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Weisser Oleander

Weisser Oleander

Titel: Weisser Oleander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Fitch
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»Susan D. Valeris.«
    Ich schüttelte ihr die Hand. Sie war sehr klein und trocken. An ihrem Zeigefinger trug sie einen breiten Ehering und am kleinen Finger der anderen Hand einen Siegelring aus Onyx.
    »Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn Astrid und ich …?«, fragte sie Rena und wedelte mit dem ringgeschmückten Zeigefinger zwischen uns beiden hin und her. Ene, mene, muh.
    »Ist kein Problem«, sagte Rena, betrachtete wieder ihren Scheck und steckte ihn dann in ihre Tasche. »Sie können bleiben, sehen, ob Sie noch finden anderes, was gefällt. Ist alles zu verkaufen.«
    Als wir allein waren, wies Susan D. auf die grüne Couch; ich solle mich setzen. Ich setzte mich nicht. Es war mein Haus, ich brauchte hier keinen Anweisungen Folge zu leisten. »Wie viel haben Sie ihr gegeben?«
    »Spielt keine Rolle«, sagte die Anwältin und setzte sich wieder. »Der Punkt ist, du bist meinen Anrufen aus dem Weg gegangen.« Zu meiner Überraschung zog sie ein Päckchen Zigaretten aus ihrer Kelly-Tasche von Hermès, die, wie ich seit meiner Zeit mit Olivia wusste, echt und äußerst edel war. »Stört es dich, wenn ich rauche?«
    Ich schüttelte den Kopf. Sie zündete sich die Zigarette mit einem goldenen Feuerzeug an, Cartier – der goldene Riffelbeschlag. »Zigarette?«, bot sie an. Ich schüttelte den Kopf. Sie legte das Päckchen und das Feuerzeug zwischen das Durcheinander auf dem Tisch und blies den Rauch in das Nachmittagslicht. »Ich weiß auch nicht, wieso ich mir das noch nicht abgewöhnt habe«, sagte sie.
    »Die Häftlinge rauchen alle«, erwiderte ich. »Sie können ihnen immer eine Zigarette anbieten.«
    Sie nickte. »Deine Mutter meinte, du seist intelligent. Ich glaube, sie hat dich noch unterschätzt.« Sie sah sich in dem vollgestopften Wohnzimmer um, musterte den Bugholz-Hutständer, die Stereo-Anlage und die Platten, die Glasperlenlampe, die Fransenlampe und die Pudellampe mit dem Milchglasschirm, die Bäuerin mit dem orangefarbenen Kopftuch und den Rest der Artefakte in Renas Trödelladen. Eine weiße Katze sprang ihr auf den Schoß, worauf sie schnell aufstand und sich das dunkelblaue Kostüm abklopfte. »Nett hast du es hier!«, sagte sie und setzte sich wieder, während sie nach dem Aufenthaltsort des haarigen Eindringlings Ausschau hielt. »Freust du dich auf deinen Schulabschluss? Machst du Pläne für die Zukunft?«
    Ich ließ meine Büchertasche auf den staubigen Polstersessel fallen, woraufhin eine Staubwolke in die muffige Luft aufstieg. »Ich hab mir gedacht, ich könnte vielleicht Strafverteidigerin werden«, sagte ich. »Entweder das oder Nutte. Oder vielleicht auch Müllsammlerin.«
    Sie parierte meine Bemerkung nicht, sondern blieb auf ihr Ziel konzentriert. »Darf ich fragen, warum du meine Anrufe nicht beantwortet hast?«
    Ich lehnte mich an die Wand und beobachtete ihre schnellen, selbstbewussten Bewegungen. »Fragen Sie nur«, sagte ich.
    Sie legte sich ihre schmale rote Lederaktenmappe auf den Schoß, öffnete sie und holte einen Hefter und einen gelben Schreibblock heraus. »Deine Mutter hat mir schon angekündigt, dass du schwierig sein könntest«, sagte sie, »dass du sie dafür verantwortlich machst, was passiert ist.« Susan blickte mir fest in die Augen, als bekäme sie einen Punkt für jede Sekunde, die sie Blickkontakt halten konnte. Ich konnte es richtig vor mir sehen, wie sie während der Juristenausbildung vor dem Spiegel geübt hatte.
    Ich wartete darauf, den Rest der Geschichte zu hören, die sie zusammen ausgeheckt hatten.
    »Ich weiß, dass du Schreckliches durchgemacht hast«, sagte sie. Sie blickte in ihre Akte. »Sechs Pflegefamilien, MacLaren Hall. Der Selbstmord deiner Pflegemutter, Claire Richards, hieß sie nicht so? Deine Mutter hat mir erzählt, dass du ihr sehr nahe gestanden hast. Es muss entsetzlich gewesen sein.«
    Ich fühlte eine Welle des Zornes in mir hochsteigen. Claires Tod gehörte mir. Sie hatte kein Recht, damit herumzuhantieren, ihn zur Sprache zu bringen und ihn irgendwie mit dem Fall meiner Mutter zu verbinden. Aber vielleicht war das auch nur eine Taktik. Von Anfang an gleich Farbe bekennen, damit ich nicht schmollte und meine wahren Gefühle über Claire zurückhielt. Ein aggressives Eröffnungsspiel beim Schach, um mich aus der Reserve zu locken. Sie wusste genau, was sie tat. Attackierte sofort meine Schwachstelle. »Haben Sie Ihre Klientin mal zu ihrer Beteiligung daran befragt?«
    »Du willst doch wohl nicht deine Mutter für den Tod

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