Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weisser Schrecken

Weisser Schrecken

Titel: Weisser Schrecken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
Vom Netzwerk:
langstieligen Hammer aus der Tüte. »In der Zwischenzeit verschaffen wir uns Einlass. Bist du schon dazu gekommen, dir den Laden hier näher anzusehen?«
    »Wann denn?« Robert schüttelte im Dunkeln den Kopf. »Bin doch selbst erst ein paar Minuten hier.«
    »Na gut, dann lass uns die Zeit nicht weiter mit Rumstehen vertrödeln.« Andy klopfte ihm auf die Schulter, und die beiden Jungs umrundeten den Bootsschuppen, während Elke und Miriam durch die blinde Fensterscheibe hindurch erfolglos ins Innere zu spähen versuchten. Auf der rückwärtigen Seite fanden sie schließlich eine große Flügeltür, durch die man bequem ein Ruderboot tragen konnte. Doch ebenso wie die Fenster war auch dieser Zugang schon vor langer Zeit mit Brettern zugenagelt worden. Robert und Andy setzten Brecheisen und Hammer an und lösten angestrengt Latte für Latte aus der Außenwand. Eine gute Viertelstunde später lag die Tür offen vor ihnen.
    »Na, dann auf zum Eingemachten!« Robert nahm Andy das Brecheisen ab und rammte es in den Spalt auf Höhe des Türschlosses. Gemeinsam zerrten sie an dem metallenen Hebel, dann brach das Schloss auf. Es quietschte leise, als sie einen der Türflügel aufzogen.
    Im Innern der Hütte war es dunkel, und es roch nach Moder und altem Holz. Der Schein ihrer Lampen geisterte über hölzerne Tragegestelle an den Wänden, von denen einige heruntergebrochen waren. Linkerhand, neben einem der beiden Fenster, lehnten zwei alte Ruder gegen die Wand, davor lag ein umgekipptes Kanu. In seinem Rumpf klaffte ein großes Loch, aus dem kahle Gestrüppzweige ragten. Und noch immer zierte ein altes Holzregal die rückwärtige Seite des Schuppens, auf dem Dinge wie Pinsel, verrostete Farbeimer, vermoderte Lappen, die Einzelteile eines Grills sowie verrottete Taue lagen. Der löchrige Bretterboden des Schuppens hingegen war mit Dreck, Zweigen und alten Blättern übersät, die der Wind in all den Jahren durch Löcher und Spalten im Dach hereingeweht hatte. Deutlich waren über ihnen die dicken Balken mit den Dachschrägen zu erkennen, die an zwei Stellen eingesackt waren. Hoffentlich trug das Dach die Schneelast noch eine Weile.
    »Sehr gastlich hier«, witzelte Robert freudlos.
    »Seht mal!« Elke deutete zu drei umgekippten Baumstümpfen in der Mitte der Bootshalle, neben denen die Reste zweier vermooster Gartenstühle lagen. »Ich zähle fünf Sitzgelegenheiten. Ist doch denkbar, dass die einst unseren Geschwistern gehört haben, oder?« Robert zuckte mit den Schultern. Die Vorstellung verursachte ihm eine Gänsehaut.
    »Bevor wir loslegen, sollten wir hier noch ein bisschen aufräumen«, schlug Andy vor.
    Gemeinsam betraten sie den Schuppen, wobei sie sorgsam auf die wackligen Bodenbretter achtgaben, die sich als wahre Stolperfallen entpuppten. Während Elke, Miriam und Andy den Innenraum des Schuppens untersuchten, öffnete Robert den Reißverschluss seiner Sportasche. Vorsichtig entnahm er ihr das präparierte Seidentuch und sah sich um. »Mist, seht ihr hier irgendwo einen Tisch oder etwas Ähnliches, auf den wir das Tuch legen können?« Auch seine Freunde sahen sich um. Daran hatte niemand gedacht.
    Die Mädchen rückten das alte Kanu von der Wand ab, und Andy sah sich hinten bei dem Regal um. Ein altes Radio brachte er dort ebenso zum Vorschein wie einen wurmstichigen Besen. »Ich glaube, ich hab eine Idee«, rief er. Er drückte den Besen Miriam in die Hände und bedeutete Robert, mit ihm nach draußen zu kommen.
    Vor der großen Flügeltür leuchtete er zum Dachfirst des Schuppens hinauf. Der Lichtschein seiner Taschenlampe fiel auf ein großes, massives Holzschild, auf dem eingebrannt und in verblassten Buchstaben ›Perchtaler Ruderclub von 1923 e.V.‹ stand. »Wenn wir das runterbekommen, haben wir unsere Tischfläche.«
    Robert klopfte Andy anerkennend auf die Schulter und faltete die Hände zu einer Räuberleiter zusammen. Sein Kumpel kletterte an ihm hoch und bearbeitete das Schild mit seinem Brecheisen. Es dauerte nicht lange, da knirschte es über Roberts Kopf. Das alte Vereinsschild sauste nach unten und bohrte sich direkt zu seinen Füßen in den Schnee.
    »He, aufpassen!«
    Als die Jungs den Schuppen wieder betraten, sahen sie, dass die Mädchen die Zeit genutzt hatten, im Innenraum für etwas Ordnung zu sorgen. Nicht nur, dass sie den Dreck am Boden zusammengekehrt hatten, auch die alten Gartenstühle lagen aufeinandergestapelt neben der Tür. Elkes Petroleumlampe stand mittlerweile auf dem

Weitere Kostenlose Bücher