Wellenbrecher
ich bin um Mitternacht an der und der Stelle. Bring dein Boot und den Lieferwagen mit und hilf mir beim Ausladen.«
»So ungefähr, nur läuft er meistens gegen drei Uhr morgens rein, und wir erwarten ihn dann zu zweit oder zu dritt an verschiedenen Orten. Es ist einfacher für ihn, wenn er sich die Stelle aussuchen kann, der er gerade am nächsten ist.«
»Wo denn zum Beispiel?« fragte Galbraith geringschätzig. »Von wegen Hunderte von möglichen Orten! Das ist doch nichts als Quatsch. Die ganze Küste ist bebaut.«
Bridges lachte. »Sie würden sich wundern. Ich kenne zwischen Chichester und Christchurch mindestens zehn private Anleger in Flüssen, wo man sich drauf verlassen kann, daß die Eigentümer von zweiundfünfzig Wochenenden mindestens sechsundzwanzig nicht da sind. Ganz abgesehen von den Anlegern am Southampton Water. Steve ist ein guter Segler, der kennt das Gebiet wie seine Westentasche, und wenn er mit Auflaufwasser einläuft, kann er ziemlich nah an die Küste ran. Natürlich werden wir ein bißchen naß beim Hin- und Herwaten, und die Schlepperei zum Lieferwagen ist auch nicht immer lustig, aber zwei kräftige Männer können so eine Ladung gewöhnlich in einer Stunde löschen. Es ist im Grunde ein Klacks.«
Galbraith schüttelte den Kopf, als er an sein Bad vor Purbeck und die anstrengende Arbeit an der Winsch dachte. »Also, für mich hört sich das nach verdammt harter Arbeit an. Was verdient er denn an so einer Ladung?«
»Zwischen fünfhundert und tausend Pfund pro Fahrt.«
»Und was verdienen Sie daran?«
»Ich laß mich in Naturalien bezahlen. Zigaretten, Bier, was auch immer.«
»Was ist mit der Miete für die Garage?«
»Ich kann die Crazy Daze benutzen, wann immer ich will. Es ist ein simples Tauschgeschäft.«
Galbraith musterte ihn sinnend. »Läßt er Sie mit dem Boot segeln, oder dürfen Sie da nur Ihre Freundinnen empfangen?«
Bridges grinste. »Keiner außer ihm darf das Boot segeln. Es ist sein ganzer Stolz. Der kleinste Kratzer, und er würde einen umbringen.«
»Hm.« Galbraith nahm eine Weinflasche aus einem anderen Karton. »Und wann waren Sie das letztemal an Bord?«
»Vor zwei Wochen.«
»Mit wem?«
»Mit Bibi.«
»Nur mit Bibi? Oder vernaschen Sie hinter ihrem Rücken noch andere Frauen?«
»Herrgott noch mal, Sie geben aber auch nie auf, was? Nur mit Bibi, und wenn Sie ihr was anderes erzählen, beschwere ich mich bei Ihrem Vorgesetzten.«
Mit einem Lächeln steckte Galbraith die Flasche wieder in den Karton und trat zu einem anderen. »Wie funktioniert das Arrangement? Rufen Sie Harding in London an und sagen ihm, daß Sie übers Wochenende auf das Boot wollen? Oder bietet er es Ihnen an, wenn er’s gerade nicht braucht?«
»Ich kann es jederzeit während der Woche benutzen. Er an den Wochenenden. Die Abmachung ist gut, sie paßt uns beiden.«
»Es ist also mit dem Boot wie mit Ihrem Haus? Jeder kann mal eben auf eine schnelle Nummer vorbeikommen, wenn er gerade in Stimmung ist?« Er warf dem jungen Mann einen angewiderten Blick zu. »Ich finde das ziemlich schmutzig. Benutzen Sie alle dieselben Laken?«
»Na klar.« Bridges grinste. »Andere Zeiten, andere Sitten. Heute geht es darum, das Leben zu genießen. Zum Teufel mit den Anstandsregeln von anno dazumal.«
Galbraith schien plötzlich gelangweilt von dem Thema. »Wie oft segelt Harding nach Frankreich?«
»In etwa alle zwei Monate. Es sind ja keine großen Sachen, nur Alkohol und Zigaretten. Wenn er im Jahr fünftausend Pfund damit verdient, ist ihm das genug. Eine Lappalie! Deswegen habe ich ihm auch gesagt, er soll reinen Tisch machen. Das Schlimmste, was ihm passieren kann, sind ein paar Monate Knast. Es wäre was anderes, wenn er mit Drogen handeln würde, aber« - er schüttelte heftig den Kopf - »die würde er noch nicht mal mit der Feuerzange anrühren.«
»Wir haben auf dem Boot Cannabis gefunden.«
»Ach, hören Sie auf«, entgegnete Bridges. »Was ist denn schon dabei, wenn er sich hin und wieder mal einen Joint reinzieht? Deswegen ist er doch noch lange kein Drogenmafioso. Sie können’s mir glauben, er bringt nichts Gefährlicheres rein als Rotwein.«
Galbraith schob zwei Kartons weg. »Wie steht’s mit Hunden?« Er hob einen Plastiktransportbehälter hoch, der hinter den Kartons stand, und hielt ihn Bridges hin.
Der zuckte die Achseln. »Ein paarmal vielleicht. Was ist daran so schlimm? Er achtet immer darauf, daß sie ihre Impfbescheinigungen haben.« Er lachte über
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