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Weil wir glücklich waren - Roman

Weil wir glücklich waren - Roman

Titel: Weil wir glücklich waren - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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könnten. Ihm sei alles recht, er wolle mich bloß sehen. Seine Stimme klang am Morgen immer kratzig, tief und warm. »Ich liebe dich«, schloss er, bevor er auflegte. Da war eine Pause, bevor er das sagte. Kein Zögern, sondern eher ein bewusstes Warten, als ob er genau wüsste, was er sagen wollte, aber erst darüber nachdenken müsste.
    Mit klitschnassem Haar, das Handy unter mein Kinn geklemmt, saß ich auf dem Bett. Ich wollte überhaupt nichts tun. Vielleicht hätte ich noch lange so dagesessen, wenn ich mir nicht Sorgen darüber gemacht hätte, wo meine Mutter blieb. Sie war seit fast einer halben Stunde mit Bowzer unterwegs.
    Ich schickte Tim eine SMS: »Bin in Eile. 7 abends ist gut. Bis dann.«
    Ich starrte die Nachricht an, bevor ich sie abschickte, weil ich sichergehen wollte, dass es das war, was ich wollte. Es war in Ordnung: Ich log nicht, aber er würde auch nicht den ganzen Tag beunruhigt sein. Es gab keinen Grund, Andeutungen zu machen. Ich würde es ihm einfach sagen. Und dann würde ich meinen besten Freund verlieren und den einzigen Teil meines Lebens, der sich im letzten Jahr sicher und beständig angefühlt hatte. Vielleicht würde es mir bessergehen, wenn es vorbei war, wenn alles überstanden war.
    Ich zog gerade meinen Mantel an, um zu gehen, als sie ins Zimmer platzte, die Kapuze ihres Mantels tropfnass über ihr Haar gestülpt. Der Ketchupfleck saß vorne, in der Mitte ihres cremefarbenen Schals. Ihr Gesicht war gerötet, und sie atmete schwer - wahrscheinlich war sie erschöpft, weil sie sieben Stockwerke zu Fuß mit einem mittelgroßen Hund unter ihrem Mantel hatte hinaufgehen müssen. Außerdem trug sie unter einem Arm eine weiße Papiertüte, die oben zusammengerollt war. Als sie Bowzer absetzte, fiel die Tüte auf den Boden. Sie schaute hinunter und lachte auf eine Art, die nicht sehr fröhlich wirkte.
    »Frühstück«, sagte sie schließlich und lehnte sich an die Wand. »Bagels. Ich wollte auch Kaffee mitbringen, wusste aber beim besten Willen nicht, wie ich ihn hier raufbringen sollte. Entschuldige. Du magst doch Erdbeermarmelade, oder? Einen kleinen Klecks auf dem Hüttenkäse? Ich habe es extra so bestellt. Die im Geschäft fanden es seltsam, aber sie haben es gemacht.«
    »Oh«, staunte ich. Bowzer fing an, die Tüte zu beschnuppern, und ich bückte mich, um sie aufzuheben. »Danke. Aber weißt du, ich kann mir jederzeit in der Kantine einen Bagel holen, und sie liegt direkt auf dem Weg zu meinem Unterricht. Du solltest dein Geld lieber sparen.«
    Sie war immer noch außer Atem und sagte nichts, aber ich sah ihr an, dass meine Reaktion falsch gewesen war. Mein Handy klingelte. Ich nahm es aus meiner Tasche und schaute auf das Display. Meine Mutter rief an, das heißt, natürlich nicht meine Mutter, weil sie direkt vor mir stand und deprimiert und enttäuscht aussah, sondern Jimmy. Ich klappte das Handy zu und steckte es wieder ein.
    »Trotzdem danke.« Ich machte die Tüte auf und nahm den Bagel heraus, aus dem rote Erdbeermarmelade tropfte. »Das spart mir Zeit.« Ich hatte schon meinen Mantel an, meine Tasche über der Schulter.
    »Dein Haar sieht hübsch aus«, sagte sie. »Aber ich mag es auch lockig.«
    »Danke.« Ich lächelte. Sie stand zwischen mir und der Tür.
    »Du bist den ganzen Vormittag weg?«
    Ohne zu wissen, ob sie die Neuigkeit gut oder schlecht fand, nickte ich. Sie schien Berechnungen anzustellen, vielleicht zählte sie im Kopf die Stunden zusammen.
    »Was ... äh ...« Ich verlieh meiner Stimme einen leichten, unbekümmerten Klang. »Was hast du heute vor?«
    »Ich weiß noch nicht so recht. Zuerst muss ich mir eine Zeitung besorgen. Dann werde ich mich irgendwohin setzen und die Stellenangebote studieren.«
    Ich sagte nichts. Sie zog ihren Mantel aus und legte ihn über ihren Arm.
    »Willst du ihn nicht aufhängen?«
    »Ich sehe keinen Haken«, antwortete sie. »Du hast einen für deinen Mantel, aber ...«
    Ich nahm ihr den Mantel ab und machte meine Schranktür auf. An der Tür war ein Haken für meinen Bademantel. Ich nahm ihn ab, warf ihn auf mein Bett und hängte ihren Mantel an den Haken.
    »Oh ... das hättest du nicht ...«
    Unruhig trat sie von einem Fuß auf den anderen, blieb aber weiter vor der Tür stehen. Ich wollte sie nicht bitten, aus dem Weg zu gehen, damit ich hinauskonnte. Sie schien sich ohnehin schon so zu fühlen, als wäre sie überall im Weg.
    »Kann ich irgendetwas tun, bevor ich gehe?« Sie schaute sich im Zimmer um. »Ich könnte

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