Weil wir glücklich waren - Roman
Mutter gemacht hätte.
»Es tut mir leid«, sagte sie. Sie sah nur kurz zu mir. »Es tut mir leid, was er heute Morgen gemacht hat.«
Meine Mutter nickte. »Du kannst nichts dafür, Liebes. Du bist nicht er.«
Es war nett von ihr, das zu sagen, vielleicht das Netteste, was unter den gegebenen Umständen möglich war. Aber Haylie sah wieder verstört aus. Es war, als hätte meine Mutter ihr als Gegenleistung für das Geschenk, das der Umschlag beinhaltete, ein Problem aufgehalst. Sie zog den Gürtel ihres roten Mantels enger.
»Ich muss gehen«, sagte sie.
»Sollen wir dich irgendwohin fahren?«
Für einen Moment überlegte sie. »Keine gute Idee«, entschied sie dann. »Ich will nach Hause.« Sie drehte sich um und ging zur Bushaltestelle. Auf halbem Weg blieb sie stehen. Meine Mutter und ich sprachen nicht miteinander - wir taten nicht einmal so, als würden wir etwas anderes tun, als sie zu beobachten. Haylie stand ein, zwei Minuten lang da, die Hände in ihre Manteltaschen gesteckt. Dann ging sie die Stufen zum Wohnheim hinauf.
Dort war sie immer noch und saß auf der obersten Stufe, als ich aus dem Wagen stieg. Sie starrte nach vorne, die Ellbogen auf den Knien, das hübsche Kinn auf ihre Hände gestützt. Als ich die Stufen hinauflief, fragte ich sie noch einmal, ob wir sie nicht fahren sollten. Meine Mutter winkte ihr vom Wagen aus zu, aber Haylie schüttelte wieder den Kopf.
Es gehe ihr gut, versicherte sie. Sie müsse nachdenken.
Kapitel 15
Pamela O'Toole, früher Pamela Butterfield, sei eine nette Gastgeberin, sagte meine Mutter. Vor allem in Anbetracht der Tatsache, wie viel sie zu tun habe und wie klein ihre Wohnung sei und dass sie Hunde eigentlich nicht möge. Sie selbst versuchte, ein rücksichtsvoller Gast zu sein. Sie kochte, räumte auf und verstaute ihre Sachen in ordentlichen Stapeln hinter der Couch, auf der sie schlief. Die Dusche benutzte sie nur, wenn Pamela auf der Schwesternschule war, und sie nahm jeden Morgen die Bettwäsche von der Couch. Sobald Pamela nach Hause kam, um am Küchentisch zu sitzen und zu lernen, brachte meine Mutter die Schmutzwäsche in den Waschsalon, machte lange Spaziergänge mit Bowzer oder fuhr einfach mit ihm im Van herum. Es war also nicht unbedingt wie in der Fernsehserie Katie & Allie. Die Wohnung war zu klein für sie beide. Aber sie hatten viel Gesprächsstoff: Sie redeten über ihre Exmänner, ihre Töchter und die ehemaligen Nachbarn; sie verglichen den sozialen Abstieg der einen mit dem der anderen, und manchmal lachten sie sogar. Meistens jedoch fühlte sich meine Mutter beengt, gehemmt und irrationalerweise verärgert, weil sie sich so anstrengen musste, um keine Last zu sein. Außerdem hatte sie immer furchtbare Angst, der Hund könnte auf den Boden pinkeln oder etwas Schlimmeres machen. Sie stöhnte, die vier Worte, die sie in dieser Woche bei Pamela am häufigsten sagte, seien »Danke« und »Tut mir leid«.
Es sei ermüdend, dankbar zu sein, stellte sie fest.
Doch bald bekam sie noch mehr Grund, dankbar zu sein. Der Gehaltsscheck, auf den meine Mutter gewartet hatte, reichte nicht für die Kaution und die erste Monatsmiete aus, deshalb bat sie Maxine - eine ihrer Freundinnen im Einkaufszentrum - um Hilfe. Maxine warf ihr vor, dass sie albern sei, was den Hund betreffe. Sie sagte meiner Mutter, dass sie unvernünftig sei und ihre Mittel falsch verwende. Aber sie lieh ihr das Geld. Meine Mutter bedankte sich, ignorierte Maxines Ratschläge, löste den Scheck ein und zog mit Bowzer in ihre neue Wohnung.
Sie rief mich ganz aufgeregt von ihrem neuen Telefon aus an, aber sie lud mich nicht ein, die Winterferien bei ihr zu verbringen. Ich hoffte, der Grund wäre, dass sie eine Weile für sich sein wollte. Aber ich befürchtete, dass sie sich die Lebensmittel nicht leisten konnte.
»Bei deinem Vater hast du mehr Komfort«, argumentierte sie. »Das weißt du. Auf jeden Fall hat er Möbel, nehme ich an.«
Das stimmte. Die Wohnung meines Vaters war voll möbliert, inklusive Bildern in neutralen Farben, die zum Teppich, zu den Vorhängen und den Kissen auf der Ledercouch passten. Weil er so selten zu Hause war, sah alles neu und sauber aus. Auf dem Glastisch im Wohnzimmer war kein Fleck zu sehen. Mein Vater lebte seit fast einem Jahr dort und hatte den Herd genau zweimal benutzt. Das Gästezimmer, das ich mir mit Elise teilen würde, wenn sie Heiligabend kam, besaß einen eigenen Fernseher und ein Doppelbett.
Meine Schwester hatte bereits angerufen,
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