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Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg

Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg

Titel: Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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Hände nicht gerührt. Er kannte Jerome gut genug, um zu wissen, was die Art seines Verhaltens bedeutete, und er war traurig.
    Als nächster Redner nach Jerome Patton trat der Superintendent selbst an das Stehpult, Rektor Snider führte ihn ein. Carr las nicht ab. Er sprach frei, während seine Hände das Pult rechts und links faßten und seine wasserblauen Augen die Senioren fixierten, die alle an ihm vorüber ins Nichts oder in ihre eigenen Träume schauten. Er sagte, was hundert Jahre hindurch seine Vorgänger jedes Jahr und bei jeder Gelegenheit gesagt hatten. Er pries die Anstrengungen der Verwaltung und der Schulleitung; er ließ einen sehr kurzen Dank an die Lehrer einfließen. Er lobte die Senioren, die ihr Baccalaureats-Examen bestanden hatten, und ermahnte sie, weiterhin fleißig und gewissenhaft zu sein und sich einer großen Nation würdig zu erweisen. Es war nicht viel, was er zu sagen hatte, aber es fiel ihm auch nicht schwer, zu jedem Punkt zwanzig bis vierzig Sätze zu machen. Dadurch zog sich seine Ansprache in die Länge, und im Saal ließ sich eine Kleinkinderstimme hören. Es war der einzige Augenblick, in dem sich die Stimmung lockerte und ein Lächeln auf vielen Gesichtern erschien. Es schwand wieder, als das Kind still wurde und Mister Carr weitersprach. Einmal jedoch mußte er aufhören. Es ließ sich nicht vermeiden. Die Personen in der ersten Reihe klatschten und fanden für ihren Beifall ein peinlich schwaches Echo. Die Senioren in den weiten schwarzen Mänteln erhoben sich und gingen hinauf auf die Bühne, um sich allen Teilnehmern noch einmal als Gruppe zu zeigen. Der Beifall für sie brach los wie ein unversehens sich erhebender Sturm. Sie reagierten scheinbar nicht darauf. Keine Miene rührte, keine Hand bewegte sich; die langen Mäntel fielen von den Schultern her zu den Füßen, als seien sie die Mäntel von Statuen. So stand die Gruppe da wie ein einprägsames Denkmal. Es währte lange, bis der Beifall abflaute.
    Als er verstummte, gingen die sechzehn jungen Menschen wie auf ein unsichtbares Zeichen hin auseinander, in zwei Reihen, einer hinter dem anderen, Mädchen und Jungen getrennt, zurück zu ihren Plätzen.
    Rektor Snider erhob sich und gab den Abschluß der Feier bekannt. Die Schüler der oberen Klassen, Lehrer und Angehörige waren noch zu einem Tanzvergnügen eingeladen. Platz des Vergnügens sollte der Speisesaal sein; der Beginn war in einer Stunde angesetzt.
    Rektor Snider bot in der Zwischenzeit im Lehrerzimmer den Beamten und Lehrer Ball eine Erfrischung an.
    »O. k. überstanden«, sagte Chester Carr und leerte das zweite Glas Coca-Cola. »Alles recht steif und der Beifall falsch verteilt, aber immerhin – die Ordnung nicht gestört. Diese Leute müssen nur wissen, daß gegebenenfalls durchgegriffen wird.« Das somit eröffnete Gespräch blieb gezwungen und lief nur mit Unterbrechungen dahin. Ball beteiligte sich kaum. Er lauschte nach draußen und trat hin und wieder an ein Fenster, um auf den Vorplatz hinauszuschauen. Er suchte Mahan, von dem er sich noch einmal verabschieden wollte. Aber er konnte ihn lange nicht entdecken.
    Endlich sah er ihn und seine Frau auftauchen, im Gespräch mit King, mit Byron Bighorn, mit Julia Bedfort und Jerome Patton, mit Burt und Alice. Aber gleich löste sich diese Gruppe wieder auf und war auch schon verschwunden. Der Vorplatz und das Gelände um das Staubecken leerten sich rasch. Ball kehrte zum Gespräch mit den Beamten zurück.
    Bald darauf aber fühlte er sich durch die Geräusche abfahrender Wagen auf eine ihm selbst nicht ganz erklärliche Weise beunruhigt, und unter dem Vorwand, in dem Speisesaal, der für den Tanzabend eingeräumt werden sollte, nach dem Rechten sehen zu wollen, verließ er das Lehrerzimmer und lief dorthin. Die Tische waren ordnungsgemäß weggebracht, die Stühle rings an der Wand aufgestellt, der Platz für das Orchester eingerichtet. Es ließ sich aber noch niemand sehen. Bei der schwülen Wärme des Sommertages schien es auch nicht allzu verwunderlich, daß man mit dem Beginn des Tanzvergnügens noch etwas warten wollte. Ball suchte sich mit diesem Gedanken zu beruhigen.
    Er ging auf den Vorplatz der Schule, auf dem kaum jemand mehr anzutreffen war. Er schaute sich nach den Wagen und Pferden um. Sie waren verschwunden. Mit aufspringender Nervosität suchte Lehrer Ball nach den Mitgliedern des Tanzorchesters. Sie ließen sich nirgends finden. Die Instrumente standen noch an dem Platz im Internat, von dem

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