Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wellenbrecher

Titel: Wellenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
Vom Netzwerk:
Büro zusammendrängten: »Was glauben Sie, was er da tut?«
    »Godzilla freilassen?« meinte einer der Männer mit einem anzüglichen kleinen Lachen.
    »Er gibt jemandem ein Zeichen«, sagte eine Frau.
    Carpenter spulte noch ein Stück zurück, um dem Schwenk der Kamera über die unscharfe Silhouette einer weißen Motorjacht zu folgen und über die verwischte Gestalt im Bikini, die auf dem Bauch im Bug lag. »Ja, der Meinung bin ich auch«, sagte er. »Fragt sich nur, wem.«
    »Nick Ingram hat eine Liste der Boote gemacht, die an dem Tag dort waren«, bemerkte ein anderer Mann. »Es kann doch nicht schwer sein, sie ausfindig zu machen.«
    »Ich weiß, daß eine Fairline Squadron mit zwei jungen Mädchen an Bord dort war«, sagte Carpenter. »Die Gregory’s Girl aus Poole. Fangen Sie mit der an. Sie gehört einem Geschäftsmann aus Poole namens Gregory Freemantle.«
     
    Ingram stieß sich von der Wand ab und versperrte Steven Harding den Weg, als dieser um Viertel vor fünf mit dem Arm in der Schlinge aus dem Krankenzimmer kam. »Guten Abend, Sir«, sagte er höflich. »Ich hoffe, es geht Ihnen wieder besser.«
    »Was kümmert Sie das?«
    Ingram lächelte. »Ich interessiere mich immer für die Leute, denen ich Beistand geleistet habe.«
    »Also, ich rede kein Wort mit Ihnen. Sie sind doch der Kerl, der die Bullen auf mein Boot gehetzt hat.«
    Ingram zeigte ihm seinen Dienstausweis. »Ich habe Sie am Sonntag vernommen. Constable Ingram, Polizei Dorset.«
    Harding verengte die Augen zu Schlitzen. »Die behaupten, sie können die Crazy Daze bis auf weiteres zurückhalten, aber sie sind nicht bereit, mir zu erklären, woher sie das Recht dazu nehmen. Ich habe nichts getan, sie können mir überhaupt nichts vorwerfen, aber sie meinen, sie können mir ohne jeden Grund mein Boot stehlen.« Er sah Ingram mit zornigem Blick an. »Was heißt überhaupt ›bis auf weiteres‹?«
    »Es kann alle möglichen Gründe geben, die es notwendig machen, einen beschlagnahmten Gegenstand zurückzuhalten«, erklärte Ingram hilfsbereit, wenn auch nicht unbedingt klar verständlich. Die zurückhaltungsrechtlichen Vorschriften waren äußerst schwammig, und bei der Polizei hatte man wenig Skrupel, sogenannte Beweismittel unter Bergen von Papierkram zu begraben, um sie nicht so schnell wieder herausrücken zu müssen. »Im Fall Ihres Bootes bedeutet es wahrscheinlich, daß die forensischen Untersuchungen noch nicht abgeschlossen sind, aber wenn das erledigt ist, sollten Sie es eigentlich unverzüglich zurückbekommen.«
    »Das ist doch nichts als Augenwischerei. Die halten das Boot unter Verschluß, damit ich mich nicht nach Frankreich absetze.«
    Ingram schüttelte den Kopf. »Frankreich wäre keine Lösung, Mr. Harding«, meinte er milde belehrend. »In Europa sind heutzutage alle mächtig kooperativ.« Er trat zur Seite und machte eine einladende Geste. »Gehen wir?«
    Harding wich zurück. »Sie träumen wohl! Ich werde nirgendwo mit Ihnen hingehen.«
    »Ich fürchte, es bleibt Ihnen nichts anderes übrig«, entgegnete Ingram scheinbar bedauernd. »Miss Jenner hat Sie wegen tätlichen Angriffs angezeigt, und ich muß deshalb darauf bestehen, daß Sie mir einige Fragen beantworten. Es wäre mir lieber, Sie kommen freiwillig mit, aber wenn es nicht anders geht, werde ich Sie festnehmen.« Er wies mit dem Kinn auf das Stück Korridor hinter Harding. »Da gibt’s keinen Ausgang, das habe ich schon überprüft.« Dann zeigte er zur Tür am entgegengesetzten Ende, wo eine Frau vor einem Anschlagbrett stand. »Das ist der einzige Weg.«
    Harding zog langsam seinen Arm aus der Schlinge, schätzte offensichtlich seine Chancen ein, dieses einfältige Riesenbaby in Uniform im Sprint zu schlagen; aber irgend etwas veranlaßte ihn, von einer Flucht abzusehen. Vielleicht war es die Tatsache, daß Ingram gut einen Kopf größer war als er. Vielleicht ließ die Frau am Anschlagbrett erkennen, daß sie eine Polizistin war. Oder vielleicht entdeckte er in Ingrams trägem Lächeln auch etwas, das ihn warnte …
    Er zuckte gleichgültig die Achseln. »Na schön! Ich habe sowieso nichts anderes vor. Aber Sie sollten lieber Ihre kostbare Maggie verhaften. Sie hat nämlich mein Telefon gestohlen.«

23
     
     
    Auf dem Beifahrersitz des Range Rover angeschnallt, wo Ingram ihn im Auge behalten konnte, hockte Harding fast die ganze Fahrt nach Swanage über grimmig schweigend in seiner Ecke. Ingram unternahm keinen Versuch, eine Unterhaltung mit ihm

Weitere Kostenlose Bücher