Weiss
ernsthaft ein, dass sich irgendwo an der schottischen Grenze ein Forschungszentrum befindet, von dem der SIS nichts weiß«, sagte Betha Gilmartin angespannt.
»Du regst dich auf, wenn ich dir sage, was ich vorhabe, und wenn nicht, dann regst du dich auch auf«, fauchte Kara zurück und war nahe daran, das Telefonat abzubrechen.
»Entschuldige. Hier ist vorsichtig ausgedrückt der Teufel los. Schick mir die Adresse, dann bitte ich jemanden von uns, zu prüfen, was sich dort befindet. Da ersparst du dir eine überflüssige Reise«, erwiderte Betha Gilmartin.
»Auch der SIS findet nicht alles heraus«, sagte Kara. »Wie kommen deine … eure Ermittlungen voran?«
»Das russische Schiff und die … gestohlene Ware werden im Atlantik und auf der Ostsee immer noch verfolgt.« Betha formulierte ihre Antwort mit Bedacht und brach dann das Gespräch ab.
»Viel Glück«, wünschte Kara ihr, obwohl Betha es nicht mehr hörte.
***
Das Krisenkomitee COBR beriet schon seit fünf Tagen in der Citadel unter London. Es herrschte ein ständiges Kommen und Gehen, die laufenden Geschäfte des Landes mussten erledigt werden,auch wenn Großbritannien die schwerste Krise seit den Kriegen im Irak und in Afghanistan drohte. Die Schlüsselpersonen aus dem Kreise der Regierung und der Spitzenbeamten starrten auf die große Lagetafel, die neben anderen Informationen ein Live-Bild aus Nordwestspanien zeigte, aus dem Hafen von A Coruňa, in dem kurz zuvor das nordkoreanische Frachtschiff »MS Mu San« angelegt hatte.
Der Oberkommandierende der Streitkräfte schaute den Premierminister unverwandt an. »Die Männer haben ihre Stellungen bezogen und das Schiff liegt am Kai, die Zeit für den Angriff ist jetzt gekommen.«
»Die nordkoreanische Nachrichtenagentur hat den Medien ein neues Kommuniqué übermittelt«, gab der Außenminister bekannt, der aufgestanden war.
»Die Demokratische Volksrepublik Korea ist bereit zu einem Atomschlag gegen Großbritannien, wenn sie zu der Ansicht gelangt, dass Großbritannien ihre Sicherheit bedroht. Die Untersuchung eines unter der Flagge der Demokratischen Volksrepublik Korea fahrenden Frachtschiffes muss als feindseliger Akt angesehen werden, auf den rasch und mit militärischer Härte eine Antwort erteilt wird. Die Demokratische Volksrepublik Korea erklärt auch, dass sie künftig die Sicherheit ausländischer Schiffe an ihrer Küste nicht garantieren wird.«
»Das sind weiter nichts als die typischen Drohgebärden der Nordkoreaner«, erwiderte der Oberkommandierende der Streitkräfte und fixierte den Außenminister wie einen Feind.
»Wir müssen verantwortungsvoll handeln, damit die Situation nicht eskaliert. Die Baltische Flotte Russlands befindet sich schon im Alarmzustand, und die NATO hat die Einsatzbereitschaft ihrer Reserveeinheiten erhöht.«
»Stürmt das Frachtschiff.« Der Befehl des Premierministers beendete den Streit.
Es dauerte einen Augenblick, bis der Oberkommandierende der Streitkräfte den Raum verlassen hatte, und dann noch eine Weile, bis auf den Monitoren der Lagetafel etwas passierte.
Zwei sechsköpfige Kommandos der X Sqadron von SAS und SBS, die auf die Terrorismusbekämpfung spezialisiert war, erschienen auf dem Bildschirm. Die schwerbewaffneten Elitesoldaten in Kampfausrüstung stiegen rasch an Deck der hundertsiebenundfünfzig Meter langen und fünfundzwanzig Meter breiten MS Mu San, eine Gruppe vom Bug her und die andere vom Heck. Troop 1 steuerte den Frachtraum an, Troop 2 die Kommandobrücke und die Kojen der Mannschaft. Die Aufnahmen der Kameras an den Helmen der Gruppenführer wurden auf die Lagetafel übertragen, auf die alle Mitglieder des COBR-Komitees angespannt schauten. Die Nordkoreaner auf der Kommandobrücke leisteten keinen Widerstand, und Troop 1 gelangte problemlos in den Frachtraum.
»Die Plutoniumbehälter befinden sich hier. Alle sind da, versiegelt und in jeder Hinsicht in Ordnung«, meldete der Gruppenführer, und im unterirdischen Beratungsraum der Citadel hörte man laute Seufzer der Erleichterung.
»Das ging aber einfach«, sagte der Premierminister. Seit er den Soldaten die Erlaubnis erteilt hatte, das Schiff zu betreten, waren drei Minuten und achtundzwanzig Sekunden vergangen.
***
Der junge Wachtmeister Benoît Moreau von der Pariser Polizeipräfektur stand an der Wohnungstür eines Mannes namens Gilbert Birou und sah gleichgültig zu, wie der nach Tabak riechende Hausmeister an seinem riesigen Schlüsselbund den Schlüssel suchte, der
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