Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Titel: Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Herbst
Vom Netzwerk:
dehnte erleichtert die Schultern, als das Hemd über seinem Rücken nicht mehr spannte. Sein Rock verbarg zuverlässig die prosaische Korrektur. Lapérouse legte den Verband an, der zugleich einen Großteil seines Gesichtes verbarg, und präsentierte sich dann.
    Franz nickte zufrieden. „So könnte es klappen“, bestätigte er anerkennend. Dann drückte er Lapérouse den Schlüssel in die Hand, damit der nicht noch in letzter Sekunde auf dumme Gedanken käme und einen gemeuchelten Helfershelfer zurückließe, dem er beim Türaufschließen in den Rücken gefallen war. Franz trat demonstrativ einen Schritt zurück und machte eine eindeutige Geste.
    Lapérouse kniff die Augen zusammen und warf einen abschätzenden Blick auf die Waffe in Franz’ Faust. Er holte tief Luft, bevor er vorsichtig den Schlüssel im Schloss drehte. Die Tür leistete wie gewöhnlich erbitterte Gegenwehr, doch er brachte es fertig, sie fast geräuschlos zu öffnen, was Franz zu der Annahme verleitete, Lapérouse besitze Übung darin.
    Sie lauschten. Aus der Küche der Wirtin drang Topfklappern herauf, der Geruch gekochter Kartoffeln zog durchs Haus. Der Moment schien beiden äußerst günstig und so folgte Franz dem ehemaligen Hausbewohner durch den schummrigen Flur in Richtung Dachboden. Zuvor hatte er sich davon überzeugt, dass der Schlüssel im Schloss stecken geblieben war. Lapérouse drehte sich noch einmal verdrossen um, zuckte resigniert die Schultern, als er einsehen musste, Franz bestehe darauf, mitzukommen.
    Lapérouse bewegte sich mit der Geschmeidigkeit einer Raubkatze vorwärts und verharrte, sowie ihm eines der Geräusche verdächtig vorkam, die aus der Wohnung der Wirtin drangen. Sie gelangten jedoch ohne Zwischenfall an einen Verschlag, den ein bombastisches Vorhängeschloss sicherte. Franz sah sich bereits mit der Notwendigkeit konfrontiert, das Ungetüm aufzubrechen, doch Lapérouse zog einfach zwei Bolzen heraus, die den Riegel samt Schloss an der Tür befestigen sollten.
    Stickige Luft schlug ihnen entgegen. Durch ein winziges Fenster genau über ihnen spitzten Sonnenstrahlen, ließen Myriaden von Staubpartikeln sichtbar werden. Man erklomm nacheinander eine wackelige Stiege, die unter Alans beachtlichem Körpergewicht bedenklich ächzte. Auf dem Spitzboden angekommen stieß Franz auf, sein Begleiter könne unmöglich durch das Dachfensterchen entweichen. Dafür war es viel zu klein. Jochen mochte noch hindurchgepasst haben, aber Lapérouse bestimmt nicht.
    Lapérouse bemerkte Franz’ argwöhnischen Blick und deutete seelenruhig auf Gerümpel, das sich offensichtlich im Verlaufe von Jahrhunderten in einer Ecke angehäuft hatte, jedenfalls erlaubte eine beinahe halbzollstarke Staubschicht derlei Vermutung.
    In Franz’ Nase begann es verdächtig zu jucken und zu kribbeln, er blinzelte und schaute in die Sonnenstrahlen, damit er den Nieser kontrolliert loswurde. Er presste seine Hand vor die Nase und stöhnte verhalten, als der Schmerz allmählich nachließ.
    Lapérouse zuckte belustigt die Achseln. Er nahm einen ausrangierten Stuhl beiseite und schon arbeitete er sich durch das scheinbar wahllos aufgetürmte Gerümpel vor. Franz ging ihm nach und stellte überrascht fest, dass er einem raffinierten Zickzackkurs folgen musste, der jeweils die Spuren verdeckte, die Tritte auf dem staubigen Bodenbelag hinterlassen hatten. Nach den Spuren zu urteilen, war der Pfad noch vor kurzem begangen worden, jedoch in umgekehrter Richtung. Es mochte Jochen gewesen sein, der sich hier durchs Gerümpel gequetscht hatte, jede andere Vermutung wies Franz entschieden von sich. Er kam jedoch aus dem Staunen nicht heraus, als Lapérouse sich an einer mindestens zwei Zoll starken mannshohen Holzplatte zu schaffen machte, aber er stellte sie ohne sichtliche Kraftanstrengung und nur mit einer Hand beiseite. Franz untersuchte das Ding und fand heraus, dass es sich um eine furnierte Korkplatte handelte, die jeden Uneingeweihten davon abhalten sollte, auch nur an ihr zu rücken. Dahinter präsentierte sich ein dunkles Loch, durch das ein erwachsener Mann bequem hindurchpasste, auch wenn er eine so stattliche Größe wie Lapérouse aufwies.
    Franz zeigte auf das Loch. „Dort kann es doch nur ins Nachbarhaus gehen“, schlussfolgerte er. Lapérouse nickte und hielt zu Franz’ Verblüffung drei Finger hoch.
    „Was? So etwas gibt es gleich in drei Häusern?“ Franz war platt. Offensichtlich unterhielten die Untermieter der unmittelbar benachbarten

Weitere Kostenlose Bücher