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Wellenbrecher

Titel: Wellenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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saures Gesicht gemacht, als du mich gesehen hast?«
    »Hab ich doch gar nicht.« Sie senkte den Kopf, um ihr Haar nach vorn fallen zu lassen, so daß es ihre Augen verbarg. Sie wußte, daß er das haßte. »Ich bin nur müde, das ist alles... Ich wollte nach Hause und ein bißchen fernsehen.«
    Er packte sie beim Handgelenk. »Steve hat sich verdrückt. Ist er derjenige, mit dem du dich treffen wolltest?«
    »Mach dich nicht lächerlich.«
    »Wo ist er?«
    »Woher soll ich das wissen?« Sie drehte den Arm hin und her, um sich aus seinem Griff zu befreien. »Er ist doch dein Freund.«
    »Ist er zum Wohnwagen rausgefahren? Hast du dich dort mit ihm verabredet?«
    Zornig riß sie sich los. »Weißt du was, du hast offensichtlich ein Riesenproblem mit ihm - du solltest mal mit jemandem darüber reden, statt deine Wut immer an mir auszulassen. Und nur zu deiner Information, nicht jeder haut gleich ab und versteckt sich im Wohnwagen von Mummy und Daddy, wenn mal was schiefgeht. Der ist doch die reinste Müllhalde - genau wie dein Haus -, und wer will schon auf einer Müllhalde bumsen?«
    Sie rieb sich das schmerzende Handgelenk, und ihr unreifes Jungmädchengesicht bekam einen häßlichen Zug. »Es ist doch nicht Steves Schuld, daß du fast jeden Abend so zugedröhnt bist, daß du ihn nicht mehr hochkriegst. Spar dir also das Theater. Dein Problem ist einfach, daß du fertig bist, aber das willst du nicht sehen.«
    Er starrte sie grimmig an. »Und was war am Samstag? Ich war’s nicht, der am Samstag so hackedicht war, daß er nicht mehr konnte. Ich hab’s echt satt, mich verarschen zu lassen, Bibs.«
    Am liebsten hätte sie mit einer hochmütigen Kopfbewegung erwidert, er wäre im Bett so langweilig, daß man ebensogut im Koma liegen könnte, aber die Vorsicht verbot es ihr. Er hatte Methoden, sich zu rächen, die sie fürchtete. »Das kannst du mir nun wirklich nicht zum Vorwurf machen«, murmelte sie statt dessen lahm. »Du solltest dir von deinen dreckigen Freunden eben kein dreckiges E andrehen lassen. Da kann man dran sterben.«

16
     
     
    FAX:
Von: Constable Nicholas Ingram
Datum: 14. August - 19 Uhr 05
An: Inspector John Galbraith
Betrifft: Morduntersuchung
Kate Sumner
     
    Ich habe mir über die ganze Angelegenheit noch einmal gründlich Gedanken gemacht, insbesondere in bezug auf den pathologischen Befund und das angetriebene Schlauchboot, und da ich morgen meinen freien Tag habe, faxe ich Ihnen das Ergebnis meiner Überlegungen noch heute zu. Es basiert allerdings ganz auf der Annahme, daß das angetriebene Boot irgendwie mit Kate Sumners Ermordung zu tun hat. Gleichzeitig eröffnet es aber neue Perspektiven, die es vielleicht wert wären, in Betracht gezogen zu werden.
    Ich sagte heute morgen,
    1. daß die Möglichkeit besteht, daß das Boot Ende Mai in Lulworth gestohlen wurde und in diesem Fall der Dieb und Kate Sumners Mörder ein und dieselbe Person sein könnten;
    2. daß, falls meine »Schlepp«-Theorie zutreffend sein sollte, einiges dafür spricht, daß der Außenbordmotor (Marke: Fastrigger, Seriennr: 240B 5006678) entfernt wurde und sich noch in Besitz des Diebes befindet;
    3. daß Sie sich Steven Hardings Logbuch noch einmal ansehen sollten, um festzustellen, ob er am Donnerstag, dem 29. Mai in der Bucht von Lulworth war;
    4. daß es einige Ihrer forensischen Fragen klären würde, wenn er ein zweites Schlauchboot auf der Crazy Daze untergebracht hatte, das mit einer Fußpumpe hätte aufgepumpt werden können;
    5. daß er wahrscheinlich irgendwo einen Lagerraum hat, den Sie noch nicht gefunden haben und in dem der gestohlene Außenbordmotor untergebracht sein könnte.
    Inzwischen habe ich Zeit gehabt, darüber nachzudenken, wie das Schlauchboot am hellichten Tag aus Lulworth entfernt worden sein könnte, und mir ist klargeworden, daß es Harding - oder auch jedem anderen - gewisse Schwierigkeiten bereitet hätte, das zu bewerkstelligen.
    Wichtig ist zunächst einmal, sich klarzumachen, daß die Crazy Daze mitten in der Bucht von Lulworth geankert haben muß und Harding deshalb nur in seinem eigenen Beiboot hätte an Land kommen können. Ein paar junge Leute auf einer Spritztour hätten kaum Aufmerksamkeit erregt (man hätte angenommen, das Boot gehöre ihnen), aber ein einzelner Mann mit zwei Schlauchbooten wäre auf jeden Fall aufgefallen, besonders da er sie hinter- oder nebeneinander am Heck der Crazy Daze hätte vertäuen müssen (es sei denn, er wäre bereit gewesen, Zeit damit zu

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