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Wellenbrecher

Titel: Wellenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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einem Schauspieler zu tun hatte. Er fragte sich, wie Harding wohl reagieren würde, wenn er von dem Video hörte.
    »Sie konnten kaum die Finger von ihnen lassen«, sagte er. »Miss Jenner zufolge hielten Sie Paul von hinten umschlungen, als sie zu den Bootshütten hinunterkam.«
    »Ich fasse es einfach nicht!« rief Harding in ungläubiger Verzweiflung. »Ich habe ihm doch nur gezeigt, wie man ein Fernglas hält.«
    »Beweisen Sie es.«
    »Wie denn?«
    Ingram kippte seinen Stuhl nach hinten, streckte seine langen Beine aus und faltete die Hände hinter dem Kopf. »Sagen Sie mir, warum Sie in Chapman’s Pool waren. Was immer Sie dort getan haben, kann auf keinen Fall schlimmer sein als das, was man jetzt in Ihr Verhalten hineindeutet.«
    »Ich sage kein Wort mehr.«
    Ingram starrte zu einem Flecken an der Zimmerdecke hinauf. »Dann werde ich Ihnen sagen, was Sie meiner Ansicht nach getan haben. Sie waren in Chapman’s Pool, um sich dort mit jemandem zu treffen«, sagte er. »Ich vermute, es handelte sich um eine Frau, und ich vermute, sie war auf einem der Boote in der Bucht. Aber die Pläne, die Sie mit ihr gemacht hatten, fielen buchstäblich ins Wasser, als es plötzlich überall von Polizei und Schaulustigen wimmelte.« Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Harding. »Aber warum die Heimlichtuerei, Mr. Harding? Was um alles in der Welt hatten Sie denn so Schlimmes vor, daß Sie sich lieber wegen Mordverdacht verhaften lassen, als eine Erklärung abzugeben?«
     
    Es dauerte zwei Stunden, bis der Anwalt eintraf, mobilisiert von Tony Bridges’ Großvater. Nach einem kurzen Gespräch mit seinem Mandanten, gefolgt von Versicherungen der Polizei, daß Tony Bridges aufgrund seines Alibis nicht unter Verdacht stehe, in die an Kate Sumner verübten Verbrechen verwickelt zu sein, riet er Bridges, die Fragen der Polizei zu beantworten.
    »Okay, ja, ich habe Kate ziemlich gut gekannt. Sie wohnt - sie wohnte nur ungefähr zweihundert Meter vom Haus meines Großvaters entfernt. Wenn ich in der Garage zu tun hatte, kam sie meistens rein und hat mit mir gequatscht, weil sie wußte, daß ich mit Steve befreundet war. Sie war schon ein richtiges kleines Flittchen, hat dauernd rumgeflirtet, ihre blauen Babyaugen aufgerissen und damit angegeben, welche Männer sich alle für sie interessieren. Ich hab gedacht, sie wollte was von mir, besonders als sie erzählte, daß ihr Mann im Bett Probleme hätte. Sie sagte, sie brauchte literweise Babyöl, um dem armen Kerl auf die Sprünge zu helfen, und dabei hat sie sich halbtot gelacht. Ihre Schilderungen hätten wirklich nicht anschaulicher sein können. Daß Hannah dabei war oder daß ich mich vielleicht mit ihrem Mann anfreunden könnte, war ihr völlig egal.« Er machte ein Gesicht, als quälte ihn die Erinnerung. »Ich hab’s Ihnen ja schon mal gesagt, die Frau war krank. Ich glaube, sie hat’s genossen, gegen andere grausam zu sein. Sie hat dem armen Kerl das Leben wahrscheinlich zur Hölle gemacht. Auf jeden Fall hat sie mir mit Wonne eine reingewürgt, als ich sie mal küssen wollte. Sie hat mir ins Gesicht gespuckt und gesagt, so nötig hätte sie’s nun auch wieder nicht.«
    Er schwieg.
    »Wann war das?«
    »Ende Februar.«
    »Was geschah dann?«
    »Nichts. Ich hab ihr gesagt, sie soll sich verpissen. Dann fing Steve an, Andeutungen zu machen, daß er was mit ihr hätte. Ich vermute, sie hatte ihm erzählt, daß ich es bei ihr versucht hätte, und da mußte er mir das wohl unter die Nase reiben. Er sagte, sämtliche Männer außer mir hätten schon mit ihr geschlafen.«
    Carpenter zog ein Blatt Papier zu sich heran und zückte seinen Füller. »Nennen Sie mir Namen«, sagte er. »Nennen Sie mir jeden, der Ihres Wissens etwas mit ihr hatte.«
    »Steve Harding.«
    »Weiter.«
    »Sonst weiß ich niemanden.«
    Carpenter legte den Füller wieder hin und sah Bridges an. »Das reicht nicht, Mr. Bridges. Sie behaupten, sie sei ein Flittchen gewesen, und dann nennen Sie mir einen einzigen Namen. Das gibt mir wenig Vertrauen in Ihre Einschätzung von Kate Sumners Charakter. Angenommen, Sie sagen die Wahrheit, dann wissen wir von genau drei Männern, die eine Beziehung mit ihr hatten - ihr Mann, Steven Harding und jemand aus ihrer Vergangenheit.« Er fixierte Bridges. »Das ist doch weiß Gott bescheiden für eine Frau von dreißig Jahren, selbst wenn man die strengsten moralischen Maßstäbe anlegt. Oder würden Sie jede Frau, die drei Liebhaber gehabt hat, als Flittchen

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