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Wellenbrecher

Titel: Wellenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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denn ich bin ja diejenige, die durch diese Erfahrung gewonnen hat. Mein Vertrauen in mich selbst und in meine Zukunft ist dadurch stark gewachsen.
    Ich weiß, daß William und Kate Sumner im August 1994 ein Kind bekamen. Mir ist aufgrund simpler Berechnungen auch klar, daß das Kind von meinem Mann sein könnte. Aber ich habe dieses Thema ihm gegenüber nie zur Sprache gebracht. Und ich habe auch sonst mit keinem Menschen darüber gesprochen. Ich konnte keinen Sinn darin sehen, den Betroffenen, und vor allem dem Kind, das Leben schwerzumachen.
    Ich bin Kate Hill-Sumner und ihrem Ehemann nie begegnet.
    Vivienne Purdy

19
     
     
    In Broxton House ließ Nick Ingram die beiden Frauen in der Küche zurück, um in Winfrith anzurufen. Er sprach mit Superintendent Carpenter und berichtete ihm von Hardings Eskapade.
    »Man hat ihn jetzt nach Poole ins Krankenhaus gebracht, Sir. Ich werde ihn später noch zu dem Angriff auf Maggie Jenner vernehmen. Aber inzwischen sollten Sie ihn im Auge behalten. Es besteht wohl keine Gefahr, daß er verschwindet, weil sein Arm genäht werden muß, aber meiner Ansicht nach hat er völlig die Kontrolle verloren, sonst hätte er Miss Jenner nicht angegriffen.«
    »Was wollte er denn? Sie vergewaltigen?«
    »Das weiß sie nicht. Sie hat ihn angebrüllt, als ihr Pferd durchging, und daraufhin hat er ihr einen Schlag versetzt, daß sie zu Boden stürzte.«
    »Hm.« Carpenter überlegte einen Moment. »Ich dachte, Sie und John Galbraith wären zu dem Schluß gekommen, daß er sich für kleine Jungs interessiert.«
    »Ich lasse mich gern eines anderen belehren, Sir.«
    Carpenter lachte. »Wie lautet die erste Regel für jeden Polizisten, mein Junge?«
    »Immer aufgeschlossen sein, Sir.«
    »Zuerst die Kleinarbeit. Dann die Schlußfolgerungen.« Wieder folgte ein kurzes Schweigen. »Der Inspector ist auf Ihr Fax hin sofort losgefahren, um William Sumner in die Mangel zu nehmen. Er wird gar nicht erfreut sein, wenn sich herausstellen sollte, daß nun doch Harding unser Mann ist.«
    »Tut mir leid, Sir. Wenn Sie mir ein, zwei Stunden Zeit lassen, damit ich noch mal zur Landspitze rausfahren kann, werde ich vielleicht feststellen können, was er da zu suchen hatte. Das geht schneller, als wenn Sie erst jemanden von Ihren Leuten herschicken.«
    Doch Ingrams Aufbruch verzögerte sich, weil die beiden Frauen in so schlechter Verfassung waren. Celia hatte derart starke Schmerzen, daß sie sich nicht setzen konnte, und so stand sie stocksteif in der Küche, die Beine leicht gespreizt, während sie sich schwer auf ihre Stöcke stützte. Und Maggie zitterte unter den Nachwirkungen des Schocks an allen Gliedern.
    »E-entsch-schuldigen Sie«, sagte sie zähneklappernd, als sie eine schmutzige, muffig riechende Pferdedecke aus der Spülküche holte und sie sich um die Schultern legte. »Mir ist f-furchtbar kalt.«
    Ohne viel Federlesens drückte Ingram sie auf einen Stuhl neben dem Herd nieder und befahl ihr, ruhig sitzen zu bleiben, während er sich um ihre Mutter kümmere.
    »Also«, sagte er zu Celia, »was ist bequemer für Sie, wenn Sie liegen oder wenn Sie sitzen?«
    »Liegen«, antwortete sie.
    »Dann stelle ich Ihnen hier unten im Erdgeschoß ein Bett auf. In welchem Zimmer wollen Sie es haben?«
    »Kommt nicht in Frage«, widersprach sie heftig. »Ich bin doch keine Invalidin.«
    Er verschränkte die Arme und musterte sie unfreundlich. »Ich habe keine Zeit für lange Diskussionen, Mrs. Jenner. Sie können unmöglich die Treppe hinauf in Ihr Bett, also muß das Bett zu Ihnen kommen.« Sie sagte nichts. »Na schön«, fuhr er fort und ging in die Diele, »dann entscheide eben ich.«
    »In den Salon«, rief sie ihm nach. »Und nehmen Sie das Bett aus dem Zimmer ganz am Ende des Flurs.«
    Er begriff bald, daß ihre Weigerung weniger mit der Angst zu tun hatte, als Invalidin betrachtet zu werden, sondern mehr mit ihrem Widerstreben, ihn einen Blick in das obere Stockwerk werfen zu lassen. Bis zu dem Moment, als er die öde Leere der oberen Räume sah, hatte er keine Ahnung gehabt, wie verzweifelt ihre Situation war. Die Türen aller Zimmer, acht insgesamt, standen offen, und in keinem außer in Celias Schlafzimmer befand sich auch nur ein einziges Möbelstück. Der Geruch nach Staub und nach Moder, verursacht von der Feuchtigkeit, die durch das undichte Dach eindrang, stieg ihm in die Nase, und es wunderte ihn nicht, daß Celias Gesundheit angegriffen war. Er mußte an Jane Fieldings Klagen darüber denken,

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