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Weisser Oleander

Weisser Oleander

Titel: Weisser Oleander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Fitch
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mögen es nicht besonders, wenn man mit ihren Liebhabern herumvögelt.«
    Sein Lächeln wischte über sein Gesicht wie ein Mopp. »Mach keine Sorgen über Rena.« Er lachte, ein rumpelndes Gelächter, das von irgendwo unterhalb des geschmackvollen Ledergürtels aus der engen Jeans herkam. »Sie behält Sache nicht lange. Sie handelt gern. Heute Sergej, morgen jemand anderes. Hi, bye, vergessen Sie Hut nicht. Aber für dich, etwas anderes. Schau.«
    Er zog etwas aus seiner Hemdtasche hervor. Es fing meinen Blick ein wie eine Libelle. Eine Halskette, ein Diamant an einer silbernen Kette. »Ich habe gefunden auf Straße. Du willst?«
    Er versuchte mich mit einer gestohlenen Kette zu kaufen? Ich musste lachen. Auf der Straße gefunden. Wahrscheinlich eher im Nachttisch irgendeiner Frau. Oder sogar an ihrem Hals, woher sollte ich das wissen? Behutsam hebe ich die Glasschiebetür eines zweistöckigen Hauses in Mar Vista aus ihrer Schiene. Ein Kinderschänder, der einem Bonbons anbot, eine Fahrt in seinem Auto. So also verführte jemand wie Sergej eine Frau, die er wollte. Wo doch sein Geruch, seine Stimme und die blauen Aderntaue seiner Arme allein gereicht hätten; diese schläfrigen blauen Augen, die jetzt unter silbernen Lidern funkelten, das verbrecherische Lächeln.
    Er zog ein trauriges Gesicht. »Astrid. Schöne Mädchen. Das ist Geschenk von meine Herz!«
    Sergejs Herz. Dieser leere Flur, dieses ungelüftete Zimmer. Sentimentalität heißt, sich Gefühlen hinzugeben, die man gar nicht wirklich hat. Wenn ich ein braves Mädchen wäre, würde ich mich beleidigt fühlen; ich würde ihn vor die Tür setzen. Ich würde sein Lächeln und die Umrisse in seiner Jeanshose ignorieren. Doch er kannte mich. Er roch mein Verlangen. Ich fühlte, wie ich auf die Fenster zu glitt, angezogen von der dünnen Luft.
    Er schloss die Kette um meinen Hals. Dann nahm er meine Hand und legte sie auf seinen Schoß. Warm, ich konnte fühlen, wie er unter meiner Hand steif wurde. Es war obszön, und es erregte mich, ein Mann, den ich wollte wie das Herunterfallen. Er beugte sich herab und küsste mich, so wie ich gern geküsst wurde, fest. Er schmeckte nach dem Saufgelage der letzten Nacht. Er öffnete den Reißverschluss meines Polyester-T-Shirts, zog es mir über den Kopf, zog mir den Rock aus und warf ihn auf Yvonnes Bett. Seine Hände, die mich weckten; ich hatte geschlafen und es noch nicht einmal gemerkt, es war so lange her.
    Dann hielt er plötzlich inne, und ich öffnete die Augen. Er betrachtete meine Narben. Folgte mit den Fingerspitzen dem Morsecode der Hundebisse auf meinen Armen und Beinen, dann den Narben der Kugeln auf Schulter, Brust und Hüfte, maß ihre Tiefe mit seinem Daumen, schätzte ihr Alter und ihr Ausmaß. »Wer hat das dir getan?«
    Wo sollte ich anfangen zu erklären, wer mir das angetan hatte? Ich hätte mit dem Tag meiner Geburt beginnen müssen. Ich schaute auf die Tür, die immer noch offen stand; wir konnten den Fernseher hören. »Ist das hier eine Ausstellung oder was?«
    Er schloss sie geräuschlos, knöpfte sein Hemd auf und hängte es über den Stuhl, zog seine Unterhosen aus. Sein Körper so weiß wie Milch, von bläulichen Adern durchzogen, es war erschreckend; mager und fest wie Marmor. Es nahm mir den Atem. Wie kann man nur Wahrheit mit Schönheit verwechseln, dachte ich, während ich ihn ansah. Wahrheit kommt mit tief liegenden Augen daher, knochig oder vernarbt, verwelkt. Ihre Zähne sind schlecht, ihr Haar grau und ungekämmt, während Schönheit leer ist wie ein Kürbis, eitel wie ein Sittich. Wahrheit hingegen hat Kraft. Sie riecht nach Moschus und lässt einen die Augen in stillem Gebet schließen.
    Er wusste, wie er mich berühren musste; wusste, was mir gefiel. Ich war nicht überrascht. Ich war ein böses Mädchen, das sich wieder für den Vater hinlegte. Sein Mund auf meinen Brüsten, seine Hände auf meinem Po, zwischen meinen Beinen.
    Wie wir auf der gelben Chenilledecke auf dem Boden vögelten, hatte wenig mit Poesie zu tun. Er zerrte mich in Positionen, die ihm gefielen, legte sich meine Beine über die Schultern, ritt mich wie ein Kosake. Stand auf, die Arme hinter mir gekreuzt, um mein Gewicht zu halten, während er zustieß. Ich sah uns im Wandspiegel. Es überraschte mich, wie wenig ich mir selbst ähnelte mit den halb geschlossenen Augen, dem lustvollen Lächeln; nicht Astrid, nicht Ingrid, niemand, den ich je zuvor gesehen hatte. Mein großer Hintern, die langen Beine, die ich um

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