Weil wir glücklich waren - Roman
gemeinsam. Schon jetzt konnte ich eine Verlagerung der Schenkel unseres alten Dreiecks beobachten.
»Hast du einen guten Gynäkologen?«, fragte meine Mutter. »Du solltest dich umhören, Elise. Das ist wichtig.«
»Hm.« Sie nahm einen großen Schluck Wasser. »Na ja. Wir dachten, wir warten und suchen hier einen.« Sie zwinkerte uns beiden zu. »Wir ziehen nämlich im Frühjahr nach Kansas City zurück.«
Bombe Nummer zwei war geplatzt. Meine Mutter sah aus, als sei sie zu glücklich, um Luft zu holen. Es war wie bei einer Gameshow, wo die Preise immer höher und höher wurden, bis die Teilnehmer ausrasteten. Meine Mutter hatte gerade ein Enkelkind und zwei Töchter, die in ihrer Nähe lebten, gewonnen. Ich war auch ziemlich glücklich. Vielleicht würde sich alles nicht mehr so kaputt und so traurig anfühlen, wenn Elise wieder hier war.
Meine Schwester nahm sich noch ein Stück Pizza. »Charlie hat ein tolles Angebot bekommen, und er wusste, wie sehr ich mir gewünscht habe, wieder hierherzukommen. Sie wollen ihn sofort, er fängt im Februar an.« Sie verdrehte die Augen. »Ich bin diejenige, die in San Diego bleiben und unser ganzes Zeug zusammenpacken muss.«
»Ach herrje.« Meine Mutter machte ein bestürztes Gesicht. »Das ist viel Arbeit, wenn man schwanger ist.« Sie schürzte die Lippen und schüttelte den Kopf. »Und wie ich dich kenne, wirst du bis zum letzten Moment arbeiten.«
Wir schwiegen eine Weile. Die Geburtstagsfamilie war aufgestanden und gegangen, und die meisten Tische waren leer. Die Neon-Jukebox in der Ecke spielte Crimson and Clover. Wir kauten, schluckten und lächelten alle immer noch, vermieden es aber, einander in die Augen zu sehen. Ich wusste, dass eine Frage in der Luft hing. Meine Mutter hielt sich die Hand vor den Mund.
»Und du bekommst hier auch einen Job?«, fragte ich. Ich tat so, als wäre ich fasziniert von einem Käsefaden, der seitlich von meiner Pizza herabhing. Ein Teil dessen, was Elise so einschüchternd wirken ließ, war die Art, wie sie einen mit ihrem Blick fixieren konnte, sodass mir jede Frage, die ich stellte, dumm vorkam. »Nachdem das Baby da ist, meine ich.«
»Nein.« Sie zupfte etwas von ihrer Schulter. Ihre Fingernägel waren manikürt und farblos lackiert. »Ich werde eine Weile bei Junior zu Hause bleiben. Oder Juniorette.«
»Wie lang ist eine Weile?«
Elise lachte leise, als hätte meine Mutter sie gefragt, wie das Wetter in Australien sei oder wie viele Sekunden ein Jahr habe. »Keine Ahnung. Bis zur ersten Klasse?«
Meine Mutter legte ihre Pizza hin. »Das kann nicht dein Ernst sein, Schatz.«
Elise hörte auf zu kauen. Sie durchbohrte meine Mutter mit ihrem Blick - dem langen, unverwandten Blick, der jedem Gegner sagte: Gleich wirst du mit Haut und Haaren verschlungen.
»Ist das ein Problem für dich?«
»Möchte jemand Parmesan?« Ich hielt die Dose hoch. Wir kannten alle den alten Witz meines Vaters: Der ist gratis. Lernt es, ihn zu mögen!
»Elise, du liebst deinen Beruf.«
Elise zog die Augenbrauen hoch und schüttelte den Kopf. »Zurzeit? Nicht besonders. Weißt du, wie es sich anfühlt? Erinnerst du dich, wie gern ich geschmolzene Marshmallows mit Rice Krispies mochte, als ich klein war? Wie oft ich dich angebettelt habe, welche zu machen? Und dann war Veronica eines Tages krank und du bist nach oben gegangen, um dich zu ihr zu legen, und ich bin in der Küche geblieben und habe eine Riesenportion von dem klebrigen Zeug gemacht und alles direkt aus der Schüssel gefuttert, bevor du wieder nach unten gekommen bist. Kannst du dich daran erinnern?«
»Ich kann mich erinnern«, erwiderte ich, den Parmesan immer noch in der Hand. Elise hatte sich den Rest des Tages übergeben und mir und meiner Krankheit total die Show gestohlen.
»Tja, das hat mich kuriert. Seit damals esse ich keine Rice Krispies mehr. Es ist fast zwanzig Jahre her, und ich kann sie nicht einmal mehr sehen. So ähnlich geht es mir momentan mit meiner Arbeit. Es war in letzter Zeit ein bisschen zu viel, und ehrlich gesagt, eine kurze Unterbrechung wird mir guttun.«
»Fünf Jahre sind keine kurze Unterbrechung.« Meine Mutter sprach mit einem gefrorenen Lächeln. »Könntest du nicht ein bisschen früher wieder einsteigen? Teilzeit?«
Ich kaute langsamer. Die Pizza fühlte sich in meinem Mund schwer und trocken an. Es nervte mich, wie der sorgenvolle Blick meiner Mutter zwischen Elise und mir hin- und herwanderte. Ich fand, dass der Vergleich nicht fair war. Ich
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