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Weisser Schrecken

Weisser Schrecken

Titel: Weisser Schrecken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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allesamt Jugendliche lagen. Eine Familienzugehörigkeit war nicht erkennbar.
    »Versteht ihr das?«, fragte Miriam leise. Niklas zuckte mit den Schultern. Er hatte ebenfalls keine Erklärung für den eigentümlichen Fund.
    »Sieh mal, Lugge. Ich sag doch, dass ich die Spackos gesehen habe. Die sind tatsächlich auf dem Friedhof.«
    Erschrocken fuhren Niklas, Elke und Miriam herum, da Konrad und Lugge hinter der Kirche auftauchten und sich ihnen nun an den vielen Grabsteinen vorbei näherten. Konrad trug wie gestern seine braune Felllederjacke und starrte sie triumphierend an. Auch Lugge mit seiner großen Nase grinste und näherte sich ihnen in einem Bogen von weiter rechts, offenbar darum bemüht, sie nötigenfalls am Weglaufen zu hindern.
    »Oh Mann.« Nur der Anwesenheit der Mädchen war es zuzuschreiben, dass Niklas nicht versuchte, Reißaus zu nehmen.
    »Was wollt ihr hier?«, fragte Elke ohne ein Zeichen von Unsicherheit. Miriam drängte sich dicht neben Niklas. »Das Gleiche könnten wir euch fragen, Blondie.« Konrad baute sich mit hochmütigem Blick vor ihnen auf.
    »Ich glaube, die beiden wollen in der Öffentlichkeit nicht mit der Qualle gesehen werden«, meinte Lugge schräg neben ihnen. Er feixte, und Niklas’ Lippen bebten angesichts der Demütigung. Doch er wagte es nicht, Widerworte zu geben.
    »Du Vollpfosten solltest bei deinem IQ lieber froh darüber sein, dass du weißt, wie man einen Fuß vor den anderen setzt«, blaffte Elke Lugge an.
    »Mädchen wie du sollten wissen, wann sie besser die Klappe halten!«, zischte Konrad.
    »Ach ja?«, höhnte Elke. »Ihr beide riskiert doch bloß eine große Lippe, weil Andy und Robert nicht da sind.«
    Konrad packte Elke jäh am Mantelaufschlag, und aus seinen Augen sprühte ein Zorn, der Niklas erschrocken zusammenfahren ließ. »Diese Wichser werden uns schon bald gar nichts mehr können. Gar nichts! Besser, ihr legt euch nicht mit uns an.« Grob stieß er sie in den Schnee. »Arschloch!« Elke trat ihm gegen das Schienbein. Konrad fluchte und stürzte sich jetzt erst recht auf sie. Wüst packte er ihre Arme. »Ich stopf dir dein Schandmaul mit Schnee!« Doch bevor er sein Vorhaben in die Tat umsetzen konnte, war Miriam bei ihm und riss seinen Kopf zurück.
    »Lass meine Schwester los!« Auch Niklas überwand endlich seine Angst. Er hatte sich gerade in Bewegung gesetzt, als ihn unvermittelt ein schmerzhafter Schlag ins Gesicht traf, der ihm die Brille von der Nase fegte. Lugge langte ihm gleich noch eine, und Niklas fiel wimmernd gegen einen Grabstein. Sein Gesicht brannte, seine Augen tränten und die Umgebung verschwamm vor seinem Blick. Direkt neben sich konnte er Elke und Miriam hören, die sich kratzend und beißend, doch ohne viel Erfolg gegen die Jungs zu Wehr setzten. Konrad überwältigte Elke und schwang sich trotz der Gegenwehr auf ihren Oberkörper. Vage konnte Niklas ausmachen, wie der Schlachtersohn den Schnee neben Elkes Kopf zu einem großen Klumpen zusammenballte.
    »Du blöde Kuh hältst dich wohl für was Besseres?« Konrad wollte ihr die weiße Masse gerade ins Gesicht drücken, als ihn ein Schatten unvermittelt von Elke herunterriss.
    »Herrgott! Bist du völlig übergeschnappt?« Strobels scharfe Stimme gebot der Prügelei abrupt Einhalt, und Niklas sah überrascht zu der verschwommenen Silhouette des Pfarrers auf, der Konrad nun eine schallende Ohrfeige versetzte. »Konrad Toschlager, wie kannst du es wagen, die Ruhe dieses Gottesackers zu stören? Schämst du dich nicht?«
    Niklas tastete nach seiner Brille, die er vage im Schnee neben sich ausmachen konnte. »Wenn ich deinem Vater berichte, zu was du dich erdreistet hast, dann wirst du dir wünschen, heute im Bett geblieben zu sein.« Er wandte sich zu Lugge um. »Das Gleiche gilt für dich, Lukas!«
    Endlich hatte Niklas die Brillengläser vom Schnee befreit. Das Gestell war verbogen, dennoch sah er deutlich, dass Konrad den Pfarrer respektlos anstarrte. Mehr noch: In seinem Blick lag ein Hochmut, der Niklas Angst einflößte. Selbst Lugge wirkte wie auf dem Sprung. Fast sah es so aus, als wollten die beiden jetzt auf den Pfarrer losgehen. Stattdessen schnaubte Konrad abfällig, riss sich mühsam beherrscht von Strobel los und klopfte sich den Schnee von der Hose.
    »Schon gut, wir gehen.« Mit einem vernichtenden Blick in Richtung Elke, Miriam und Niklas verließen er und sein Freund den Friedhof. Strobel sah den beiden wütend nach, dann half er den Mädchen auf die

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