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Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Titel: Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Herbst
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fragen.
    Außerdem war nach Goltzows Theorie davon auszugehen, der oder die Täter hätten die Stadt bereits verlassen; für den Beamten ein Grund mehr den Aktendeckel zuzuschlagen und den Toten ruhen zu lassen. Nur waren dem Kommissär nicht alle Fakten bekannt, die Franz und Ernst bisher zusammengetragen hatten. Und Franz wollte alles daransetzen, dass sich daran nichts änderte. Auch Ernst konnte kein Interesse daran haben, Charlottes Vetter in die anrüchige Geschichte hineinzuziehen. Also bestünde von Ernsts Seite keine Gefahr, dass dem Kommissär irgendetwas zu Ohren käme. Der einzige Unbekannte blieb der bestechliche Postbeamte. Nur konnte dem an einer Enthüllung seiner Verfehlung auch nicht gelegen sein.
    Mochte es Zufall sein oder nicht, der Geköpfte war dort abgelegt worden, wo Johann seine konspirative Korrespondenz mit dem ominösen Erpresser ausgetauscht hatte. Die Tatsache musste unter allen Umständen das bleiben, was es war – ein Geheimnis.
    Franz schluckte und presste die Lippen fest aufeinander. Er dachte der Gesellschaft des Kommissärs so schnell wie möglich zu entkommen, wollte jedoch nicht unhöflich sein und sich einfach unter irgendeinem Vorwand verabschieden.
    „Herr Kommissär, Herr Kommissär!“, rief plötzlich eine aufgeregte Stimme, die schnell näher kam.
    Die Männer blieben stehen und wandten sich dem Rufenden zu. Ein livrierter Diener kam aus einer Seitenstraße gerannt und wedelte Aufmerksamkeit heischend mit seinem Hut. Außer Atem kam er vor dem Beamten zum Stehen und griff sich keuchend in die Seite.
    „Nun mal langsam, guter Mann, was ist los“, sagte Goltzow beschwichtigend. Der Beamte ließ sich von dem dramatischen Auftritt nicht aus der Ruhe bringen, wahrscheinlich überbrachte man ihm des Öfteren Schreckensnachrichten.
    „Es ist ..., es ist etwas ganz Furchtbares passiert“, schnaufte der Unglücksbote.
    „Holen Sie erst mal tief Luft und dann erzählen Sie mir bitte nur, was vorgefallen ist“, bat sich der Kommissär aus.
    „Professor Kägler ist vergiftet worden!“, kam es wie aus der Pistole geschossen.
    Franz überlief unwillkürlich ein eiskalter Schauer, seinen Begleiter schien die Offenbarung wenig anzufechten.
    „Sie entschuldigen mich, Herr Leutnant, ab sofort bin ich im Dienst. Ich wünsche einen guten Tag“, versetzte Goltzow knapp. Er verbeugte sich höflich und eilte an der Seite des Dieners davon.
    Franz sah den beiden mit gemischten Gefühlen nach. Die elfenbeinfarbene Dame kam ihm in den Sinn. Die Vorstellung, das zarte Wesen könne eines berechnenden Giftmordes verdächtigt werden, erschien ihm absurd. Doch noch vor einer Woche wären ihm die eigenen Spekulationen zu Johanns Verbleib genauso absurd vorgekommen.
    Alles andere als ermutigend, dieser Wochenrückblick, dachte Franz resigniert. Er drehte sich um und machte sich auf die Suche nach einem brauchbaren Pferd.
     

ORA ET LABORA
     
    „Rien ne va plus, nichts geht mehr, Mesdames, Messieurs!“
    Der näselnde Ruf des Croupiers paralysierte die Herrschaften, die um den grünen Spieltisch versammelt waren. Mit hypnotisierenden Blicken verfolgte man die kleine Elfenbeinkugel, die unter nervenzerreibendem Geklapper über die Roulettscheibe hüpfte.
    „Rouge 14 hat gewonnen“, verkündete die näselnde Stimme teilnahmslos. Ein kurzer Blick über den Tisch genügte dem Spielbankeinnehmer, um festzustellen, Seine Königliche Hoheit habe wieder einmal verloren.
    Der Graf bedauerte den achselzuckenden Fürsten zwar wortreich, doch er wusste wie alle anderen am Tisch, der Landesherr partizipiere erheblich an den Einnahmen der Spielbanken, von denen es in Doberan gleich zwei gab. Ohne die beträchtlichen Einnahmen wäre es dem Großherzog auch schwergefallen, seine Sommerresidenz in ein gern besuchtes Seebad zu verwandeln. Den illustren Gästen musste etwas geboten werden.
    Borowsky machte ein zufriedenes Gesicht, als der Croupier den Gewinn über den grünen Filz schob.
    „Ich sagte doch, die rote 14 sei meine Glückszahl!“
    Der gestandene Mann strahlte wie ein kleiner Junge, der auf dem Jahrmarkt ein Spielzeug gewonnen hatte. „Wie viel soll ich setzten, Madame, und vor allen Dingen worauf? Sie müssen mich beraten, denn heute Nachmittag sind Sie meine Glücksfee.“
    Baronin von Plessen lächelte gütig, jedoch war sie sich der äußerst heiklen Aufgabe bewusst. „Dass mir nur keine Klagen kommen, mein lieber Baron, Fortune ist ein launisches Weib!“
    „Schnell, schnell, nur nicht

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