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Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg

Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg

Titel: Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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zahlen.«
    Oben auf dem Hügelkamm tauchten Hanska und Wakiya zu Pferd auf; als sie die Gäste erkannten, ritten sie schnell herbei.
    Alle lagerten sich jetzt miteinander im Gras.
    »Zwanzig Kühe haben die Mac Leans auch schon hier«, erzählte Joe weiter, nun im großen Kreis. »Eine Mac Lean-Kuh ist bereits auf meine bewässerten Wiesen gelaufen. Ich habe sie fortgejagt.«
    Er wandte sich an Jerome.
    »Zwei Jahre?« fragte er, offenbar in Anknüpfung an eine vorangegangene Abrede.
    »Ja.«
    Joe drehte sich die unvermeidliche Zigarette.
    »Melitta kommt mit ihrem Vieh auf unsere Büffelweiden. Sie hatte mit ihrem Mann und meinem Schwiegervater zusammen die Schulranch; sie versteht etwas. Bob ist im Gefängnis, das wißt ihr. Du kannst im Juli zu Melitta kommen, Jerome, helfen und lernen. Es wird dir nicht leichtfallen. Bis du die Lassoschlinge über einen Kälberkopf kriegst, mußt du lange üben, und was du zu tun hast, wenn eine Kuh kalbt, wird dir Melitta beibringen. Mit einem Hengst und einem Stier mußt du fertig werden, auch wenn sie anders wollen als du. Hast du schon mal geübt? Eine Ranch ist kein Garten.«
    Jerome blieb schüchtern. »In den Ferien war ich ein paarmal bei Whirlwinds.«
    »Warum gehst du nicht ganz dorthin? Er ist ein großer Rancher.«
    »Aber er denkt anders als meine Eitern.«
    »Wieso?«
    »Er spricht nicht viel. Aber er hat Gäste, die sagen: Unseren großen Häuptlingen hätte man das Gehirn aus dem Kopf holen müssen, um es zu untersuchen und zu sehen, wie sie so verrückt werden konnten, gegen die weißen Männer zu kämpfen.«
    »Das ist die Sprache unseres Chief-President Jimmy White Horse, wenn er genug gesoffen hat, und seines Bruders im Geiste Dave de Corby. Whirlwind denkt nicht so, aber er schweigt. Nein, da kannst du nicht hingehen, Jerome. Versuche es also bei Melitta; ich bin euer guter Nachbar. – Und was machst du jetzt, Gerald?«
    »Bin bei Mutter Mahan. Mein kleiner Bruder ist dort. Iliff ist sehr schwach.«
    »Verstehe. Was hast du dir dazu gedacht, Wasescha?«
    »Wenn die Sommerferien anfangen, gehe ich zu meiner Mutter heim. Dann kann Gerald zu dir kommen.«
    »Will er denn?«
    »Wollen!« sagte Gerald leise. »Es wird an deinem Wollen liegen, Inya-he-yukan. So wie früher geht es mit mir nicht mehr.«
    »Das gibt sich. Ich kenn’ das. – Wieviel Pferde hast du, Wasescha?«
    »Zwei.«
    »Wie wächst das Gras bei euch?«
    »Auch ohne Brunnen – nicht ganz so dünn und dürr wie hier. Mehr als im Bärgrund.«
    »Ihr habt 160 acres frei – kann ich zwei Pferde zu euch hinübergehen? Mit vieren ist Gerald dann beschäftigt bis zum Sommer – eben genug, um ganz gesund zu werden.«
    »Machen wir es so, Inya-he-yukan. Aber wer hilft dir über den Winter?«
    »Die Bighorn-Kinder. Wir legen die Weiden zusammen.«
    Gerald knipste mit dem Daumennagel. Er freute sich.
    Es war ganz natürlich, daß man zu der Koppel ging und daß Joe, Hugh, Gerald, Jerome, Wakiya, Hanska, Norris und die Zwillinge zusammen zur Pferdeweide ritten. Der Wind wehte steif, gut für einen erfrischenden Ritt. Joe hatte die Appalousa-Stute unter sich, die keinen anderen Reiter duldete. Mahan ritt den muskulösen und geschmeidigen Scheckhengst, das frühere Rodeopferd. Der Hengst schien Mahan tatsächlich für Joes Zwilling zu halten und paßte sich dem Reiter an, der zwar bei weitem nicht gleich durchtrainiert, aber ebenso feinfühlig war. Gerald hatte sich einen einjährigen mutigen Hengst ausgesucht, rechten Sohn der Appalousa-Stute, voller jugendlich-übermütiger Einfälle, geneigt, zu verweigern, zu steigen, zu tanzen. Aber der Hengst konnte seinen Reiter nicht ins Gras werfen. Hanska und die Zwillinge, die auf ihren Ponies umhertollten, begleiteten Geralds Erfolge mit hellen Jubelrufen.
    Jerome und Wakiya bildeten mit einem Fuchs und einem Dunkelbraunen den, ruhigen Abschluß der Reitergruppe.
    Die Schar der neun Reiter und ihre Pferde waren vom gleichen Gefühl eines kräftigen Lebens und mutigen Willens getragen. Das Pfeifen des Windes, der schärfer wehte, das Klopfen der Hufe auf dem Wiesenboden, das Wiehern der Hengste und die hellen Schreie der Kinder waren die Symphonie der Prärie. Auf der Weide spielten die Reiter mit den ledigen Tieren, und Joe führte dieses und jenes Kunststück mit dem Lasso vor; es gelang ihm, vier Pferde in einer Schlinge zu fangen. Geralds und Hanskas Augen glühten. Jerome wollte fast mutlos werden, aber er riß sich zusammen und dachte daran, daß Melitta

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