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Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Titel: Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Herbst
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Fluten“, mahnte Elvira. „Heute Abend wird mit den vielen Kavalieren getanzt, die Quadrillen sind gewiss schon engagiert.“
    „Hast du etwa Trebbow auf der Tanzkarte?“, fragte Johanna hastig. Margitta schüttelte den Kopf, ohne den Blick zu heben.
    „Na, ich führte dem Herrn Rittmeister richtig vor, was er sich hat entgehen lassen“, trumpfte Johanna ärgerlich auf. „Hoffentlich kommt Franz rechtzeitig zum Ball. Mein Bruder wird dir gefallen, das verspreche ich.“
    Margitta seufzte nur zu den gut gemeinten Ratschlägen. Inzwischen hatte der Ruderkahn von dem winzigen Steg abgelegt. Margitta lehnte sich gedankenverloren über die Bordwand und starrte auf ihr Spiegelbild. Die Wellen, die das Boot hinter sich herzog, verzerrten es. Ohne den Handschuh auszuziehen, schlug sie impulsiv auf das Zerrbild.
    „Idiot!“, schimpfte sie.
    Der Ruderer zuckte zusammen und glotzte blöde.
    „Nein, nicht Er, ich bin der Idiot!“, stellte Margitta richtig.
    „Margitta, ich muss doch sehr bitten!“, empörte sich Elvira. „Alle Welt kann uns hier hören!“
    „Mir doch egal“, knurrte Margitta. Doch als sie an der Klostermauer zwei Offiziere entdeckte, richtete sie sich sofort kerzengerade auf, spannte ihren Schirm auf und ging dahinter in Deckung. „Sie kommen doch nicht hierher, oder?“, fragte sie argwöhnisch.
    Johanna widerstand dem Impuls, freundlich zu winken. Sie nickte stattdessen nur höflich, als sie den Gruß der Männer auffing. „Es sieht ganz so aus“, bemerkte sie trocken.
    „Er wird doch nicht wagen, so zu tun, als wenn nichts gewesen wäre!“, zischte Margitta, Röte schoss aus ihrem Ausschnitt und färbte Hals und Wangen.
    Johanna konnte sich nicht erinnern, die Freundin jemals so aufgewühlt erlebt zu haben.
    „Was ist denn gewesen?“, erkundigte sich Elvira, ihre Zurückhaltung vergessend. Auch Johannas Augen leuchteten erwartungsvoll.
    „Ach, nicht der Rede wert!“, entgegnete Margitta scheinbar gelassen. Sie schien sich zu beruhigen und machte eine ungeduldige Handbewegung, dabei kam ihr der tropfnasse Handschuh unter die Augen. „Ich bin tatsächlich ein Idiot, der Handschuh kann nun wirklich nichts dafür“, stellte sie nüchtern fest und lachte bitter auf.
    Elvira und Johanna schauten sich besorgt an. Doch im Beisein des Ruderers wollten sie über Margittas Befindlichkeiten nicht debattieren. Elvira suchte nach einer Möglichkeit, das Augenmerk der Mädchen auf etwas anderes als auf junge Männer zu lenken.
    „Seht nur, dort hinten steht ein uraltes Gemäuer! Wie romantisch“, stellte sie Begeisterung heuchelnd fest. In der Nähe der Klostermauer, die das weitläufige Gelände komplett umfriedete, ragten mit Bogen durchbrochene Backsteinmauern auf. Buschwerk und Efeu überwucherte das mittelalterliche Gebäude.
    „Das ist die Wolfsscheune“, meldete sich der Ruderer ungefragt zu Wort.
    „Ach, wie interessant. Gab es hier viele Wölfe?“, fragte Johanna beeindruckt.
    „Nee, Fräulein. Zur Zeit des Klosters diente das Ding als Hospiz. Später fingen die Pächter des Kammerhofes an, dort Wolle zu lagern und irgendeines schönen Tages wurde aus Wollscheune eben Wolfsscheune. Klingt doch auch viel besser, oder?“ Der Junge grinste. „Passen Sie man auf Ihre Köppe und den Schirm auf, Fräuleins! Gleich geht’s unter die Brücke. Dat ward ’n lütt bäten eng.“
    Margitta musste wohl oder übel ihre Deckung aufgeben, wollte sie nicht den Spitzenbezug ihres Schattenspenders einbüßen.
    Zu allem Überfluss postierten sich zwei Offiziere auf der leicht geschwungenen Holzkonstruktion, die sich über den schmalen Durchstich zwischen zwei Teichen spannte.
    Margitta schaute angestrengt in die Ferne, bevor sie den Kopf einziehen musste. Nachdem die kleine Nussschale den Engpass gemeistert und wieder Fahrt aufgenommen hatte, auch keine der Damen eine scherzhafte Prellung am Kopf hatte hinnehmen müssen, winkte Johanna Stetten unauffällig zu.
    „Du brauchst auf mich keine Rücksicht zu nehmen. Schließlich könnt ihr beiden nichts dafür“, sagte Margitta spitz. Sie spannte demonstrativ den Schirm wieder auf und senkte ihn über ihren Rücken, so als wollte sie alle Blicke daran abprallen lassen.
    „Ludwig ist nicht dabei“, bemerkte Johanna.
    „Nicht? Wer ist denn der andere?“
    „Ich weiß es nicht. Ich habe ihn beim Gefolge Fürst Blüchers zu Walstatt gesehen.“
    „Das ist Graf Nostitz“, klärte Elvira auf.
    „Ah, noch so ein Held, wir sind von lauter Helden

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