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Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Titel: Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Herbst
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einigermaßen erleichtert. Sie machte hastig Platz, dann eilte sie dem Professor hinterher.
    „Es ist doch nichts Ernstes, Herr Professor?“, erkundigte sie sich besorgt.
    „Ich hoffe nicht, Madame von Plessen. Sie kennen die junge Frau?“
    „Ja, sie ist Mitglied meiner kleinen Reisegesellschaft. Was ist denn nur passiert?“
    „Ich bin leider erst dazugestoßen, als sie bereits ohnmächtig am Boden lag. Ein junges Mädchen hat neben ihr gesessen und bitterlich geweint.“
    „O Gott! Die Mädchen! Es wird ihnen doch nichts zugestoßen sein?“ Schon machte sie auf dem Absatz kehrt. „Ich bin gleich wieder bei Ihnen!“, rief sie im Davoneilen dem verdutzten Professor zu.
    Der Arzt sperrte das anhaltende Interesse der Badegesellschaft an dem Fall kurzerhand aus. Er verschloss seine Praxistür. Baronin von Plessen drängelte sich – Schirm und Ellenbogen rücksichtslos einsetzend – durch die Menschenmenge. Monique, sehr viel weniger couragiert, blieb immer öfter stecken und schlängelte sich unter pausenlosen Entschuldigungen hinter ihrer Herrin her.
    Der Arkadengang war von Schaulustigen bereits gnadenlos verstopft, so dass Madame über den Umweg der Räumlichkeiten des Gesellschaftshauses nach draußen gelangte. Zwischen den Säulen desselben hatte sie einen guten Überblick über den wenig tiefer gelegenen Platz. Sie stürmte die drei Treppen hinunter, sobald sie Margitta, Johanna und ihre Begleiter entdeckt hatte. Margitta sah ihre aufgebrachte Mutter zuerst und stellte sich schützend vor Johanna, bereit den ersten Angriff abzuwehren.
    „Was ...“, begann Madame fordernd, wurde aber von Johanna unterbrochen.
    „Es ist alles meine Schuld, Madame“, begann sie. Johannas verweintes Gesicht stimmte Baronin von Plessen sofort milde.
    „Ich habe mich mit Leutnant von Stetten unterhalten und als wir auf meinen Bruder zu sprechen gekommen sind, der übrigens Leutnant von Stetten bestens bekannt ist, da ist es über mich gekommen, ich hab weinen müssen, weil ich mich nie so recht mit Franz verstanden habe. Die Tatsache hat mich plötzlich ganz traurig gemacht.“ Sie schluchzte schon wieder.
    Die Baronin nahm Johanna in den Arm.
    „Nun beruhige dich, Kind“, säuselte sie mitfühlend und streichelte Johanna über den Rücken. „Erzähle mir doch bitte, was das alles mit Demoiselle Engelmann zu tun hat.“
    Johanna hob ratlos die Schultern, bevor sie erneut zu sprechen begann. „Ich weiß nicht recht. Leutnant von Stetten hat uns erzählt, Elvira habe sich fürchterlich darüber aufgeregt, was ich über meinen Bruder gesagt habe. Dann ist sie ohnmächtig geworden.“ Hilfesuchend schaute sie zu Stetten hinüber, der sich sofort aufgefordert fühlte, eine Erklärung abzugeben.
    „Ich kann nur bestätigen, was Komtesse Johanna gesagt hat. Ich habe Demoiselle Engelmann die Bedeutung der Reliefs erklärt, darüber sind wir ins Gespräch gekommen mit dem bedauerlichen Ergebnis. Ich hoffe, es geht ihr wieder gut?“
    „Das hoffen wir alle! Herr Leutnant, Herr Rittmeister, wir müssen uns jetzt um die arme Demoiselle Engelmann kümmern. Wenn Sie uns deshalb entschuldigen wollen.“
    „Selbstverständlich, Madame.“
    Die Damen entfernten sich quer über den Platz in Richtung Badehaus.
     
    Baronin von Plessen kam den jungen Männern wie eine Glucke vor, die ihre Küken, kaum dass Gefahr drohte, ängstlich um sich scharte und unter ihren Flügeln versteckte. Beide schauten den Damen mit gemischten Gefühlen nach.
    Trebbow wandte sich ab, sah Stetten forschend ins Gesicht und bemerkte bei seinem Begleiter offensichtliches Bedauern.
    „Ich muss mich über Sie wundern, Stetten. Sagten Sie nicht erst vor einer Woche, mit so jungen Dingern aus gutem Hause sei nichts weiter anzufangen, außer vielleicht Händchen zu halten?“
    „Irgendetwas stimmt da nicht!“
    „Was meinen Sie? Das Theater der Gouvernante, die glaubt, Sie abstrafen zu müssen, weil Sie Johanna zu nahe gekommen sind. Ich bitte Sie, von derlei Vorstellungen hat die Gute gewiss ein halbes Dutzend hinter sich.“
    Stetten schüttelte energisch den Kopf. „Nein, das glaube ich nicht. Die Engelmann hat sich wirklich Sorgen um Komtesse Johanna gemacht. Sie hätten mal hören sollen, wie die mich angezischt hat.“
    „Ja, das hätte ich wirklich hören und vor allen Dingen sehen wollen. Ganz schön abgebrüht, das Frauenzimmer, wie die mit Ihnen losscharwenzelt ist. Vielleicht war sie auch nur eifersüchtig und hat ein Auge auf Sie geworfen.“

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