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Weiße Nana / Mein Leben für Afrika

Weiße Nana / Mein Leben für Afrika

Titel: Weiße Nana / Mein Leben für Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Landgrafe
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mit eingerechnet. Victor verzweifelte manchmal schier daran, am Abend nicht genau zu wissen, wie viele Arbeiter er am nächsten Tag zur Verfügung haben würde. Dies verschleppte die Bauarbeiten an der Klinik dermaßen, dass ich mittlerweile das Thema »Beerdigungen« in meine Rede mit aufgenommen habe, die ich vor dem Beginn eines Projektes in jedem Dorf halte und in der ich unsere Spielregeln erkläre: Eine wichtige Neuregelung war von da an, dass während der Bauphase keine Beerdigungen zu feiern sind. Damit bringe ich die Dorfgemeinschaft, die einen Projektantrag bei mir gestellt hat, regelmäßig zum Lachen, doch sie wissen ganz genau, was ich meine. »Ist es nicht gerade eure eigene Beerdigung«, füge ich hinzu, »wird keine Entschuldigung akzeptiert. Der Bau einer Klinik ist ein noch nie da gewesenes Ereignis in eurem Gebiet, und wahrscheinlich wird zu euren Lebzeiten keine zweite erbaut. Darum erwarte ich von euch, dass ihr besondere Ausnahmen macht und gewisse Opfer bringt. Ihr wisst, wir können das Projekt jederzeit stoppen. Wenn ihr Victor oder Emmanuel Schwierigkeiten bereitet, dann verstehe ich es so: Das Projekt ist euch nicht wichtig. Und es gibt genügend andere Dörfer, die nur darauf warten, dass wir ihnen helfen.«
    Meistens wirkt das. Doch natürlich hat jeder Bau seine eigenen Besonderheiten. Und es wäre ja auch wirklich langweilig, wenn alles immer genau nach Plan ablaufen würde.
     
    Ein so großes Bauprojekt braucht natürlich seine Zeit. Wir begannen im Januar 2009, und im September feierten wir das Einweihungsfest. Acht Monate dauerte die Bauzeit, und fast alle Arbeiten wurden von den Bewohnern von Brodi selbst durchgeführt. Nur einige Facharbeiter brauchten wir für ganz spezielle Arbeiten, zum Beispiel für das Dach, manches muss eben ein Fachmann machen, das ist in Deutschland nicht anders als in Afrika.
    Natürlich tun sich während des Baus eines so umfangreichen Projekts immer wieder neue Fragen auf. In diesem Jahr war die Trockenzeit so extrem, dass auch die Wasserversorgung ein großes Problem für Brodi darstellte. Bei der Klinik hatten wir den Bau eines Brunnens mit eingeplant, schließlich braucht ein Gesundheitszentrum sein eigenes, verlässliches und unbedenkliches Wasser.
     
    Ich selbst fuhr dreimal während des Baus nach Brodi: Das erste Mal im Januar zur Grundsteinlegung, das zweite Mal im Mai zum Richtfest und im September zur Einweihung. Bei dieser Gelegenheit feierte Brodi eines der größten Feste, die das Dorf je gesehen hatte. Ich brachte unsere Sponsoren wieder mit, die es sich natürlich nicht nehmen lassen wollten, dabei zu sein, wenn ihr Projekt der Gemeinde übergeben wurde. Außerdem kamen die Chiefs zahlreicher Dörfer aus der Gegend, und alle brachten ihr Gefolge mit. Auf Lastwagen reisten die Menschen aus allen Richtungen an, eine riesige Wiese hinter dem Schulgebäude quoll nur so über vor Menschen. Ich schätzte die Zahl der Gäste auf rund dreizehntausend. Dann erschienen noch die Teams von den zwei wichtigsten ghanaischen Fernsehsendern »Ghana TV « und »Metro«, von nationalen und regionalen Radiosendern und Zeitungen ganz zu schweigen. Die Eröffnung dieser modern ausgestatteten Buschklinik in Brodi war das Ereignis schlechthin. Es gab ein großartiges Festprogramm, jede Menge traditionelle Tänze und Gesänge, die Stimmung war ausgezeichnet, und am Abend waren wir alle völlig am Ende, aber glücklich wie noch nie.
    [Bild vergrößern]
    30. Unsere Arbeiter mit Dankesworten bemalt
    Wir hatten es geschafft. Madamfo Ghana hatte die erste Klinik in der Vereinsgeschichte gebaut. Unser Plan hatte funktioniert.
    Und da unsere Sponsoren nun schon im Lande und bester Stimmung waren, fuhr ich sie noch ein bisschen durch die Gegend. Ich brachte sie nach Apewu, zeigte ihnen, was wir dort bereits geschafft hatten, stellte sie »meinen Leuten« vor, die sie mit der ihnen eigenen Liebenswürdigkeit empfingen.
    »Ich würde euch noch gerne mit nach Ho nehmen, ich möchte euch dort etwas zeigen.«
    »Nur zu«, meinten meine Gäste gut gelaunt. Denn sie lieben es zu reisen, je abenteuerlicher, desto besser.
     
    In Ho nahm ich sie mit in die Lepradörfer. Es war eine Sache, in Brodi eine Klinik zu bauen und mit gesunden Menschen zu feiern, die dank ihrer von nun an eine bessere medizinische Versorgung genießen konnten. Den Menschen in den Lepradörfern in die Augen zu sehen und nicht zurückzuschrecken vor ihren entzündeten, offenen Wunden oder ihren leeren,

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