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Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Titel: Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Herbst
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und leise verschloss er die Tür hinter sich.
    Der Graf blieb allein zurück, starrte auf den Kristallschwenker. Sonnenstrahlen fingen sich in dem geschliffenen Glas, der Cognac darin schimmerte wie flüssiges Gold. Jedoch der Genuss des edlen Tropfens war dem Grafen vergällt. Plötzlich wurde ihm die Bibliothek zu eng, die Bücherwände schienen auf ihn niederstürzen zu wollen. Dass er den Türknauf in der Hand hielt, bemerkte er erst, nachdem er die eben erst von Stein verschlossene Tür zur Halle aufgestoßen hatte. Er durcheilte den lichtdurchfluteten Raum und be-griff die Türöffnung hinaus auf die Freitreppe als Fluchtpunkt.
    Flucht wohin? Wovor? Wie angewurzelt blieb er stehen.
    Ein kleines Mädchen spielte zu Füßen der Treppe im Kies. Es hatte ein graues Kätzchen bei sich, das die Kleine fortwährend mit einem Stück Schnur nasführte. Der Graf beobachtete die Szene eine Weile. Er beneidete das unschuldige Kind um seine kleine heile Welt, um die Freude, die es empfand, wenn die Katze mit ihren Pfötchen nach dem Band angelte oder emporschnellte, der zuckenden Bewegung seines Spielzeugs folgend.
    Noch auf dem Treppenabsatz machte er kehrt. Entschlossen stieß er die Tür zur Küche auf. Die Mägde schauten von ihrer Arbeit auf und knicksten eilfertig, als sie begriffen, wer vor ihnen stand.
    „Wo ist Elisabeth Schulz?“
    Seine Frage schwebte im Raum. Die Frauen schauten sich gegenseitig an. Es schien bereits durchgesickert zu sein, dass er gegen die Heirat der Köchin etwas einzuwenden habe, denn die Gesichter der Mägde wirkten nicht freundlich. Das allgemeine Schweigen – welch drastischer Kontrast zum üblichen Küchenklatsch – schürte das Unwohlsein des Grafen.
    „Ich möchte ihr zur Verlobung gratulieren“, erklärte er.
    Eleonore war die Erste, die sich aus der Menge löste. Sie warf ihr großes Messer auf den Tisch, mit dem sie eben noch geschälte grüne Gurken der Länge nach geviertelt hatte, riss die Hintertür zum Blumengarten auf und schrie: „Elsi, du darfst heiraten!!“
    Augenblicklich brauste Jubel auf, was dem Grafen unerklärlich war, zugleich spürte er Bedauern, von der Hochstimmung ausgeschlossen zu bleiben. Ihm war es nicht vergönnt, die aufrichtige und ehrliche Freude der Mägde zu teilen. Aber die Frauen hier in der Küche waren in der Lage, erheblichen Anteil an Elisabeths Glück zu nehmen.
    Es dauerte nicht lange, da tauchte Elsi freudestrahlend auf. Sie wurde sofort von den Frauen umringt und mit Glückwünschen überhäuft. Elisabeth lachte und weinte; oder waren die Tränen nur noch nicht getrocknet, die sie zuvor im Garten vergossen hatte?
    Egal, jetzt war sie glücklich.
    Der Graf stand etwas abseits von dem Trubel und kam sich recht vergessen und einsam vor. Ihm kamen seine Kinder in den Sinn. Auch wenn er von der Sorge um Johann zerfressen wurde, blieb ihm die Erinnerung. Er hatte seine Kinder aufwachsen sehen, hatte mehr oder weniger Anteil an ihrer Entwicklung genommen. Er liebte sie und war sich sicher, auch von ihnen geliebt zu werden. Das war ein Glück, das Elisabeth versagt bliebe. Wie hatte es Stein so treffend gesagt: Es sei an der Zeit, der Frau ein bisschen Glück zu gönnen.
    „Der Mann hat recht“, sagte er halblaut zu sich selbst und räusperte sich gekünstelt, um so auf seine Anwesenheit aufmerksam zu machen. Das Geschnatter verebbte, die Frauen, die zwischen dem Grafen und Elisabeth standen, wichen zurück, so dass sich Herr und Köchin gegenüberstanden. Stein betrat in dem Augenblick die Küche, wo der Graf anhub, zu sprechen.
    „Elisabeth Schulz, ich erteile meine Genehmigung, dich mit Adolf Bannow zu verehelichen. Ihr dürft euch ab sofort als verlobt betrachten. Die Hochzeit wird nach Martini stattfinden und ich hoffe doch, eingeladen zu sein.“
    Der Graf lächelte die Braut an und der allgemeine Jubel brach sich erneut Bahn. Stein vergrub seine Hände in den Rocktaschen und grinste über das ganze Gesicht.
    „Ach, Euer Hochgeboren“, Elisabeth weinte abermals, „ich danke Euer Gnaden, wir danken Euer Gnaden, denn ich spreche auch in Adolfs Namen.“ Sie leckte sich die Lippen und zupfte an der Haube, dann strahlte sie. „Das mit Martini trifft sich gut, nicht nur wegen der Ernte, sondern vor allen Dingen wegen der Gänse.“
    Der Graf verstand nicht gleich, doch dann dämmerte es ihm. Elisabeth hielt aber noch eine Überraschung bereit.
    „Das mit den Gänsen hätten sich Euer Gnaden aber auch etwas früher überlegen

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