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Wellenbrecher

Titel: Wellenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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damit ich im Haus bleiben kann. Aber ich muß erst meinen Chef erreichen, damit er jemanden von hier mobilisiert.« Sie seufzte. »Ich soll Sumner jetzt wohl wecken?«
    Er tätschelte ihr die Schulter. »Nein, zeigen Sie mir nur sein Zimmer. Ich mach das schon.«
    Sie wäre gern auf das Angebot eingegangen, schüttelte jedoch den Kopf. »Da stören Sie womöglich Hannah«, sagte sie mit einem drohenden Zähnefletschen. »Und ich schwör’s Ihnen, ich bringe Sie um, wenn sie wieder zu brüllen anfängt, bevor ich mir eine Zigarette und einen starken Kaffee reingezogen hab. Ich bin total erledigt. Noch mehr Geschrei kann ich ohne Megadosen von Nikotin und Koffein nicht mehr ertragen.«
    »Na, da stirbt wohl die Sehnsucht nach Kindern, hm?«
    »Da stirbt die Sehnsucht nach einem Ehemann«, versetzte sie. »Ich wär viel besser zurechtgekommen, wenn er sich nicht ständig in meiner Nähe aufgehalten hätte.« Sie öffnete leise die Tür zum Wohnzimmer. »Sie können hier warten, bis er kommt. Das Zimmer wird Ihnen bestimmt gefallen. Der reinste Reliquienschrein.«
    Galbraith hörte Schritte auf der Treppe und wandte sich um, als die Tür aufging. Sumner war Anfang Vierzig, sah heute jedoch wesentlich älter aus, und Galbraith vermutete, daß Harding ihn noch weit unschmeichelhafter beschrieben hätte, hätte er den Mann in diesem Zustand gesehen. Er war unrasiert und ungepflegt, und sein Gesicht wirkte unsäglich müde, aber ob aus Kummer oder Schlafmangel, war nicht zu sagen. Seine Augen waren jedoch ziemlich klar, und auch das entging Galbraith nicht. Schlafmangel führte nicht automatisch zu geistiger Stumpfheit.
    »Guten Morgen, Sir«, sagte er, »es tut mir leid, daß ich Sie so früh schon stören muß, aber ich habe noch einige Fragen an Sie, und die dulden leider keinen Aufschub.«
    »Das ist schon in Ordnung. Setzen Sie sich doch. Ich weiß, ich war gestern abend nicht sehr hilfreich, aber ich war so erledigt, daß ich kaum einen klaren Gedanken fassen konnte.« Er setzte sich in einen Sessel und überließ Galbraith das Sofa. »Die Listen, die Sie haben wollten, liegen auf dem Küchentisch.«
    »Danke.« Galbraith musterte den Mann mit forschendem Blick. »Konnten Sie wenigstens etwas schlafen?«
    »Kaum. Ich mußte dauernd daran denken. Es ist so unlogisch. Ich könnte es vielleicht noch verstehen, wenn sie beide ertrunken wären, aber daß Kate tot ist und Hannah noch lebt, das ergibt einfach keinen Sinn.«
    Galbraith konnte ihn verstehen. Auch er und Carpenter hatten sich über diese Tatsache den Kopf zerbrochen. Warum hatte Kate Sumner sterben müssen, während das kleine Mädchen am Leben geblieben war? Die elegante Erklärung - daß es sich bei dem Boot um die Crazy Daze gehandelt hatte und Hannah in der Tat an Bord gewesen war, es aber geschafft hatte, sich zu befreien, während Harding nach Chapman’s Pool gewandert war - berücksichtigte nicht die Fragen, warum das Kind nicht zusammen mit seiner Mutter ins Meer gestoßen worden war. Oder wieso Harding so wenig besorgt gewesen war, ihre Schreie könnten von anderen Seglern gehört werden, daß er sie einfach allein zurückgelassen hatte. Oder wer ihr in den Stunden, bevor sie gefunden worden war, zu essen und zu trinken gegeben und die Windel gewechselt hatte.
    »Hatten Sie schon Zeit, die Garderobe Ihrer Frau durchzusehen, Mr. Sumner? Können Sie uns sagen, ob irgendwelche Kleidungsstücke fehlen?«
    »Soweit ich sehen kann, nicht - aber das hat nicht viel zu sagen«, erklärte er, »ich achte eigentlich nie darauf, was die Leute anhaben.«
    »Koffer?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Na gut.« Galbraith öffnete seinen Aktenkoffer. »Ich habe hier einige Kleidungsstücke, die ich Ihnen zeigen muß, Mr. Sumner. Bitte sagen Sie es mir, wenn Sie irgend etwas davon wiedererkennen.« Er holte eine durchsichtige Plastiktüte aus dem Koffer, in der die dünne Bluse verpackt war, die sie auf der Crazy Daze gefunden hatten, und hielt sie Sumner hin.
    Sumner schüttelte den Kopf, ohne die Tüte zu nehmen. »Die hat nicht Kate gehört«, sagte er.
    »Wieso sind Sie so sicher«, fragte Galbraith neugierig, »wenn Sie nicht darauf geachtet haben, was Sie anzuziehen pflegte?«
    »Die Bluse da ist gelb. Sie mochte Gelb nicht. Sie sagte immer, es steht Menschen mit hellem Haar nicht.« Er wies mit einer unbestimmten Geste zur Tür. »Es gibt im ganzen Haus kein Gelb.«
    »Gut.« Er nahm die Beutel mit dem Büstenhalter und dem Höschen heraus. »Können Sie mir sagen, ob

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