Weites wildes Land
Zusammenkunft, in deren Verlauf verschiedene Redner Zack aufforderten, die Angelegenheit in die Hand zu nehmen. Schließlich trat Zack vor und hob die Hände, um für Ruhe zu sorgen. »Niemand hier hat das Recht«, sagte er mit ruhiger Stimme, »mir zu sagen, was ich wegen des Todes meines Bruders tun soll.« »Abgesehen von seiner Frau«, unterbrach Maudie wütend. Sie war sich sicher, daß die Männer auf ihrer Seite standen. Zack warf ihr einen zornigen Blick zu und hätte ihr am liebsten befohlen, den Mund zu halten. Allerdings rechnete er sich aus, daß das die anderen noch mehr für sie einnehmen würde, und beschloß deshalb, nicht auf sie zu achten. »Ich sage es euch noch einmal: Es hat einen Kampf gegeben, und wir haben drei Schwarze oder sogar noch mehr erschossen. Dafür haben sie Cliff umgebracht. Drei für einen. Wahrscheinlich haben sie ihre Lektion gelernt… Ich will kein Blutvergießen mehr.« »Wollen Sie damit sagen, daß Sie denen den Mord an Ihrem Bruder durchgehen lassen?« schrie eine Stimme. »Die anderen Schwarzen habe ich nie gesehen«, antwortete Zack. »Ich weiß nicht, wer sie sind. Selbst wenn wir sie bis zum Daly River verfolgen, wüßten wir deshalb noch lange nicht, wer genau für Cliffs Tod verantwortlich ist.« »Wen kümmert das?« brüllte ein anderer. »Wir sollten einen Trupp zusammenstellen und losreiten. Diese Schweinehunde verdienen eine Abreibung, die sie ihr Lebtag nicht vergessen.« »Zack Hamilton«, rief eine Frau. »Wollen Sie etwa sagen, daß Sie diesen Überfall gutheißen? Wenn wir uns nicht rächen, wird keiner von uns hier mehr sicher sein.« »Warum hören Sie mir nicht zu?« schrie Zack wütend. »Wir haben uns gerächt. Mein Gott, Frau, wollen Sie einen Krieg anfangen? Niemand weiß, wie viele Stämme dort draußen, jenseits des Victoria River oder bis hinüber zu den Kimberleys umherziehen. Wenn wir wollen, daß Ruhe und Ordnung im Territory einzieht, müssen wir mit den Schwarzen Frieden schließen. Wir müssen ihnen genug Raum lassen, und wir dürfen sie nicht herausfordern.« Ein Murren ging durch die Menge, und eine Stimme schrie: »Und Cliff hat sie wohl herausgefordert. Er hat doch nur die Dreckschweine abgeknallt, die ihm nach dem Leben trachteten?« »Sie kümmern sich um Ihre Farm, Joe Buckley«, gab Zack zurück, »und ich kümmere mich um meine. Die Schwarzen wollten Gewehre. Aber sie haben keine bekommen und außerdem noch drei Männer verloren. Das nächste Mal werden sie sich's überlegen.« »Ja«, erwiderte Buckley. »Außerdem werden sie das nächste Mal vorsichtiger sein, mehr nicht. Und was ist mit Maudie? Meiner Meinung nach hat sie mehr von einem Kerl in sich als Sie, Hamilton. Sie faßt die Schwarzen nicht mit Samthandschuhen an.« An der allgemeinen Stimmung erkannte Zack, daß er im Begriff war, diese Auseinandersetzung zu verlieren. »Jeder Mann von Black Wattle, der sich einem Trupp anschließt, ist gefeuert«, rief er deshalb. »Und damit ist das Thema für mich erledigt.« »Ganz im Gegenteil.« Ein hochgewachsener, grauhaariger Mann in makelloser, goldbetreßter Polizeiuniform trat vor. »Meine Damen und Herren, ich bin Colonei Puckering, der Polizeipräsident. Vielleicht kennen mich einige von Ihnen bereits. Zuerst einmal möchte ich mich bei der Familie Hamilton für mein Zuspätkommen entschuldigen. Ich bedauere es zutiefst, daß ich die Begräbnisfeier versäumt habe. Aber es war mir nicht möglich, früher zu kommen.« Da wegen seines Akzents und seines Redeschwalls nun alle Augen auf ihm ruhten, wandte er sich an Zack. »Mein Beileid spreche ich Ihnen später aus, Sir. Sicherlich werden Sie mir vergeben. Ich muß Ihnen leider sagen, daß Sie sich alle im Irrtum befinden. Mord ist und bleibt Mord. Ich werde diesen Fall untersuchen und gegebenenfalls weitere Maßnahmen ergreifen.« Sein Kasernenhofton brachte alle zum Verstummen. »Solange ich hier nach dem Rechten sehe, sind die Tage der Selbstjustiz hier im Territory vorbei. Jeder, der einen Aborigine, Mann, Frau oder Kind, umbringt, wird vor Gericht gestellt, ganz gleich, ob er nun schwarz oder weiß ist.« Er hörte die Leute murren und mit den Füßen scharren, doch er ließ sich nicht beirren. »Ich habe Berichte gesehen, denen zufolge ihr Männer auf Schwarzenjagd geht. Willkürliche Rache gegen unschuldige Aborigines für Verbrechen, die von Unbekannten begangen wurden. Das ist Mord, meine Herren, kaltblütiger Mord. Das werde ich nicht dulden. Hier vertreten die
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