Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)
gratuliert. Wo ist er überhaupt?“
Franz versuchte, trotz der Walzerdrehungen, nach Trebbow Ausschau zu halten. Er konnte ihn jedoch nirgendwo entdecken und so bereitete es ihm eine sardonische Freude, die allerdings an Selbstkasteiung grenzte, seiner Fee einen unerhörten Vorschlag zu machen.
„Ich vermute, er bringt den warm gewordenen Champagner unter die Leute. Kommen Sie, wir wollen ihn suchen und den Ärmsten um ein paar Gläser erleichtern.“ Mit Genugtuung bemerkte er, wie Margittas fließende Bewegungen aus dem Rhythmus gerieten. Aus schreckgeweiteten Augen starrte sie ihn an.
„Nein. Lieber nicht. Ich mache mir nichts aus dem sauren Sprudelzeug“, entgegnete sie, seinem Blick ausweichend.
Ihre Verwirrung stimmte ihn sofort milde und er bereute seine unsanfte Flucht nach vorn. Er ließ den dumpfen Nachklang seiner Enttäuschung einfach von der Freude forttragen, Margitta in den Armen zu halten. Er spürte die Wärme ihrer Hände durch ihre hauchdünnen Handschuhe aus kostbarer Spitze, sog den Duft ihrer Haare und ihrer Haut ein und versuchte einfach den Augenblick zu genießen.
„Verzeihen Sie mir, Mademoiselle?“, fragte er nach einer Weile.
„Was denn, Herr Leutnant?“
„Meine unangebrachte Eifersucht auf Rittmeister von Trebbow“, bekannte Franz freimütig.
Margitta schaute ihn wiederum erschrocken an. Sein abbittendes Lächeln konnte nicht sofort die Bestürzung aus ihrem Gesicht tilgen. Er bemerkte ihre Verlegenheit, die eigenen Gefühle so offen vor sich hergetragen zu haben.
„Gefällt es Ihnen in Doberan?“
„O ja, ausnehmend gut, besonders heute Abend, wo Sie mich so in Atem halten.“
„Sie verzeihen mir also nicht?“
„Doch, das tue ich. Auch um Johanna nicht in Schwierigkeiten zu bringen. Sie hat mir nämlich versprochen, Sie werden mir gefallen.“
Sie lächelte und winkte Johanna zu, die gerade an ihnen vorüberwirbelte.
Christian und Johanna gaben ein hübsches Paar ab. Sie harmonierten auch als Tanzpaar, so dass beiden jungen Leuten wohlmeinende Blicke zuteil wurden.
„Soso“, entgegnete Franz amüsiert, „dann verdanke ich den Eindruck, den ich bei Ihnen hinterlasse, der Voreingenommenheit meiner kleinen Schwester. Ich kann mir gar keinen Reim darauf machen, was Johanna zu ihrem Versprechen bewogen hat.“
„Sie liebt Sie und sie wollte mir eine Freude machen.“
Die Klarheit ihrer Antwort überrumpelte ihn. Er schluckte, bevor er antworten konnte. Seine Erwiderung sollte jedoch ebenso klar ausfallen.
„Ich liebe sie ...“
„Darf ich die Dame zum Tanz bitten?“ Trebbow trat mit finsterer Miene in den Kreis der Tanzenden. Franz musste abrupt in einer Drehung innehalten, damit er mit dem uniformierten Hindernis nicht zusammenstoße. Margitta, die ebenso wenig mit dem Stocken der schwungvollen Bewegung gerechnet hatte, wurde gegen Franz’ Brust gedrückt. Instinktiv umfasste er sie mit beiden Armen, um sie vor einem Aufprall auf seine Schulter zu schützen.
Der Rest seiner Antwort blieb ihm entrüstet im Halse stecken, deren Anfang Trebbow gewiss mitbekommen hatte. Franz schaute Margitta fragend an, ob sie dem Ansinnen des Rittmeisters zustimme, das so unkonventionell eingefordert worden war. Doch das Mädchen war viel zu unerfahren und verschreckt, als dass es die Situation hätte entkrampfen können.
Stattdessen tauschten die Offiziere grimmige Blicke aus. Franz fand trotz seines Ärgers zu einem saloppen Ton.
„Trebbow! Warum so ungeduldig? Meinen Sie nicht, zu ungestüm vorzupreschen?“
„Ausgerechnet Sie geben so etwas von sich, Klotz!“, knurrte Trebbow ungehalten, die eine Silbe des gräflichen Familiennamens abfällig betonend. „Vielmehr sollten wir die Dame entscheiden lassen, wem sie die Gunst gewährt“, schlug er mit einer leichten Verbeugung gegen Margitta vor.
„Selbstverständlich, Trebbow, aber zuvor möchte ich die Gelegenheit nicht versäumen, Ihnen zur Verlobung zu gratulieren. Wer ist denn die Glückliche?“
Mit zusammengekniffenen Lippen funkelte der „Bräutigam“ seinen Widersacher an.
„Meine Herren, möchten Sie mich nicht zu einem Glas Punsch einladen.“
Die beiden Streithähne schauten irritiert zu Margitta hinunter, die sich leutselig lächelnd sowohl bei Franz als auch bei Trebbow eingehakt hatte, damit erst gar keine Widerrede aufkomme.
Zuerst fand Franz die Sprache wieder.
„Sehr gern, Mademoiselle“, sagte er lächelnd, über ihren Kopf hinweg warf er Trebbow einen unfreundlichen Blick zu. Der
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