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Weiss

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Titel: Weiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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Doktor Rostow. »Es ist am besten, wenn Sie das jetzt an sich nehmen. Auf der Namensliste finden sich auch andere entführte Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen.«
    Mordente warf einen Blick auf die Dokumente. »Wohin hat man Sie gebracht, von wo sind Sie entkommen?«
    »Aus einem riesigen Forschungszentrum. Ich habe hinterher gehört, dass es in der Nähe eines Ortes namens Osintorf liegt.«
    »Was wurde dort geforscht?«, fragte Mordente.
    »Alles Mögliche. Das dringendste Projekt war eine Laserwaffe der Gigawattklasse, die angeblich am 17. August erprobt werden soll. In jener Nacht, in der ich fliehen konnte, wurde sie bei einem Brand teilweise zerstört. Sie brauchten zusätzliches Iridium und Neodym und weitere Elemente, um die Laserwaffe zu reparieren, das Material sollte angeblich mit einer Operation namens ›Fluchtgeschwindigkeit‹ beschafft werden.«
    »Der 17. August ist heute«, sagte Mordente.
    Sabrina Pianini öffnete den Mund, und plötzlich schnellte ihr Kopf nach hinten. Sie konnte nichts mehr denken, nicht einmal an ihren Bruder Guido, der nun auch sterben würde. Als sie nach vorn kippte und von der Bank fiel, war sie schon tot.
    Antonio Mordente räusperte sich, als er das faustgroße Loch in ihrem Hinterkopf sah. Der KGB-Major Kirill Butko und der Scharfschütze von der OMON-Spezialeinheit schauten sich hundert Meter vom Observatorium entfernt zufrieden an, während zwei zahme Krähen neben der Parkbank landeten und das fraßen, was eben noch der wichtigste Teil des zentralen Nervensystems von Sabrina Pianini gewesen war.
    ***
    Andrej Rostow saß in seinem Büro im Forschungszentrum von Mundus Novus in Weißrussland, trank Kaffee und versuchte das Ausmaß der Katastrophe zu erfassen, mit der er sich konfrontiert sah. Seit Sabrina Pianinis Tod waren eine Stunde und drei Minuten vergangen.
    »Es hat sich herausgestellt, dass die Frau wirklich clever war«, berichtete der KGB-Major Kirill Butko. »Während ihrer fünftägigenFlucht ist es ihr zweimal gelungen, ein Versteck in Minsk zu finden, und sie hat es jedes Mal geschafft, zu fliehen, als die Lage kritisch wurde.«
    »Und was genau hat Pianini den italienischen Polizisten erzählen können?«
    Major Butko zog einen Notizblock aus der Jackentasche. »Dass es hier bei Osintorf ein geheimes Forschungszentrum gibt. In dem unter anderem eine Laserwaffe der Gigawattklasse entwickelt wird, deren Probelauf heute stattfindet. Die Frau hat auch erwähnt, dass Sie Iridium und einige andere Elemente mit einer Operation namens Fluchtgeschwindigkeit beschaffen wollen. Außerdem hat sie ihren Landsleuten Dokumente übergeben und behauptet, die habe sie von Ihnen bekommen und die würden Namen entführter Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen enthalten. Das ist alles.«
    »Können Sie den Ermittlern des AISI diese Liste abnehmen?« Rostows Stimme wurde lauter.
    »Nichts leichter als das«, versicherte Butko. »Aber es wäre, mit Verlaub gesagt, sehr kurzsichtig. Dann könnten wir gleich zugeben, dass der KGB Pianini umgebracht hat. Meines Erachtens will der Präsident genauso wenig wie Sie, dass sich daraus ein internationaler Konflikt entwickelt.«
    »Das ist schon ein internationaler Konflikt«, dachte Andrej Rostow, hielt aber den Mund.
    Rostow stand auf, ging eine Weile im Zimmer umher und betrachtete dann ein altes, gerahmtes Foto an der Wand, auf dem nur zwei Männer zu sehen waren, die mit dem Rücken zur Kamera stehen. Er und der damalige Chef des KGB der Sowjetunion Juri Andropow.
    »Sie können gehen. Danke, dass Sie die Frau zum Schweigen gebracht haben«, sagte er schließlich zu Butko, der gehorchte, ohne Fragen zu stellen.
    Die italienischen Polizisten wussten jetzt von dem Forschungszentrum,also musste es geschlossen werden. Das bedeutete eine Unterbrechung ihrer Arbeit für einige Tage, vielleicht auch Wochen. Die Verlagerung der Anlagen und Menschen in ein anderes großes Forschungszentrum, von denen Mundus Novus Dutzende besaß, brauchte seine Zeit. Doch die Laserwaffe würde in den nächsten Stunden fertig und einsatzbereit sein, das war das Wichtigste. Im Falle der anderen Forschungsprojekte von Mundus Novus blieb noch genügend Zeit, sie zum Abschluss zu führen. Das Dokument, das Pianini den italienischen Behörden übergeben hatte, würde keinen übermäßigen Schaden anrichten: Die Nachrichtendienste erfuhren lediglich, dass einige Wissenschaftler in seiner Forschungsgruppe arbeiteten, die man für tot oder vermisst gehalten

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