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Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Titel: Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Herbst
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Trebbow um Margitta war, hatte der leider zu spät begriffen.
    Die Erkenntnis schürte die Wut auf sich selbst. Er hatte der beginnenden Romanze mit Margitta durch seine unglückselige Idee – die ihm so genial vorgekommen war – ein jähes Ende bereitet. Trebbow erinnerte sich an Margittas Sinnlichkeit, an ihren Körper, der sich in ihrer kurzen Umarmung an ihn gepresst hatte.
    „Warum bin ich nur ein so elender Trottel!“ Zerknirscht wendete er sich ab.
     
    Er wird doch jetzt nicht gehen, dachte Margitta, und fragte sich im selben Moment, warum sie sich überhaupt darum schere, ob Ludwig von Trebbow in ihrer Nähe sei oder nicht.
    Obwohl Franz ein sehr eleganter Tänzer war und seine Partnerin unermüdlich herumwirbelte, hatte Margitta aus den Augenwinkeln die Bewegung an der bewussten Stelle des Saales mitbekommen. Dort hatte ein hochgewachsener Offizier gestanden, der jetzt in Richtung Saalausgang unterwegs war. Gerade als sie ihren Blick auf dessen kräftigen Rücken heftete, fuhr Trebbow herum. Ihre Blicke trafen sich. Margitta zuckte zusammen.
    „Was ist passiert? Bin ich Ihnen etwa auf den Fuß getreten?“, erkundigte sich Franz. Seine grauen Augen schauten forschend auf sie herunter. Er umfasste sie etwas fester, ohne aufdringlich zu sein.
    Sie lächelte charmant. „Nein, mir ist nur etwas eingefallen“, log sie.
    „Dann muss das eine sehr unangenehme Sache gewesen sein, wenn Sie sich nachträglich noch so erschrecken. Oder haben Sie das Wachslicht in Ihrer Kammer angelassen und fürchten nun, Ihre schönen Kleider werden ein Raub der Flammen?“
    „Nein, nein! Nichts von alledem. Ich denke nur, Sie haben Rittmeister von Trebbow etwas verärgert. Er schaute gar nicht amüsiert in Ihre Richtung.“
    „Ach, und deshalb machen Sie sich Sorgen? Ich bin sehr erfreut, Mademoiselle!“
    „Ich weiß nicht, ob diese Freude angebracht ist. Ist der Herr Rittmeister nicht Ihr Vorgesetzter?“
    „Nein. Er ist zwar ein ranghöherer Offizier und insofern doch ein Vorgesetzter, aber ich unterstehe nicht seinem Kommando. Wir hatten lediglich einige Male das Vergnügen, gemeinsam freie Zeit zu verbringen.“
    „Ah, so nennt man das – freie Zeit verbringen. Verfügt Herr Rittmeister über viel freie Zeit? Wie ich gehört habe, soll er verlobt sein.“ Margittas Herz klopfte und das Blut pulste ihr durch die Schläfen. Ihre Wortwahl kam ihr wieder einmal bissig vor. Schließlich konnte Ludwig seine Zeit verbringen, mit wem er wollte. Und Franz? Er war zweifellos ein netter junger Mann, er gefiel ihr gut, war zudem das geeignetste Subjekt, das sich eine Frau zum Eifersüchtigmachen wünschen konnte. Doch wenn das männliche Pendant fehlte, worauf der eigentliche Angriff zielte, so verfehlte auch der bestaussehende Mann seine Wirkung. In ihrer augenblicklichen Verfassung konnte sie einfach nicht um Franz selbst willen Freude an seiner Gesellschaft empfinden, sosehr sie sich das auch wünschen mochte.
    Franz sah Margitta nach ihrer letzten Bemerkung überrascht an. Ihr Lächeln sah wie angeklebt aus und er hatte plötzlich das Gefühl, auf ganzer Linie versagt zu haben. Ihr eindeutiges Interesse an Rittmeister von Trebbow musste auch einem verblödeten Esel auffallen. So etwas war ihm noch nie widerfahren: Eine Frau bedauerte – in seinen Armen! – den Weggang eines anderen Mannes. Er versuchte, die plötzliche Einbuße des Hochgefühls zu kompensieren und Margitta die eigene Ernüchterung nicht spüren zu lassen.
    Er war überzeugt davon, sie wisse, wie sehr er ihr zugetan war. Sie verfüge über jenes Gespür, subtile Signale aufzufangen. Sie könne mit den Empfindungen anderer spielen, wie es ihr beliebte.
    In der Vergangenheit hatte es Franz regelmäßig geschmeichelt, begehrt zu werden. Nun war es an ihm, die bittere Neige auszukosten, nur benutzt worden zu sein. Doch wie sollte er ihr ein solches Verhalten vorwerfen? Sie konnte schließlich nichts dafür, dass er für sie mehr empfand als sie für ihn. Außerdem musste er Margitta zugute halten, sie teile sein Leid, denn nüchtern betrachtet, fanden weder sie noch er bei dem besonderen Menschen die Gefühle erwidert, die man sich erhofft hatte. Trotzdem ließ er sich dazu hinreißen, den Finger in die offene Wunde zu legen, zu frisch war seine Verbitterung über ihre Zurückweisung.
    Mit einem Lächeln auf den Lippen sagte er: „Oh, ich freue mich aufrichtig für den Herrn Rittmeister. Bislang blieb mir die Neuigkeit verborgen. Ich habe ihm gar nicht

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