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Weiss

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Titel: Weiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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Gefäße für Proben. Neonlampen tauchten die Szene in taghelles Licht.
    »Hier wurde ein Massengrab gefunden. Fünf Leichen, sie sehen wie Ausländer aus. Jedenfalls die zwei, an denen man noch irgendetwas sieht«, sagte der fast eins siebzig große Kriminalinspektor Markus Virta, der neben Ukkola stehen geblieben war.
    Der Arzt hörte, was Virta sagte. »Es sind alles junge Leute, um die zwanzig, höchstens.«
    Ukkola wurde klar, dass Krylows Helfer, dieser Idiot, die Kinder, die während des Transports umgekommen waren, auf dem Gelände der Halle begraben hatte. Die Ermittlungen zu KrylowsTod und zur Explosion des Lastzugs hätte er vielleicht noch irgendwie abbiegen können, doch die Leichen würden die KRP unweigerlich auf die Spuren des Menschenhandels führen. Nicht einmal er wäre imstande, Ermittlungen dieses Kalibers zu untergraben.
    Vom Leiter der Ermittlungen bei der örtlichen Polizei würde er kaum etwas erfahren, was er nicht ohnehin schon wusste, also lief Ukkola mit großen Schritten zum Führungswagen der Feuerwehr. »Wer ist der Brandmeister?«, fragte er und zeigte seinen Dienstausweis.
    »Hugo Toivonen.« Ein kleiner Mann mit lebhaften, lachenden Augen, der nach Zigarettenrauch stank, reichte ihm die Hand. »Jemand von der Leitung der KRP ist zwei Stunden nach dem Alarm am Brandort in Süd-Karelien, dazu die Leiche eines Russen und ein Massengrab. Es dürfte sich also um organisierte Kriminalität handeln.«
    »Was wissen Sie?«, fragte Ukkola.
    »Der Alarm kam um 11.54 Uhr. Zehn Minuten später sind wir hier eingetroffen, da war die Halle schon fast abgebrannt. Eine Halle aus Holz brennt lichterloh, aber nicht lange. Ausgangspunkt waren Benzin und der Lastzug, wodurch sich das Feuer entzündet hat, weiß ich allerdings noch nicht. Opfer gibt es eins, also abgesehen von dem Massengrab. Ein etwa dreißigjähriger Mann mit einem Einschussloch in der Brust und einem im Kopf, das heißt, der ist wahrscheinlich nicht durch einen Unfall gestorben.« Um seinen Mund spielte ständig ein Lächeln. »Und was wissen Sie?«, fragte Brandmeister Toivonen
    Ukkola antwortete nicht, er hatte genug erfahren. Durch die Leichen aus dem Grab und durch Krylow würde der Fall mit dem Menschenhandel in Verbindung gebracht werden. Bei der KRP wusste man freilich, dass über Finnland jährlich hunderte Opfer des Menschenhandels ins Ausland transportiert wurden. Aber die Spuren mussten bei Krylow enden, dafür hatte er zu sorgen.Glück im Unglück war, dass von der Rolle Arbuzows vorläufig nur Kati Soisalo etwas wusste, die Frau, die er mit großem Vergnügen hasste. Nun musste er sicherstellen, dass seine Exfrau Arbuzows Drohung ernst genommen hatte.
    ***
    Kati Soisalo verließ die Telakkakatu und ging auf der Hietalahdenranta weiter, die Fußwege waren nach einem Regenschauer noch verwaist. Ihr tat der Magen weh, und sie fühlte sich auch sonst nicht gut. Ebenso wie Paranoid war sie überzeugt, dass der Mann, der sie vor wenigen Stunden in sein Auto gezwungen hatte, entweder Krylow oder Arbuzow gewesen war. Vilmas Foto ging ihr ständig durch den Kopf. Jonny hatte es in seinen Computer eingescannt und mit Programmen zur Gesichtserkennung und allen möglichen anderen Verfahren mit Dutzenden alten Fotos von Vilma verglichen. Anhand eines einzigen Bildes sei es nicht möglich, mit Sicherheit zu sagen, ob das Mädchen auf dem Foto tatsächlich Vilma war, behauptete Jonny, sie jedoch vertraute ihrer Intuition. Trotz all der Niedertracht, die ihr widerfuhr, flackerte tief in ihr eine wärmende Flamme – ihre Tochter lebte.
    Gemeinsam mit Paranoid hatte sie sich einen Plan für das bevorstehende Treffen zurechtgelegt. Es war ein glücklicher Umstand, dass Ukkola zufällig gerade angerufen und ein Treffen vorgeschlagen hatte, jetzt brauchte sie das nicht unter irgendeinem Vorwand zu tun. Sie hatte Jukka noch nie so anlügen können, dass es glaubhaft wirkte. Es war ein merkwürdiger Zufall, dass sich Ukkola gerade jetzt meldete, da kam man zwangsläufig auf den Gedanken, dass er von dem Überfall wusste. War Ukkola irgendwie in die Aktivitäten von Krylow und Arbuzow verwickelt? Kati Soisalo verachtete und verabscheute Jukka Ukkola aus tiefstem Herzen und konnte sich kaum etwas Gemeines und Verwerfliches vorstellen, das sie ihm nicht zutrauen würde.
    Das Restaurant »Wave« hatte erst vor wenigen Minuten, um sechzehn Uhr, geöffnet, auf den Sofas in der Lounge hockten nur bunte Kissen. Kati Soisalo bestellte sich zwanzig

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