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Weiss

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Titel: Weiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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ab, weil Lilith Bellamys Gesicht erstarrte.Die Frau rückte weg bis ans Bettende und zog sich die Tagesdecke über. »Warum bist du gerade jetzt gekommen, gerade heute? Sind sie fertig?«
    Kara konnte Bellamys Stimme kaum hören, die nun noch schwächer geworden war. Er hatte nicht die geringste Ahnung, wovon sie sprach. »Ich möchte erfahren, was du von der Forschungsgruppe meines Vaters noch weißt. Du bist das einzige Mitglied, das ich gefunden habe. Was genau habt ihr gemacht? Und auf wessen Befehl? Wo sind all die anderen Mitglieder der Forschungsgruppe?«
    »Sie sind alle unter deren Kontrolle. Die Forschungsgruppe deines Vaters war nur der Anfang, die erste Etappe der Entwicklungsphase. Danach ist alles gewachsen, die haben jetzt Tausende Wissenschaftler, Hunderte Forschungsgruppen, Dutzende Forschungszentren. Und ihr Versuchsgelände ist die ganze Welt.«
    Kara konnte damit nichts anfangen, es sah so aus, als wäre Bellamy nicht in der Lage, etwas Vernünftiges von sich zu geben. »Sag mir, wo ich wenigstens einen dieser Wissenschaftler finde. Oder wenigstens eines dieser Forschungszentren.«
    »Hier in England befindet sich meines Wissens nur noch ein Forschungsinstitut. Sie arbeiten nicht gern auf feindlichem Gebiet«, antwortete Bellamy und musterte Kara. Sie ließ die Tagesdecke ein ganzes Stück heruntergleiten.
    »Wo befindet es sich?«, fragte Kara und kam sich wie ein Trottel vor, als er hoffte, eine brauchbare Antwort zu bekommen.
    »In Northumberland, nahe der schottischen Grenze. Auf der Autobahn kommt man bis Alnwick, dann etwa fünf Meilen auf einer kleinen Straße bis Edlingham und nach rechts abbiegen.«
    Kara holte sein Telefon aus der Tasche, loggte sich in den Landkartenservice ein und stellte verdutzt fest, dass Lilith Bellamys Angaben stimmten. »Was befindet sich dort?«
    Lilith Bellamy wirkte plötzlich misstrauisch. »Erzähl mir etwas von deinem Vater«, bat sie.
    Kara überlegte einen Augenblick. »Er war von normaler Größe, schwarzhaarig, ziemlich breitschultrig und sportlich. Meines Wissens war er unter seinen Kollegen recht beliebt«, sagte er und dachte für sich: »Anders als in seiner Familie.«
    »Hatte er irgendwelche eingefahrenen Gewohnheiten, an denen er immer festhielt …«
    »Ich kann jederzeit leicht beweisen, dass ich Aleksi Karas Sohn bin.«
    »Sicher kannst du das!«, schrie Lilith Bellamy und stieß sich die Tagesdecke von den Füßen. »Wenn du einer von denen bist, kannst du garantiert alles beweisen.«
    Kara bemühte sich, einen möglichst gelassenen Eindruck zu machen, obwohl das Treffen allmählich zu einer Quälerei wurde. Plötzlich hatte er eine Idee, wie er sich vergewissern konnte, ob sich Bellamy auch an reale Dinge erinnerte und nicht alles, was sie sagte, ein Produkt ihrer Phantasie war. »Machen wir es doch so, dass wir beide etwas von meinem Vater erzählen, was nur ein Mensch wissen kann, der viel Zeit mit ihm verbracht hat. So können wir beide nachweisen, dass wir Aleksi Kara kannten.«
    Lilith Bellamy sah immer noch misstrauisch aus. »Du fängst an.«
    »Mein Vater rauchte Zigaretten ohne Filter.«
    Es dauerte entnervend lange, bis Lilith Bellamy den Mund aufmachte. »Dein Vater hatte ein unglaubliches Gedächtnis. Einmal haben wir in Paris einen Vormittag im Louvre verbracht, und danach hat er am Restauranttisch im Kopf ausgerechnet, wie viele Gemälde wir gesehen hatten.«
    »Was habt ihr in Paris gemacht?«, fragte Kara.
    »Hauptsächlich haben wir miteinander geschlafen. Wir hatten ein Verhältnis.«
    Jetzt reichte es, beschloss Kara. Er stand auf, dankte Lilith Bellamy, wünschte ihr weiter alles Gute und verließ den Raum. Lilith Bellamy hatte sich zumindest nicht alles ausgedacht: Kara erinnerte sich noch gut an die Paris-Reise seines Vaters, oder bessergesagt daran, wie sich seine Eltern danach zu Hause so gestritten hatten, dass die Fetzen flogen. Und von seinem außergewöhnlichen Gedächtnis hatte Vater nur seinen besten Freunden erzählt.
    In Alberts Jaguar programmierte Kara die Route in den Navigator seines Telefons ein, startete den Wagen und beschloss, in Erfahrung zu bringen, ob Betha oder der SIS etwas über das Forschungszentrum in Northumberland wussten.
    Nach dem zweiten Versuch wollte er schon aufgeben, rief dann aber doch noch einmal an, und diesmal meldete sich Betha. Kara berichtete kurz, was er von Lilith Bellamy erfahren hatte.
    »Das hört sich so an, als wäre es eine vergebliche Mühe. Du bildest dir doch nicht

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