Weiss
Osmium das dichteste aller Elemente und das mit der höchsten Korrosionsbeständigkeit. Sein Schmelzpunkt liegt bei unglaublichen zweitausendvierhundertneunzehn Grad Celsius, es löst sich auch in Säuren nicht auf. Pro Jahr werden nur drei Tonnen produziert. Der größte Teil des Iridiums auf der Erde, wenn nicht sogar alles, ist mit Asteroiden aus dem Weltraum gekommen. Vielleicht mit demselben Asteroiden, der die Dinosaurier ausgelöscht hat.«
»Die Dinosaurier?«, fragte Betha Gilmartin verwundert.
»Iridium wird zur Herstellung von Metalllegierungen mit extrem guter Korrosions- und Hitzebeständigkeit verwendet. Die braucht man in Flugzeugmotoren, zum Einkapseln des Plutoniumbrennstoffs von Raumschiffen und für alles mögliche andere.«
Betha Gilmartin beugte sich zu Grover hin. »Manas ist ein Auftragskiller. Warum zum Teufel hat er Iridium geklaut?«
»Jemand hat in den letzten Monaten die Iridiumvorräte der ganzen Welt aufgekauft. Zwei Wissenschaftler wurden entführt und zwei Forschungseinrichtungen zerstört, beides hing mit Iridium zusammen. Die Behörden verschiedener Länder sowie Interpol und das UNODC führen schon Ermittlungen zu diesem Komplex.«
»Wer bearbeitet das beim UNODC?«, fragte Betha Gilmartin interessiert.
Grover blätterte wieder in seinen Unterlagen. »Leo Kara. Der Name kommt mir bekannt vor.«
»Er hat im letzten Jahr die Geschäfte des Waffenhändlers Ruslan
Witwenmacher
Sokolow im Zusammenhang mit diesen Marschflugkörpern untersucht«, erklärte Betha Gilmartin und hätte am liebsten hinzugefügt, dass Leo Kara für sie wie ein Sohn war.
»Die Franzosen befürchten, dass jemand die Absicht hat, ›schmutzige‹ Bomben herzustellen«, fuhr Grover fort. »Das radioaktive Isotop Iridium-192 eignet sich ausgezeichnet als Strahlungsquelle einer ›schmutzigen‹ Bombe. Laut Atomüberwachungsbehörde der USA ist weltweit von keinem der für die Herstellung einer solchen Bombe geeigneten Stoffe so viel verschwunden wie vom Iridium-192.«
Betha Gilmartin verdaute Grovers Worte noch, doch der redete schon weiter: »Vielleicht will jemand Iridiummetall stehlen, um daraus Iridium-192 herzustellen und ein gewaltiges Arsenal ›schmutziger‹ Bomben anzulegen. Zumindest muss diese Möglichkeitin Betracht gezogen werden.« Grover beugte sich über seine Unterlagen. »Das radioaktive Isotop Iridium-192 wird in Kernkraftwerken durch Neutronenaktivierung aus gewöhnlichem Iridium hergestellt, geringe Mengen können auch in Forschungsreaktoren oder Teilchenbeschleunigern erzeugt werden.«
Grover wollte weiterreden, aber Betha Gilmartin fuhr ihm dazwischen: »Das klingt so, als wäre es verdammt mühselig. Warum klauen die nicht gleich dieses radioaktive Iridium?«
»Das weißt du doch so gut wie ich. Verglichen mit dem Raub radioaktiver Stoffe wie beispielsweise Plutonium ist der Diebstahl gewöhnlichen Iridiummetalls das reinste Kinderspiel. Die Lager von hochradioaktivem Atommüll werden mit den effektivsten Sicherheitssystemen der Welt geschützt.«
»Alle Alternativen müssen geklärt werden«, sagte Betha Gilmartin und befürchtete schon das Schlimmste. »Sind die Franzosen Manas auf den Fersen. Wie ist der Stand der Ermittlungen?«
Grover lächelte. »Der Raub aus einem Lager auf einem Kernkraftwerksgelände ist ein derart peinlicher Rückschlag, dass einem die Franzosen fast leidtun können. Aber sie unternehmen natürlich alles, was in ihren Kräften steht, um die Schuldigen zu ergreifen: Derzeit gilt in Frankreich die höchste Stufe der Bedrohung durch den Terrorismus. Die Franzosen haben Interpol und einige Sicherheitsbehörden und Nachrichtendienste um Informationen gebeten. Auch uns.«
»Ich fresse einen Besen mitsamt der Putzfrau, wenn die Franzosen Manas finden«, verkündete Betha Gilmartin im Brustton der Überzeugung. »Schließlich haben wir das letztes Jahr auch nicht geschafft, und andere erst recht nicht.«
»Wir haben schon einen guten Hinweis. In Italien wurde vorgestern …«, Grover warf einen Blick auf seine Unterlagen, »eine Wissenschaftlerin namens Sabrina Pianini entführt. Laut dem italienischen Inlandsnachrichtendienst AISI hat Pianini zum Zeitpunkt ihres Verschwindens beim Notruf der örtlichen Polizei inhysterischem Zustand eine Nachricht hinterlassen. Angeblich hat sie Manas sowohl in Philadelphia als auch in Barga getroffen. Die Sicherheitsmaßnahmen der Yankees haben einen hohen Standard, in den Aufzeichnungen der Überwachungskameras der
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