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Weil wir glücklich waren - Roman

Weil wir glücklich waren - Roman

Titel: Weil wir glücklich waren - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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beiden Händen ihren Bauch. Es war natürlich Bowzer, der sich in ihrem zugeknöpften Mantel verbarg, aber als sie keuchend näher kam, sah sie einfach schwanger aus. Ein Mädchen mit einer eingetrockneten, grünen Gesichtsmaske kam aus seinem Zimmer, ging Richtung Waschraum und grüßte meine Mutter mit einem freundlichen Hallo - mehr Beachtung schenkte sie ihr nicht.
    Als wir wieder in meinem Zimmer waren und die Tür geschlossen hatten, holte sie Bowzer unter ihrem Mantel hervor und setzte ihn behutsam auf den Boden. »So ist es gut«, murmelte sie. Er sah wie ein kleines, schwarzgraues Lamm aus, so dünn waren seine Beine im Vergleich zu seinem Körper. Er winselte leise, während er beobachtete, wie sie ihren Mantel auszog. Sie griff in ihre Tasche und nahm zwei Joghurtbecher heraus, der eine war gefüllt mit Trockenfutter für Hunde, der andere war leer. »In den hier können wir Wasser geben«, erklärte sie und reichte ihn mir. »Es ist wahrscheinlich besser, wenn du das machst, oder?« Ihr Ton war sehr verhalten und förmlich.
    Ich wies darauf hin, dass sie irgendwann sowieso ins Badezimmer musste. Es sei kein Problem, beruhigte ich sie. Wir durften bis zu zwei Nächte hintereinander Übernachtungsgäste haben.
    »Aber du solltest dich wahrscheinlich lieber bedeckt halten«, fügte ich munter hinzu, als würde ich ihr lediglich einen freundschaftlichen Rat geben, etwas, um ihren Aufenthalt angenehmer zu gestalten. Ich war mir nicht sicher, wie viele Nächte sie glaubte, bleiben zu können.
    »Okay«, erwiderte sie nur. »Dann mache ich jetzt gleich alles auf einmal.« Sie nahm aus ihrer Tasche einen verschließbaren Tiefkühlbeutel, in dem sich eine Zahnbürste, Zahnpasta und mehrere Fläschchen und Cremetuben befanden. »Kannst du bei ihm bleiben, während ich weg bin? Wenn wir ihn allein lassen, jault er vielleicht.«
    Sie war schon fast zur Tür hinaus, als sie noch einmal stehen blieb und sich umdrehte. »Noch etwas«, sagte sie. Sie sah nervös aus. »Ich möchte nicht, dass du Elise davon erzählst. Oder deinem Vater. Mir wäre lieber, wenn das unter uns bleiben könnte.«
    Ich rieb mir die Augen und schüttelte den Kopf - nicht, um ihre Bitte abzulehnen, sondern eher, um ihr zu zeigen, wie hilflos ich mich fühlte. Eigentlich hatte ich bereits geplant, am nächsten Morgen, sobald es in Kalifornien spät genug war, Elise anzurufen. Sie würde wissen, was zu tun war! Sie und ihr Mann hatten eine Wohnung mit nur einem Schlafzimmer und auch keinen Platz für eine weitere Person - schon gar nicht für jemanden mit Hund. Beide waren erst vor Kurzem mit ihrem Jurastudium fertig geworden und, wie Elise mir erzählt hatte, hoch verschuldet. Aber ich wusste, dass ihr etwas einfallen würde, um Mom zu helfen. Elise wusste immer besser als jeder andere, den ich kannte, was zu tun war.
    »Ich verstehe nicht, warum du es mir sagen kannst, aber nicht ihr«, fing ich an.
    Ihre Augen verengten sich, als hätte sie den Verdacht, dass ich mich absichtlich dumm stellte. Als sie merkte, dass ich es ehrlich meinte, seufzte sie. »Doch, tust du«, sagte sie. Sie kratzte sich mit der Hand, in der sie den Plastikbeutel hielt, an der Stirn, und einen Moment lang war ihr Gesicht verdeckt. Als sie ihre Hand wieder sinken ließ, lächelte sie zu meiner Überraschung beinahe.
    Bowzer winselte, sobald sie draußen war, obwohl ich direkt neben ihm stand. Ich trug ihn zu meinem Bett, schimpfte ein bisschen mit ihm und tätschelte dann sanft seinen Kopf, was ihn wahrscheinlich bloß verwirrte. Ich war tatsächlich sein Liebling gewesen, als ich noch zu Hause gewohnt hatte - er war mir durch das ganze Haus nachgelaufen und hatte neben der Tür gewartet, wenn ich in der Schule war. Aber seit meinem Auszug hatte er seine hingebungsvolle Liebe eindeutig auf meine Mutter übertragen. Er war still, als ich das zusätzliche Bett mit den Decken und der geblümten Bettwäsche bezog, die sie mitgebracht hatte. Ich hielt die Sachen an meine Nase. Sie rochen sauber. Sie rochen nach dem Waschmittel, das sie schon immer benutzt hatte.
    Als sie zurückkam, schaute sie das Bett an und lächelte. »Oh«, sagte sie. »Danke. Danke, dass du das für mich gemacht hast.« Etwas war anders. Solange ich zurückdenken konnte, war sie mit einer gut duftenden Creme auf ihrem Gesicht zu Bett gegangen, die ihre Haut glatt und schimmernd machte. Doch heute Abend schimmerte ihr Gesicht nicht. Das Deckenlicht warf Schatten unter ihre Augen.
    »Brauchst du noch

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