warf den Hörer auf den Schreibtisch. Was gab es sonst noch zu tun? So viele Fragen, so wenig Antworten.
    Ich betrachtete die Pillen. Wo hatte Sheila die her? Mit welchem Geld hatte sie sie bezahlt? Was wollte sie überhaupt damit –
    Das Geld.
    Das Geld, das ich versteckt hatte.
    Die Einzigen, die wussten, dass ich Geld in der Wand versteckt hatte, waren Sheila und ich. Hatte sie hier zugegriffen? Hatte sie das Geld verwendet, um diese Pillen zu kaufen und dann weiterzuverkaufen?
    Ich zog die Schreibtischschublade auf, holte einen Brieföffner heraus und ging um den Schreibtisch herum zur gegenüberliegenden Ecke des Büros. Ich steckte die Klinge in eine Fuge, rüttelte ein wenig und hatte in Sekundenschnelle eines der Paneele gelockert. Zum Vorschein kam ein rechteckiger Hohlraum, etwa vierzig Zentimeter breit, dreißig hoch und acht tief.
    Festzustellen, ob von dem Geld zwischen den Pfosten etwas fehlte, dauerte nicht lang, es waren 500-Dollar-Bündel. Ich zählte vierunddreißig.
    Das Geld, das ich über Jahre hinweg unversteuert angespart hatte, war komplett da.
    Und noch etwas anderes.
    Ein braunes Geschäftskuvert. Hinter den Geldbündeln. Ich zog es heraus, spürte, wie prall gefüllt es war.
    In der linken oberen Ecke stand etwas geschrieben: »Von Belinda Morton.« Und, darunter hingekritzelt, eine Telefonnummer.
    Ich erkannte sie sofort wieder. Ich hatte sie erst vor ein paar Minuten gesehen.
    Es war die Nummer, die Sheila um 13.02 Uhr an ihrem Todestag gewählt hatte. Die Nummer, die laut Arthur Twain Madden Sommer gehört hatte.
    Das Kuvert war zugeklebt. Ich schob den Brieföffner unter die Klappe und schnitt es sauber auf. Dann ging ich zum Schreibtisch zurück und leerte es aus.
    Geld. Unmengen davon.
    Tausende Dollar Bargeld.
    »Heilige Maria Muttergottes«, sagte ich laut.
    Dann hörte ich den Schuss.
    Das Bersten von Glas.
    Kellys Schreie.

Siebenundzwanzig
    Es dauerte keine zehn Sekunden, da war ich die zwei Stockwerke schon hochgehetzt.
    »Kelly!«, brüllte ich. »Kelly!«
    Ich stieß ihre Tür so heftig auf, dass ich sie fast aus den Angeln riss. Ich hörte Kelly schreien, aber ich sah sie nicht. Was ich sah, waren Glasscherben, über den ganzen Fußboden verteilt. Das Fenster, das zur Straße hinausging, bot einen furchterregenden Anblick. Nichts als messerscharfe Zacken.
    »Kelly!«
    Ich hörte gedämpftes Weinen, stürzte zu ihrem Kleiderschrank und riss die Tür auf. Da saß sie, zusammengekauert auf einem Haufen Schuhe.
    Sie sprang auf und schlang ihre Arme um mich.
    »Alles in Ordnung? Mäuschen? Alles in Ordnung mit dir? Sag doch was!«
    Sie ließ den Kopf an meine Brust fallen und schluchzte. »Daddy! Daddy!« Ich drückte sie so fest an mich, dass ich Angst hatte, ich könnte ihr was brechen.
    »Ich bin da, ich bin da, ich bin da.« Ich versuchte, sie ein Stück von mir wegzuschieben, gerade so viel, dass ich sie ansehen konnte. »Bist du verletzt? Hat dich was getroffen? Scherben oder sonst

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