Welt Der Elben (1-3)
ich dir zu.
54 Nach Mitternacht
P lötzlich hielt ein silberner Kleinbus mit quietschenden Reifen, quer zur Straße. Zwei Männer sprangen heraus und versperrten ihnen den Weg, bevor sie weglaufen konnten.
»Hey ihr da, was macht ihr hier draußen im Dunkeln?« Einer leuchtete Kynka mit einer Taschenlampe ins Gesicht. »Seid ihr überhaupt schon volljährig? Du da, was hast du mit deinen Augen gemacht? Drogen? Merkwürdig. Schau mal! Heinz!«
Der Angesprochene trat einen Schritt näher.
»Zeigt eure Arme!«
Zalym und Kynka hielten ihnen die Hände entgegen.
»Nein, eure Innenarme will ich sehen!«
Sie drehten ihre Arme.
Der Mann schüttelte den Kopf. »Macht schon! Ärmel hochkrempeln!«
»Sie suchen nach Einspritzstellen für Drogen – es sind Polizisten«, flüsterte Heather, die hinter den Elben stand.
»In Ordnung. Ich will eure Ausweise sehen!«
Die Elben zuckten mit den Schultern.
»So was gibt es bei uns nicht«, sagte Moryn.
»Werd’ nicht albern!« Der Polizist trat auf Moryn zu. »Ausländer?«
»Ja.«
»Woher? Türkei?«
»Nein, ich bin ein E…«
Heather boxte ihm feste in die Rippen. »Halt die Klappe!«, zischte sie. »Lacandone«, sagte sie laut und vernehmlich.
»Wo liegt das denn?«, fragte der Polizist.
»Sieh doch im Atlas nach!«, antwortete Moryn.
»Nicht frech werden, ja.«
Heather war froh, dass sie ihre Papiere bei Lynn gelassen hatte. So schnell würden die Polizisten keine Namen aus ihnen herausbekommen. Blieb nur die Frage, wer sie befreien sollte.
Der andere Polizist leuchtete über Heathers und Zalyms blondes Haar. »Seid ihr auf Beutezug?« Er leuchtete zurück zu Heather. »Wie alt bist du? Du solltest im Bett liegen und morgen früh zur Schule gehen.«
»Es sind Ferien«, antwortete sie.
»Wir nehmen euch erst einmal mit, halten eure Namen fest und rufen dann eure Eltern an. Es ist nach Mitternacht, da habt ihr hier nichts mehr verloren.«
Im Polizeibus saß bereits ein betrunkener Mann. Er hing auf der Bank, in sich zusammengesunken, stank nach Alkohol und schnarchte.
Der Bus schaukelte und fuhr dann zu schnell um die Kurve. Häuser glitten an ihnen vorbei, Scheinwerfer blitzten auf, Ampeln, Menschen, Häuser …
»Südwesten. Wir fahren Richtung Südwesten«, raunte Moryn.
»Stimmt!«, flüsterte Tessya.
***
»Aussteigen! Alle aussteigen! Und lasst euch bloß nicht einfallen, wegzulaufen. Ich krieg euch!«, drohte der Polizist mit Namen Heinz und stemmte seine Hände in die Hüften.
Sie gingen ein paar Stufen hoch, kamen durch eine helle Eingangshalle und gelangten über die Treppe in den ersten Stock. Im Empfangsraum saßen bereits zwei Männer. Einer hatte eine Platzwunde an der Stirn und drückte ein blutiges Taschentuch darauf. Der andere hatte eine blutende Lippe. Für Heather sah die Szenerie eher aus wie die Notaufnahme eines Krankenhauses. »Ike zeeisch dich an!«, drohte der Mann mit der Platzwunde lallend.
»Mach det nur«, entgegnete der andere und erhob die Faust.
Ein Mann am Tresen des Empfangsbereichs winkte Heather und die Elben zu sich heran.
»Sie haben angeblich keine Papiere«, sagte Heinz.
»Hierher! Legt bitte euren Tascheninhalt, und zwar alles, auf den Tisch!«, forderte der Mann sie auf. »Dann werden wir ja sehen, ob ihr nicht doch irgendwelche Papiere bei euch habt…« Er lächelte milde und blickte Heather an. »Na, mach schon! Deine Eltern holen dich ab. Und du hast es hinter dir …«
»B-Blödmann!«, rief hinter ihr plötzlich einer der Männer. Sie drehte sich um.
»Arschloch, d-du!«
Der Mann hinter dem Tresen kam zur Tür raus und griff einen der Pöbelnden am Arm. »Ruhe!«, brüllte er.
Doch der andere der beiden Streitenden griff unvermittelt den Polizisten an. Der Polizist Heinz packte den Mann mit der geschwollenen Lippe und drehte ihm den Arm auf den Rücken. In diesem Moment kotzte der Betrunkene und erwischte den dritten Polizisten. Die zwei Streitenden waren mittlerweile von Heinz und dem Polizisten, der den Empfangsdienst hatte, fixiert. Handschellen klickten.
»Scheiße!« brüllte der Polizist, der das Erbrochene auf der Jacke hatte, und schob den Betrunkenen vor sich her.
»Und wer macht das jetzt sauber hier?«, rief Heinz. Er drehte sich zu seinem Kollegen. »Beknackte Nacht heute.« Vier Polizisten liefen an ihnen vorbei. »Einsatz!«, rief einer. »Schlägerei nach einem Straßenfest.«
»Um euch kümmere ich mich später. Mitkommen!«, befahl Heinz. Er dirigierte Heather und die
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