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Weiss

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Titel: Weiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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– Viktor Hofman. Es handelte sich um einen zwei Jahre alten Überweisungsbeleg der finnischen Aktia-Bank über drei Millionen Euro. Eingezahlt von einem Unternehmen namens Kivijalka. Ein Durchbruch! Kara freute sich, blätterte um und entdeckte eine zweite und noch eine dritte Zahlung von Kivijalka an Hofman. Am Schluss fanden sich in der Mappe auch noch zwei andere Belege für Zahlungen aus Finnland an Hofman: Überweisungen in Höhe von zweihunderttausend und vierhunderttausend Euro von einer Firma Severnaja. Der Name deutete auf Russland hin.
    Kara kämpfte sich im Schnellzugtempo durch den Rest der Unterlagen, trank sein Bier aus und packte die Mappen in mehrere Beutel. Dann eilte er im Laufschritt zum Haus E, schloss die Unterlagen in seinem Zimmer ein und schaute bei seinem Chef vorbei, um sich zu vergewissern, dass Gilbert Birou sein Büro schon verlassen hatte. Der Generaldirektor saß garantiert längst in irgendeinem Restaurant mit mehreren Michelin-Sternen. Kara schickte seinem Vorgesetzten eine SMS, in der er ihm versicherte, gleich am nächsten Morgen über den Iridium-Fall Bericht zu erstatten. Nun musste er sich ernsthaft Gedanken über seine Zukunft machen, und das hatte er in seinem ganzen Erwachsenenleben noch kein einziges Mal getan.
    Auf der Station Vorgartenstraße stieg er aus der Metro der Linie U1 aus und steuerte den Laden an seiner Ecke an. Als eine tiefgefrorene Pizza, Bier, Nudeln, Brot und eine Landjäger-Wurst in seinem Einkaufskorb lagen, spürte er, dass sein Telefon in der Hosentasche vibrierte. Auf dem Display blinkte der Name »Paranoid«, er hatte den Computerguru gebeten, etwas über die Zahlungen an Viktor Hofman aus Finnland in Erfahrung zu bringen.
    »Ich habe einige vorläufige Informationen. Um die eine Firma, die Hofman Geld überwiesen hat, Severnaja, kümmert sich in Finnland Marat »Ratte« Krylow. Der Mann arbeitet ausschließlich für Dimitri Arbuzow, seit sie sich Ende der neunziger Jahre in einem Sankt Petersburger Untersuchungsgefängnis kennengelernt haben. Und Arbuzow wiederum steht im Verdacht, in den Menschenhandel auf der Balkan-Route verwickelt zu sein. Aber diese Information dürfte eher Kati interessieren.«
    »Alles, was mit Hofman zusammenhängt, interessiert mich«, versicherte Kara.
    »Dieser Firma namens Kivijalka auf die Spur zu kommen ist allerdings ein wenig schwieriger. Es handelt sich um ein ausländisches Unternehmen, Kivijalka ist nur ein paralleler Firmenname für seine Aktivitäten in Finnland. Ich rufe wieder an, sobald ich weitere Informationen habe.«
    Kara dankte Paranoid, bezahlte die Einkäufe, ging rasch zur Engerthstraße und stieg die Treppe hinauf bis zu seiner Mietwohnung im vierten Stock.
    Er stopfte den ganzen Beutel mitsamt Inhalt in den Kühlschrank, goss Linie-Aquavit in ein Whiskyglas, bis es halbvoll war, und ließ sich in seinen Sessel fallen, die einzige Sitzgelegenheit im Wohnzimmer. Er fühlte sich müde, aber jetzt war die Zeit gekommen, Entscheidungen zu treffen. Als er im letzten Jahr erfahren hatte, dass der Arbeitgeber von Viktor Hofman, die Stiftung Mundus Novus, verantwortlich war für das Schicksal seiner Familie im Oktober 1989, hatte er sich entschlossen, die Angelegenheitfreiwillig dem SIS und Betha Gilmartin zu überlassen. Doch jetzt wurde ihm eine neue Gelegenheit, Mundus Novus auf den Pelz zu rücken, geradezu aufgedrängt. Er schloss die Augen und suchte sich eine bequeme Sitzposition.
    Du ahnst wirklich nicht, mit was für gewaltigen Dingen du zu tun hast,
hatte Hofman behauptet. Legte man dessen Angaben zugrunde, dann hatte Mundus Novus im Sudan an Versuchspersonen, also an Menschen, die Auswirkungen von Waffen der Zukunft getestet: Laserdesignatoren, starke Mikrowellen, elektromagnetische Pulse, Gammastrahlung, Gaskombinationen … Mundus Novus war damals auf der Suche nach Informationen gewesen, die großen Einfluss auf die Zukunft der Menschheit haben würden. Auch das hatte Hofman gesagt. Jetzt bereute Kara, dass er nicht einmal den Versuch unternommen hatte, Mundus Novus auf die Spur zu kommen.
    ***
    Kati Soisalo spürte die Sehnsucht wie einen heftigen Schmerz, als sie die Tische des Restaurants »Tri Šešira« im Belgrader Stadtteil Skadarlija betrachtete. Hier hatte Vilma gestern gesessen. Nur wenige Stunden trennten sie voneinander.
    Um im Schatten eines großen Ahorns sitzen zu können, rückte sie ans Ende der Holzbank. Durch die brütende Hitze und den betäubenden Duft der Blumen wirkte die

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